Hof Empörter Hilferuf an die Welt

Ein Bild der Zerstörung: Das Al-Shams-Krankenhaus im Süden der syrischen Stadt Idlib ist zerstört. Die Lieferung der Barada-Syrienhilfe damit auch. Foto: Barada-Syrienhilfe Quelle: Unbekannt

Alles für den Schrott-Container: Die Barada-Syrienhilfe hat eine Hilfslieferung nach Idlib geschickt. Nun zerstört ein Luftangriff alles.

 
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Hof - Marwan Khoury ist bewundernswert: Nicht nur, weil er mit seinen Mitstreitern der Barada-Syrienhilfe seit Jahren für das vom Bürgerkrieg zerstörte Land trommelt und Hilfslieferungen organisiert. Nein, er behält auch die Ruhe. Dabei hätte der Hofer Arzt allen Grund, verärgert zu sein: Mit viel Mühe und Kosten hatte die Hilfsorganisation Ende des vergangenen Jahres eine Lieferung nach Syrien geschickt. Mit an Bord: ein Laparoskopieturm für die Durchführung zu Bauchspiegelungen, den das Klinikum Bayreuth zur Verfügung gestellt hatte. Ein medizinisches Gerät also, das dringend benötigt wird. Keinen Monat war es nun in Syrien. Zu Wochenbeginn wurde das Al-Shams-Krankenhaus in Haas/Idlib bei einem Luftangriff zerstört.

"Wir sind geschockt", teilte Barada mit. Denn das von der Partnerorganisation Syria Relief and Development (SRD) betriebene Krankenhaus im Süden Idlibs war eines der wenigen noch funktionstüchtigen Krankenhäuser in diesem Gebiet. In dem Krankenhaus wurden monatlich über 4000 Patienten behandelt und zirka 400 Operationen durchgeführt. Verantwortlich für den Angriff seien entweder die Luftwaffe des Assad-Regimes oder Russland, sagt Marwan Khoury. "Das ist die Spitze der Kriminalität", erklärt der Hofer Arzt. Auch weil die Taktik in ihrer Perfidität nicht zu überbieten ist, wie Khoury erklärt: Nach Luftangriffen beobachteten die Piloten der Kampfflugzeuge, wohin die Verletzten gebracht werden - und griffen daraufhin das Krankenhaus an. Da das Ärzteteam diese Taktik kannte, evakuierte sie das Hospital frühzeitig. Allerdings: Ein acht Monate altes Baby ist laut Informationen des SRD bei dem Luftangriff seinen Verletzungen erlegen.

Der Verein Barada lässt seiner Empörung über das Vorgehen nun freien Lauf: "Wir fordern die Bundesregierung auf, die Angriffe auf die Krankenhäuser auf das Schärfste zu verurteilen sowie darauf hinzuarbeiten, dass die gezielten Angriffe auf Zivilisten und Helfer endlich ein Ende nehmen müssen", schreibt die Hilfsorganisation. Angriffe auf Helfer und Krankenhäuser dürften nicht hingenommen werden. "Genfer Konventionen und Völkerrecht dürfen nicht nur auf dem Papier existieren. Krankenhäuser sind unbedingt zu schützende Einrichtungen, Ärzte und Patienten dürfen keine militärischen Ziele sein."

Für Barada ist der Verlust der jüngsten Hilfslieferung der größte Verlust in der Geschichte. Marwan Khoury beziffert den Schaden auf rund 60 000 Euro. Doch vielmehr als über den finanziellen Schaden ärgert er sich über die Folgen: "Aufgrund der mangelnden Behandlungsmöglichkeiten werden Menschen sterben." In den Kriegsregionen würden die Menschen nun provisorische Krankenhäuser errichten. "Aber es gibt keine Instrumente." Daher gibt auch Barada trotz des Rückschlags nicht auf. Khoury betont: "Unsere Hilfe für Syrien wird nicht gestoppt. Die Menschen leiden, und wir werden weitermachen, um ihnen zu helfen." Eine neue Lieferung mit einem Ultraschallgerät sei bereits geplant.

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Dr. Marwan Khoury: "Es ist ein undenkbares Ausmaß an Kriminalität"

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