Hof Ein besonderer "Draht" zu den Kleinsten

Christine Wild
Die Kinder kuscheln sich an Brigitte Gluth - sie hat sich im Kinderhaus Kreuzkirche immer besonders gerne um die Eingewöhnung der Kleinsten gekümmert. Foto: Wild

Brigitte Gluth verlässt das Kinderhaus Kreuzkirche in Hof. Nach über 45 Jahren geht die Kinderpflegerin, die hier ihr ganzes Berufsleben verbracht hat, in den Ruhestand.

 
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Geroldsgrün/Hof - 30 Kilometer beträgt die Wegstrecke von dem Geroldsgrüner Ortsteil Silberstein nach Hof, zum Kinderhaus Kreuzkirche in der Fröbelstraße - ein Weg, den Brigitte Gluth in den vergangenen 45-einhalb Jahren an jedem Arbeitstag zurückgelegt hat. Das wird sie nun nicht mehr tun: Die Kinderpflegerin im Kinderhaus Kreuzkirche verabschiedet sich in den Ruhestand. Die freundliche Dame mit Rock und kurzen, weißen Haaren, die die Kinder in der Schneckengruppe betreut, ist im Haus eine Institution. Gefühlt war sie schon immer da.

Schon als Kind hat Brigitte Gluth die Nachbarskinder gehütet, und es war ihr Wunsch, später im Beruf mit Kindern zu arbeiten. Direkt nach ihrer Ausbildung zur Kinderpflegerin hat sie im Jahr 1973 ihre erste Stelle im Kinderhaus Kreuzkirche angetreten - und hat sie für ihr gesamtes Arbeitsleben behalten.

Unter fünf Kinderhaus-Leiterinnen und verschiedenen Pfarrern hat sie dort gearbeitet, drei Umbauten mitgemacht und auch viele gesellschaftliche Veränderungen miterlebt, die sich auf ihre Arbeit ausgewirkt haben: "Anfangs hatten wir Gruppen mit 30 Kindern, wir mussten Schürzen tragen. Der Umgang mit den Kindern war strenger, und ich wurde Tante Brigitte genannt. Jetzt sind maximal 25 Kinder in einer Gruppe, wodurch man viel besser mit ihnen arbeiten kann. Jeder kann anziehen, was er will, und seit Jahren werden wir hier im Kinderhaus von den Kindern mit dem Nachnamen angesprochen", erzählt Brigitte Gluth. Besonders gern hat sie immer mit den Kindern gebastelt und sich um die Eingewöhnung der Kleinen gekümmert. "Die Kleinen lagen mir sehr am Herzen - daher sind auch jetzt viele Tränen geflossen, als ich den Kindern gesagt habe, dass ich gehe", verrät die passionierte Kinderpflegerin. Tatsächlich kuscheln sich die Kinder auch zum Fotografieren sofort an die allseits beliebte Betreuerin und wünschen sich mit feuchten Augen, dass sie bleibt.

Nach so vielen Jahren Arbeit mit den Kindern weiß Brigitte Gluth, was sich ihre Schützlinge wünschen und hat für ihren letzten Tag eine Pyjama-Party organisiert: Alle Kinder der Schneckengruppe dürfen im Schlafanzug in den Kindergarten kommen, und es gibt selbst gebackene Waffeln und Toast mit Nutella.

Kein Wunder, dass die fröhliche, temperamentvolle Kinderpflegerin immer wieder zu Kindergeburtstagen eingeladen wurde - und es überrascht ebenfalls nicht, dass sie diese Einladungen auch immer gern angenommen hat. Auf die Frage nach ihren schönsten Erinnerungen an ihre Zeit im Kinderhaus Kreuzkirche hat sie auch sofort zwei Antworten parat: "1980 haben mich Eltern, die eine Fahrschule hatten, überredet, den Führerschein zu machen. Das hat eine extreme Erleichterung für mich bedeutet, weil ich ab diesem Zeitpunkt die 60 Kilometer pro Tag selbst mit dem Auto zurücklegen konnte und nicht mehr auf den Bus angewiesen war. Und einmal hat mich eine Familie eingeladen, mit ihnen nach Hamburg zum ,König der Löwen‘ zu reisen, nachdem ich aus einer Laune heraus zum Kind gesagt hatte, da käme ich gern mit. Ich bin mitgefahren, und es war wunderschön."

Ob sie sich trotz des Enthusiasmus für ihren Beruf auf den Ruhestand freut? "Ja! Denn eigentlich bin ich Langschläferin, und jetzt muss ich endlich nicht mehr so früh aufstehen!", verrät Brigitte Gluth mit einem Lachen. Ab jetzt wird sich die 63-Jährige in Ruhe um ihr großes Haus kümmern, in dem auch ihr Patenkind mit Mann und Baby lebt, sowie um den Garten; sie möchte reisen, wandern und spazieren gehen.

Fehlen werden ihr natürlich die Kinder, Eltern und Kollegen, zu denen sie ein sehr enges Verhältnis hat. Aber die liebevolle Abschiedsparty, die ihr alle zusammen bereitet haben, macht ihr den Schritt in die Rente ein bisschen leichter: "Ich bin keine, die sich in die erste Reihe stellt und Reden hält. Daher möchte ich mich noch mal ganz herzlich bei allen bedanken - ich war wirklich überwältigt von allem, was da kam!"

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