Hof Hört, hört!

Christine Wild

Ganz großes Kino bieten die Schüler des Schiller-Gymnasiums mit der Symphoniker-Musikschule: Tausende Zuschauer genießen ihre Sommerkonzert-Show.

 
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Hof - Gemütlich startet der Junge am Schlagzeug einen Cha-Cha-Cha-Rhythmus, bevor nur einen Moment später seine Bläserkollegen aus der 5 b in das Traditional "When the Saints go Marching in" mit einstimmen. Dass ihnen etwa 4000 Menschen im zu zwei Dritteln besetzten Großen Haus der Freiheitshalle zusehen und -hören, bringt die Nachwuchsmusiker kein bisschen aus dem Konzept.

Souverän zeigen sie unter der Leitung von Rüdiger Arlt, was sie in ihrem ersten Bläserklassenjahr gelernt haben. Mehrere Kamerafrauen und -männer, die vor, hinter, über, am Fuß der Bühne und sogar zwischen den Orchesterreihen fleißig umherwuseln, scheinen sie in ihrer Konzentration nicht wahrzunehmen; genauso wenig wie das Produkt der Filmer: Über die große Leinwand, die über der Bühnenmitte schwebt, flimmern Bilder aufgeblähter Bläser-Backen, wippender Füße und hochkonzentrierter Nachwuchsmusiker in Nahaufnahme.

Es ist ganz großes Kino, was das Schiller-Gymnasium in seinem Sommerkonzert bietet: die perfekte Show. Über zwei Stunden geben rund 400 Schüler, getaucht in buntes Licht und Bühnennebel, einen Einblick in das rege musikalische Leben am "Schiller". Da macht es auch nichts, wenn die Chöre der fünften und sechsten Klassen unter der Leitung von Nicole Rösch und Katja Grundmann nicht unbedingt jeden Ton treffen oder es aus den Reihen der Bläserklasse 6 b mal quiekt und quietscht. Über allem steht die Begeisterung, mit der die Kinder und Jugendlichen musizieren - und die perfekt vorbereitete Show, die einfach funktioniert.

Es stimmt einfach der Inhalt dieser Mega-Show. So begeistert das neu formierte Ensemble "Die Streichhölzer", bestehend aus vier Celli und drei Kontrabässen unter der Leitung von Markus Jung, mit bezaubernd-beschwingter Kaffeehausmusik in perfekter Intonation und Gestaltung, bevor ein Percussion-Trio aus der Musikschulklasse von Willi Melzer in "Erinnerungen an den Zirkus Renz" schwelgt. Dabei geht es auf Xylo-, Marimba- und Vibrafon mindestens ebenso akrobatisch-virtuos zu wie im echten Zirkus. Die Leinwand ziert parallel ein von Schülern selbst gestaltetes Daumenkino mit handgemalten Zirkusnummern - der Saal tobt.

Fast wie Filmmusik kommt ein effektvoller Lady-Gaga-Hit-Mix des bestens aufgelegten Schulorchesters unter der Leitung von Nicole Rösch daher, die später auch den Taktstock vor zwei Vokalensemles ergreift. Problemlos meistert das Kammer-"Ensemble Röschpekt!" die anspruchsvollen Harmonien von Gershwins "I got Rhythm", bevor der Schulchor mit sehr viel Gefühl unter ihrer Leitung die "Hollywood Hills" vor der Kulisse oberfränkischer Windrad-Hügel besingt.

Immer mehr Plätze füllen sich auf der riesigen Bühne, und das ganz große Kino wird immer größer - nicht zuletzt, als er unter tosendem Applaus das Dirigentenpult betritt: Benjamin Sebald. Er hält alle Bläser-Fäden zwischen Schiller-Gymnasium und der Musikschule der Hofer Symphoniker fest in der Hand und versteht es, Hunderten Schülern unglaubliche Motivation zum Musizieren zu vermitteln.

In einer perfekten Mischung aus Temperament und Gefühl serviert das Jugendblasorchester Hof "The Best of Green Day", und es wird das ganz große Kino komplett: In einem Medley aus Filmmusik des unsterblichen Ennio Morricone setzt das Symphonische Blasorchester Hof (SBO), Gipfelpunkt einer jeden Bläser-Karriere am Schiller, eindrucksvolle Akzente. Mal witzig, mal martialisch, mal zackig kommen Morricones Themen daher - von Sebald , wie in Großaufnahme zu erkennen, teils angestachelt, teils gebändigt wie von einem Raubtier-Dompteur.

Für Gänsehaut sorgt Luisa Ruckdeschel (10 e) mit ihrer Hammerstimme zusammen mit dem SBO in einem Rockmusical-Medley, bevor sich alle 400 Schüler und Lehrer zum gigantischen Schiller-Chor auf die Bühne drängen und aus vollen Kehlen nach Michael Jackson schmettern: "We are the World".

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