Hof Familie überwältigt von Hilfsbereitschaft

Andrea Herdegen

Die Aktion "Hilfe für Nachbarn" hat zwei rheumakranken Mädchen einen Klinikaufenthalt ermöglicht. Der Vater sagt den Spendern "ein ganz dickes Dankeschön".

 
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Hof - Dass sich die beiden Jüngsten jetzt wieder streiten, halten die Eltern für ein gutes Zeichen. "Vorher haben sie sich wegen der Schmerzen zurückgezogen, wollten für sich bleiben", sagt Vater Achim M. Vorher, das ist die Zeit, bevor die Mädchen in der Rheuma-Kinderklinik in Garmisch-Partenkirchen behandelt wurden, was die Zeitungsleser über "Hilfe für Nachbarn", die gemeinsame Aktion von Frankenpost und Sparkasse Hochfranken, möglich gemacht haben. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend. Zahlreiche Menschen aus der Region hat die Geschichte der rheumakranken Kinder der Familie M. bewegt.

"Es hat sich bei uns so viel zum Guten gewendet. Ich möchte ein ganz dickes Dankeschön an alle Menschen richten, die uns geholfen haben", sagt Achim M. (Name geändert), der mit seiner Familie in einem alten Haus in einer Gemeinde im Landkreis Hof wohnt. Das Haus hat keine Heizung und ist renovierungsbedürftig. Doch nachdem der Artikel in der Zeitung war, erklärte sich die Vermieterin bereit, die Zustände zu verbessern. Im Sommer soll das Bad fertiggestellt werden, ein Ofen, der auch Warmwasser erzeugt, wird dort installiert. Dann können die kranken Kinder in heißem Wasser baden, wann immer es gegen die Schmerzen nötig ist. Außerdem sollen die Wände im Haus verputzt und neu gestrichen werden. Was Achim M. sehr freut: Die Vermieterin hat drei Kinderbetten gekauft, jetzt hat jedes Mädchen ein eigenes Bett.

Mit dem Spendengeld war es möglich, alle Rückstände beim Stromanbieter zu bezahlen. Sie waren größtenteils durch den elektrischen Warmwasserboiler im Bad entstanden. "Jetzt können wir wieder ruhig schlafen", sagt die Mutter. Besonders überrascht war die Familie M. über eine mitfühlende Frau aus Helmbrechts: "Die Dame ist einfach vorbeigekommen und hat uns einen Fernseher, einen Schrank, Spielsachen und schöne gebrauchte Kinderkleidung geschenkt." Mit ihr ist die Familie M. auch jetzt noch in Verbindung. Andere Leser brachten einen Holzofen vorbei, damit es die Familie in der kalten Jahreszeit schön warm hat.

Anfang Februar durften die beiden rheumakranken Kinder mit ihrer Mutter in die Spezialklinik fahren. 17 Tage dauerte die Behandlung. In Garmisch-Partenkirchen wurden die drei- und fünfjährigen Mädchen auf neue Medikamente eingestellt. "Es hat den Kindern sehr, sehr gutgetan. Aber ihren Papa haben sie sehr vermisst", sagt die Mutter. Nur durch das Spendengeld sei der Klinikaufenthalt machbar gewesen, denn die Kosten für die Reise mussten sie erst einmal selbst übernehmen. Auch besaßen die Kinder keine passende Kleidung, keinen Koffer. "In Garmisch ist auch alles sehr teuer", hat die Mutter festgestellt. Auf Anraten der Ärzte müssen die Kinder nun alle sechs Monate zur Kontrolle in die Klinik. "Das wäre vor der Spende finanziell überhaupt nicht gegangen."

Die Eltern sind sehr froh, dass es den Mädchen besser geht, auch wenn sie weiterhin starke Medikamente nehmen müssen. "Die Kleine hat jede Nacht geschrien, weil ihr die Gelenke so wehtaten. Das macht sie jetzt nicht mehr." Die kranken Mädchen seien jetzt gelassener und entspannter. Die neue Arznei für die Dreijährige muss die Mutter selber anrühren und dann spritzen. Es ist ein sehr teures Medikament. "Wir sind froh, dass wir nicht in Amerika leben, wo man die Arzneimittel selbst bezahlen muss", sagt der Vater.

Auch die Eltern können jetzt besser mit der Krankheit ihrer Kinder umgehen. "Mir wurde gesagt: Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn Sie über Stunden pochende Zahnschmerzen haben. So etwa ist das für die Kinder in den Gelenken", berichtet die Mutter. Die Eltern hätten sich in der Klinik ausgetauscht, sie habe die Mutter eines rheumakranken Kindes aus ihrem Wohnort kennengelernt, mit der sie jetzt Kontakt habe. Die Familie M. würde es befürworten, wenn die Öffentlichkeit mehr über rheumakranke Kinder informiert würde: "Nur wenige Menschen wissen, dass diese Krankheit auch schon Kinder treffen kann."

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