Hof Mehr Musik geht nicht

Bravo, Baiba Skride. Erneut in Hof, erneut fesselnd. Foto: Harald Dietz

Die halbierten Hofer Symphoniker vor gerade mal 100 Zuhörern: Das ist sehr vieles, nur keine halbe Sache.

 
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Hof - Bitte nie wieder. Es ist nicht schön. Die Hofer Symphoniker, beschnitten vor eben mal einer Hundertschaft Publikum. Die Zeiten verlangen es. Und doch: Sie schillern, die verbliebenen Streicher mit der sagenhaften Baiba Skride als Solistin an der Geige, mit Elias Grandy, der mit dem Taktstock ein Musikverständnis lebt, das vor Spannung fast schon knarzt. So beenden sie die Spielzeit. Wunderschön. Doch: Nur die Fantasie flüstert einem, wie das Orchester in Gänze den Saal mit 1400 Ohren bespielt hätte.

Termine

Die Hofer Symphoniker legen die Instrumente noch nicht beiseite. Mit "Klassik am Eisteich" geben sie in Hof noch Konzerte. Zu hören sind sie mehrmals auf der städtischen Kunsteisbahn am Samstag, 18. Juli, um 17.30 und um 20 Uhr sowie am Sonntag, 19. Juli, um 17.30 und 20 Uhr. Es dirigiert Johannes Wildner. In Schwarzenbach an der Saale lädt das Orchester am Donnerstag, 23. Juli, um 19 Uhr unter freiem Himmel zu "Klassik an der Saale" auf dem Rathaushof.


Auftrumpfend ist die Musik an diesem Freitagnachmittag nicht. Anton Arenskys Variationen über ein Tschaikowsky-Thema ebenso wenig wie Mieczslaw Weinbergs Concertino. In ihrer schweren Einfachheit behandelt sie Grandy vorsichtig, er sucht den Effekt im Untergrund der Töne, er lässt sich nicht hinreißen und hält die Ruhe gefangen. Baiba Skride im blutroten Kleid wird mit der Geige zur eifrigen Stimme über einem schüchternen Orchester. Ihr supersauberes Spiel ist fesselnd, in den leisen Passagen wirkt jeder Ton. Bravos sind zu hören im weiten Saal.

Schon zu Beginn, die Musiker betreten die Bühne, ist dem Klatschen Dankbarkeit zu entnehmen. Das Publikum hat auf sie gewartet, und die Musiker auf ihre Gäste. Und mit Elias Grandy haben die Hofer Symphoniker einen Dirigenten geboten, der den Reiz der Musik nach dieser Dürre der vergangenen Monate hervorziehen kann. Mit Tschaikowskys Serenade für Streichorchester, Opus 48, den symphonischen Konzerten der Spielzeit ein Ende zu setzen, ist künstlerische Bedachtheit. Das ist kein Rausschmeißer, das ist ein Versprechen. Zumal wenn es der Dirigent versteht, die Stille fast schon brutal zu dehnen, einen Ton zu feiern, bevor der nächste heranschwebt. Am Ende ist’s traurig. Ein schönes, schönes Konzert. Ein halbes Konzert, eine ganze Sache. Aber bitte nie wieder.

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