"Ein absolutes Highlight für Fußball-Fans"

Herr Heinrich, wie wird man als Franke Fan des FC Bayern München?

Diese Leidenschaft hatte ich schon als kleiner Bub, wahrscheinlich von meinem Opa und meiner Oma. Da gab's nie was anderes. Ich bin Franke, fühle mich aber eher als Bayer. Nach meiner Einschätzung gibt es in Oberfranken mindestens genauso viele Anhänger des FC Bayern wie Club-Fans. Ich bin seit 20 Jahren Mitglied des FCB.

Die Nachfrage nach Karten für das "Finale dahoam" in München war gigantisch. Wie haben Sie Ihr Ticket bekommen?

Ich war 1999 in Barcelona beim Endspiel der Bayern gegen Manchester dabei, 2001 in Mailand, als sie Valencia besiegten, und 2010 in Madrid beim 0 : 2 gegen Mailand. Als am 25. April nach dem Sieg gegen Real Madrid feststand, dass es zum Finale in München kommt, war mir klar: Da muss ich dabei sein. Ich habe alles versucht, was möglich ist, sämtliche Kontakte aktiviert, Sponsoren, Freunde und Bekannte angerufen, auch Fußballtrainer; ich habe mich für die Kartenverlosungen der Uefa und des FC Bayern beworben. Dass es geklappt hat, war reiner Zufall in letzter Sekunde: Mein Schwager hat am Dienstag vergangener Woche mit jemandem telefoniert, der über die Uefa eine Karte bekommen hatte, sie dann aber verkaufen musste, da er am Samstag keine Zeit hat. Mein Schwager hat sofort gesagt: Moment, ich kenn' da jemanden... Das war purer Dusel.

Über die reguläre Verlosung hat man wenig Chancen?

Ich kenne einen Hofer, der hat eine Karte über die Auslosung des FCB bekommen. Ich bin Mitglied des Issigauer Bayern-Fanclubs; soweit ich weiß, haben dort auch einige Mitglieder Tickets erhalten.

Wie viel haben Sie für die Karte bezahlt?

Der Preis war im Rahmen - also keinesfalls so hoch, wie im Internet auf dem Schwarzmarkt verlangt wird.

Wo hätten Sie das Spiel angesehen, wenn Sie keine Karte bekommen hätten?

Ich wäre auch ohne Ticket nach München gefahren. Man kann doch nicht in Hof bleiben, während zwei Autostunden entfernt das Finale stattfindet! In München zeigen sie das Spiel an jeder Ecke, in allen Lokalen und Biergärten stehen Leinwände. Diese Atmosphäre muss man erleben. Viele Hofer fahren am Samstag runter, obwohl sie nicht ins Stadion kommen - und obwohl man nicht wissen kann, was letztlich passiert...

Wie im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund.

Ich habe die Niederlage gegen Dortmund erwartet.

Warum?

Zum einen, weil die Dortmunder eine überragende Serie gespielt haben - sie waren einfach super drauf. Außerdem bin ich überzeugt, dass bei den Bayern im Grunde die gesamte Saison auf den kommenden Samstag angelegt war, auf das Finale im eigenen Stadion. Das war immer in den Hinterköpfen der Spieler, auch im Pokal-Endspiel gegen Dortmund. Keiner wollte sich verletzen.

Was erwarten Sie für Samstag gegen Chelsea London?

Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Dortmund. Ob die Bayern allerdings gewinnen, sei mal dahingestellt. So ein Finale ist immer mit Unwägbarkeiten verbunden. Aber wenn alles normal läuft, gewinnen sie. Ich hoffe es wenigstens.

Wie werden Sie den Samstag in München verbringen?

Ich fahre mit dem Zug. Dann gehe ich in die Innenstadt, auf den Marienplatz, ein bisschen bummeln und die ganze Atmosphäre aufsaugen, bevor es in die Allianz-Arena geht. Ein Champions-League-Finale ist für einen Fußballfan immer wieder ein absolutes Highlight. Selbst das Endspiel 1999 in Barcelona gegen Manchester United: Nach der Niederlage war natürlich erst mal die totale Ernüchterung - aber im Rückblick war es trotz allem ein super Erlebnis.

Knüpft man auch Kontakte zu den Fans des Gegners?

Das ist fast nicht möglich. Abgesehen von Berührungspunkten in der Innenstadt werden beide Lager aus Sicherheitsgründen total getrennt.

Wo ist am Samstag Ihr Platz in der Allianz-Arena?

Neben dem Bayern-Block, oberhalb von der Eckfahne. Das Gespräch führte

Hannes Keltsch