Hof - Wohlgefühlt hat sich Karlheinz Ruckdeschel nicht besonders, als er mit etwa drei Millionen D-Mark Bargeld ganz alleine im Hofer Rathaus saß. Diese Episode aus der Zeit der Grenzöffnung erzählte der damalige Stadtkämmerer zur Eröffnung der Fotoausstellung "100 D-Mark für einen Besuch in der bunten Welt" im Forum der Sparkasse. Allein die Stadt Hof hat an ihren 16 Auszahlstellen in etwa zwei Monaten rund 60 Millionen Euro an Begrüßungsgeld ausgezahlt. Dazu kamen noch mal rund 30 Millionen D-Mark an anderen Stellen in Hof. Es herrschte Ausnahmezustand. "An einem Samstag lagen im Rathaus vier Millionen Euro im Tresor", berichtete Ruckdeschel. Mit einem Kollegen hatte er Nachtdienst, als ein Anruf von der Freiheitshalle kam: Der dortigen Stelle ging das Geld aus, aber es standen noch Tausende in der Schlange, um das Begrüßungsgeld abzuholen. In Absprache mit der Polizei fuhr der Kollege zweimal mit jeweils 100 000 D-Mark im Privatauto zur Halle und brachte das Geld unter Polizeischutz hinein, während Ruckdeschel im Rathaus mit flauem Gefühl neben den drei Millionen saß. "Wir haben Dienst gegen jede Vorschrift gemacht", merkte er an - und zeigte sich stolz, dass die Stadt die Mammutaufgabe, die der Ansturm der DDR-Bürger in Hof mit sich brachte, gut gemeistert hat. Er verglich: "In München gab es Auszahlstellen auf dem alten Messegelände. Dort ist bald alles zusammengebrochen, obwohl nichts los war. Aber Oberbayern ist halt nicht Franken."