Die Motivation für dieses Engagement speist sich aus uralter Verbundenheit mit dem Selbitzer Hallenbad. Alfred Benkert war vom ersten bis zum letzten Tag als staatlicher Schwimmmeister und Betriebsleiter für das Bad verantwortlich. "Ich erinnere mich noch an jeden einzelnen Tag", sagt er und liefert gleich mal eine Geschichte vom Eröffnungstag als Beispiel: "Ein kleines Mädchen wollte unbedingt der erste Badegast sein und wartete drei Stunden vor der Tür auf die Eröffnung. Die Verantwortlichen wollten aber eine erwachsene Frau als Besucherin Nummer eins, die sie dann mit einem Blumenstrauß empfangen konnten. Dem Mädchen gab ich zum Trost zehn Freikarten." 1971 war das. In Selbitz hatte man damals das wohl modernste Bad der Region.
Am 1. August 2010, dem letzten Tag, kam Schwimmmeister Benkert mit schwarzem Zylinder und in Trauerkleidung in das nach 39 Betriebsjahren veraltete Bad. Der Zettel, der Badegästen zur Schließung freien Eintritt gewährte, hängt heute noch am stillgelegten Drehkreuz, Unterschrift: Erster Bürgermeister Klaus Adelt.
Für die Benkerts ging es dank der Sauna dann doch irgendwie weiter. Dass nun in ein paar Monaten der Abriss und damit das endgültige Aus droht, macht den 75-jährigen Senior noch mal kämpferisch:
"Der Fichtelgebirgsverein sucht doch einen Ort für seine Kletterwand.
Ich fände das Schwimmbecken dafür ideal." Den Kontakt zu den Klet-
terern hat Alfred Benkert bereits
gesucht, Ausgang noch ungewiss.
Und ebenso schieben die Stammgäste das drohende Ende noch vor sich her. An Alternativen will man nicht mal denken. "Das ist die schönste und gemütlichste Sauna weit und breit", sagt Horst Mayer. Zweifellos die regelmäßigen Saunagänge, aber vor allem wohl auch die Gemeinschaft und Geborgenheit unter alten Stammtisch-Kameraden haben den fidelen Ruheständler fit gehalten, denn: "Wir sind seit Jahrzehnten eine feste Gruppe und wie ein großer Freundeskreis." Kein Schwitzen auf Teufel komm raus also, sondern die regelmäßige kleine Flucht aus dem Alltag an einen Lieblingsplatz ist es, was in dieser Sauna zählt.
Machen können, was man will, auch darum geht es. "In einer Therme lassen sie uns wohl kaum unser Fässla mitbringen", scherzen die Sauna-Senioren. Ein bisschen Trotz klingt mit, wenn Horst Mayer sagt: "Deshalb gehen wir hierher bis zum letzten Tag." Und dann reichlich Wehmut: "Danach wird es die Gruppe wie jetzt wohl nie mehr geben."