Hof Hofer Katze wartet weiter in der Schweiz

Nach der abenteuerlichen Fahrt an Bord eines Lkw taut Elana im Tierheim "Pfötli" langsam auf. Meldet sich ihr Besitzer nicht, wird die Katze weitervermittelt.

 
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Hof/Zürich - Der Fall ging vergangene Woche durch die Medien und sprengte im Internet alle Klickzahlen: Eine Katze aus Hof war an Bord eines Lkw 600 Kilometer weit bis in die Schweiz gereist. Erst dort hatte der Fahrer den blinden Passagier entdeckt - und die Tierrettung alarmiert. Seither wartet Elana, wie die Retter das Samtpfötchen nannten, im Züricher Tierheim "Pfötli" darauf, dass sich ihre Besitzer melden und sie nach Hause holen. Doch obwohl der Frankenpost-Artikel über Elanas Schicksal allein bei Facebook tausendfach geteilt wurde, hat sich bis jetzt niemand gemeldet, dem die Katze gehört.

Einsam ist Elana in der Zwischenzeit aber nicht. Zum einen wird sie von den 44 Mitarbeitern des Tierheims liebevoll umsorgt und aufgepäppelt, zum anderen hat sie jetzt quasi Besuch aus der Heimat bekommen: von Änki Schmid, Jahrgang 1990, die aus Oberkotzau stammt und seit 2013 in der Schweiz lebt und arbeitet. Sie hat übers Internet vom Schicksal der Katze erfahren - und sie im Tierheim "Pfötli" in Zürich besucht.

"Elana geht es so weit gut", berichtet Änki Schmid nun der Frankenpost. Wie berichtet, hatte sich Elana während der Fahrt in die Schweiz eine große Beule zugezogen. Die Schwellung ist mittlerweile abgeklungen, die Patientin hat wieder Appetit. Langsam erholt sie sich von den Strapazen. Obwohl sie nach wie vor sehr zurückhaltend und scheu ist, taut sie langsam auf. Änki Schmid erzählt: "Man darf sich ihr jetzt nähern und sie verlässt ab und zu ihr Versteck in der Box."

In der Auffangstation des Tierheims "Pfötli" in unmittelbarer Nähe zum Züricher Flughafen war die Katze zunächst von einem Tierarzt untersucht und behandelt worden. Von der Beule abgesehen kam sie mit dem Schrecken davon. Zu verdanken hat sie das vor allem dem Lkw-Fahrer einer Hofer Spedition. Er habe, da sind sich die Tierretter einig, sehr umsichtig gehandelt.

Und auch nach ihrer Rettung geht es Elana im "Pfötli" gut. "Ich habe den Eindruck, dass die Tiere hier auf einem sehr hohen Standard versorgt und umsorgt werden", erzählt die Besucherin. Etwa 250 Tiere finden im "Pfötli" ein liebevolles Zuhause - teilweise in Wohngemeinschaften, in denen beispielsweise Kaninchen und Wellensittiche zusammenleben, oder auch in Einzelzimmern, in denen Katzen mit Jungen oder Tiere mit speziellen Bedürfnissen leben. Das Tierheim bietet vorwiegend Haustieren einen Unterschlupf - zwischendurch gesellen sich jedoch auch mal Ziegen oder Hühner zu Edelschwein "Heinrich", der wie alle anderen auch auf ein neues Zuhause wartet.

Um den Gesundheitszustand und das Verhalten der Tiere besser beurteilen zu können und um das Verbreiten von Krankheiten zu vermeiden, verbringen Neuankömmlinge wie Elana die erste Zeit in einer Quarantäne-Station. Dort wird die Katze auch noch eine Weile bleiben müssen, bis sie alle Impfungen zur Grundimmunisierung durchlaufen hat. Eine erste Impfung hat sie schon erhalten. Zudem wurde sie prophylaktisch gegen Würmer und andere Parasiten behandelt. Ist alles erledigt, kann sie in ein Gemeinschaftszimmer umziehen.

Aber wie soll es mit Elana weitergehen, wenn sich ihr Besitzer nicht meldet? Nach Ablauf der gesetzlichen Wartefrist von zwei Monaten sucht das Tierheim in der Regel nach einem neuen Zuhause für die Tiere. Die Findeltier-Meldestelle des Kantons geben sie zur Vermittlung frei. Genauso wird das Tierheim auch mit Elana verfahren.

Das "Pfötli nimmt jährlich rund 2000 Tiere auf. Die Weitervermittlung der Tiere an neue Besitzer gehört genauso zur Arbeit der Mitarbeiter wie deren Versorgung.

Katzen werden dabei in ein Zuhause mit Freigang vermittelt. Ausnahmen gibt es nur in begründeten Fällen, etwa wenn eine Katze krank oder körperlich beeinträchtigt ist. Natürlich prüfen die Tierheimmitarbeiter auch, ob Katzen im neuen Zuhause von Vermieterseite überhaupt erlaubt sind.

Wer sich mit den Tierpflegern unterhält, erfährt, dass Elanas Schicksal zwar außergewöhnlich, aber lange nicht einzigartig ist. Im Jahr 2013 etwa hatte sich ein Kater vor dem Abflug in Athen in ein Flugzeug geschlichen und den Flug im Fahrwerkschacht überlebt, obwohl es dort kaum Sauerstoff gibt und die Temperaturen auf dieser Höhe bis minus 50 Grad fallen können. Das unterkühlte und verängstigte Tier hatte bei seiner Ankunft im "Pfötli" hohes Fieber. Am Ende gab es ein Happy End: Der Flugzeugmechaniker, der den Kater gefunden hatte, nahm ihn auf.

Ein anderes Beispiel: 2014 fuhren fünf Wochen alte Babykatzen unfreiwillig im Frachtraum eines Lastwagens aus Belgien mit. Beim Ausladen der Fracht hatte der Stapelfahrer sie im Laderaum entdeckt. Die Mitarbeiter der Firma versorgten sie mit Futter und Wasser und alarmierten die Tierretter des "Pfötli". Allesamt überlebten und wurden an neue Besitzer vermittelt. Immer wieder kommt es auch vor, dass ungewollte Passagiere - wie beispielsweise Skorpione - im Koffer mitreisen. Sie kommen dann vorübergehend ins Tierheim.

Unterdessen versuchen die Mitarbeiter des Tierheims alles, um die Besitzer von Elana zu finden. Informiert wurde sowohl die Schweizer Tiermeldezentrale als auch das deutsche Pendant "Tasso". Außerdem hat das Tierheim einen Aufruf auf seiner Website und auf Facebook geschaltet. Die Mitarbeiter haben Interviews in Fernsehen- und Radiosendungen gegeben und mit vielen Print- und Online-Medien in der Schweiz und in Deutschland gesprochen.

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