Oberkotzau Im Kampf gegen den Schlamm

Kathrin Beier

Oberkotzau will etwas gegen Schlammlawinen tun. Ein Ökologe beschäftigt sich deshalb mit der Umsetzung des Programms "boden.ständig".

 
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Oberkotzau - Noch heute denken die Oberkotzauer mit Schrecken daran, wie Wassermassen im Jahr 2018 die Hänge herunter in den Ort geflossen sind. Damit das nicht wieder passiert, sollen nun mit dem Programm "boden.ständig" Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Durch Umbauten der Landschaft soll das Wasser so abgelenkt werden, dass kein Ackerboden mehr auf Häuser gespült wird oder Keller überflutet werden. So war es in der jüngeren Vergangenheit vermehrt in Wölbattendorf geschehen.

Beauftragt für dieses Projekt ist Diplomökologe und Bodenkundler Dr. Robert Vandré von der Schmidt & Partner GbR. Er gab dem Bauausschuss der Marktgemeinde nun einen aktuellen Sachstandsbericht.

"In dem Programm geht es vor allem um die Kulturlandschaft, die sich um die Bebauung herum befindet", so Vandré. Durch die besondere Lage der Marktgemeinde in einer Art Kessel sei dieses Programm für Oberkotzau besonders interessant. Aufgelegt wurde es ursprünglich für die Landwirtschaft, um den Boden zu schützen, die Erosion zu vermindern und Gewässer zu schützen. "Wir wollen die Böden auf den Äckern halten. Wir wollen sie nicht in den Gewässern haben, nicht in der Schwesnitz, nicht in der Saale und auch nicht im bebauten Gelände. Deshalb nützt das Programm auch noch zusätzlich dem Hochwasserschutz." Ins Visier genommen hat der Experte dabei Flächen, bei denen beispielsweise Äcker an trockene Gräben grenzen. "Wenn der Regen kommt, sind die Gräben nicht mehr trocken, da schwemmt es neben dem Wasser auch noch Ackerboden mit hinein."

In Oberkotzau seien Grundstücke oder Straßen an vielen Orten direkt unterhalb der bewirtschafteten Hänge zu finden. "An der Waldsteinstraße sind Äcker zum Beispiel gleich oberhalb der Gärten. Da wäre es ideal, wenn man die Anwesen vor dem abfließenden Wasser schützt", sagt der Experte. Die Neubebauung wachse zudem die Hänge weiter hinauf. Den leichten Wall oberhalb der Mozartstraße bewertete Vandré schon als gut. Anders bei der Reuthstraße. Dort seien mehrmals die Keller vollgelaufen. "Das Wasser läuft von den Hängen über die Straße. Der Graben fasst das aber oft nicht mehr." Eventuell könne eine kleine bauliche Änderung des Weges schon Besserung bringen. Wenn es regnet und es bestehen Querriegel und gute Puffer, kann es sein, dass das Wasser gar nicht mehr unten ankommt. "Wenn es aber wie 2018 flächig die Hänge herunter läuft, dann passiert das trotzdem." Dafür helfe das Programm nicht. Da müsste man Hochwasserschutzwälle errichten. Die Wasserwirtschaft sei mit dem Thema beschäftigt. "Für die mittelstarken Regen können wir aber etwas tun."

Nach der Analyse der Situation wolle man Maßnahmen mit den Grundstücksbesitzern finden. Für boden.ständig gibt es Förderungen. So werde das Anlegen von Hecken stark gefördert, Umwandlungen in Grünland bis hin zu Zwischenfruchtanbau und blühenden Kulturen.

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