Hof Neumieter könnten Verkauf abwenden

Von Werner Rost
Der Hofer Hauptbahnhof ist von der Fahrgastzahl her der fünftgrößte Umsteige-Bahnknoten Bayerns. Die Bahn sieht sich mittel- bis langfristig nur noch für die Bahnsteige, die Aufzüge, die Unterführung und die Fahrgast-Information zuständig. Für das historische Empfangsgebäude (links im Bild) strebt die DB den Verkauf im Frühjahr 2016 an. Foto: Werner Rost

Im Rathaus findet ein Runder Tisch zum Hauptbahnhof statt. Die Bahn will das Gebäude im Frühjahr 2016 verkaufen. Findet sich kein Käufer, droht eine Schließung von Gebäudeteilen.

 
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Hof - Vor drei Wochen hat die Nachricht über den geplanten Verkauf des Hofer Hauptbahnhofs die Bevölkerung aufgeschreckt. Daraufhin ließ Hofs Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner einen "Runden Tisch" mit Vertretern der Bahn und der Politik einberufen, der erstmals im Rathaus beriet. Auch Angehörige der Bundespolizei als Hauptmieter von 800 Quadratmetern Nutzfläche nahmen teil. "Unser Ziel ist es, die Behördenarbeitsplätze der Bundespolizei im Hauptbahnhof zu erhalten, genauso wie das Reisezentrum und die bestehenden Versorgungseinrichtungen", betonte Fichtner, der damit die Erwartung der Stadt Hof zusammenfasste.

Bahnhofsmanagerin Heike Steinhoff von DB Station & Service aus Bamberg schilderte das aktuelle Problem des Leerstandes in der "überdimensionierten Immobilie". Demnach sind nach dem Teilauszug der Volkshochschule von den 8200 Quadratmetern Mietfläche derzeit 60 Prozent ungenutzt. Steinhoff verwies auf Millionenbeträge, die die Bahn in den vergangenen Jahren für den Brandschutz investiert habe. "Die Unterhaltskosten für derartige Areale fressen einen auf", beklagte die DB-Managerin.

Dass der Hofer Hauptbahnhof trotz der Verkaufsabsichten ein wichtiger Knotenpunkt für den Schienenverkehr bleibt, bekräftigte der kaufmännische Leiter Gerd Schörner vom Verkehrsbetrieb DB Regio Nordostbayern. "Noch nie sind so viele Personenzüge durch Hof gefahren oder haben hier gehalten", betonte Schörner.

Thomas Drechsler von der Vertriebsabteilung der Bahntochter DB Immobilien schilderte das übliche Prozedere bei Verkaufs-Überlegungen. "Der Bahnhof steht aktuell noch längst nicht zum Verkauf", erklärte Drechsler. Die DB habe einen bahninternen Prüfungsprozess eingeleitet, an dessen Ende eine Verkaufsentscheidung stehen könne. Das Gebäude befinde sich im "Sektor Verkaufsportfolio". Zunächst müsse unter anderem geprüft werden, ob die Belange anderer DB-Konzerngesellschaften betroffen seien. Mit dem abschließenden Gutachten und einer Verkaufsentscheidung sei erst im Frühjahr 2016 zu rechnen. "Unser erster Ansprechpartner ist in diesem Fall immer zuerst die Kommune", versicherte Drechsler. Vorstellbar sei auch die gemeinsame Suche nach einem Investor. Dieser müsse sich, gab Drechsler zu bedenken, genauso wie derzeit die Bahn mit Fragen des Brand- und Denkmalschutzes beschäftigen.

Die beiden Bundestagsabgeordneten Peter Ernstberger, SPD, und Dr. Silke Launert, CSU, wollten wissen, unter welchen Umständen dieser mehrstufige Verkaufsprozess gestoppt werden könnte. Daraufhin stellten die Vertreter der Bahn eine Neubewertung in Aussicht, wenn sich die Erlöse durch eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung verbessern würden.

"Um Mietinteressenten zu finden, muss bis Herbst eine öffentliche Begehung angeboten werden", schlug der CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Hans-Peter Friedrich vor, für den die Zukunft des Hofer Hauptbahnhofs eine wirtschaftliche und eine politische Dimension hat.

"Wir sind für jede Anregung und jede Idee aus der Bevölkerung dankbar", merkte Fichtner er. Dazu könne man sich auf allen Kommunikationswegen an die Stadt wenden, ermunterte der Rathaus-Chef. Der SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Adelt mahnte zur Vorsicht bei der Suche nach Investoren. "Die Stadt Hof hat leidvolle Erfahrungen mit Gebäuden, die fremden Fondsgesellschaften gehören, auf die man keinen Einfluss hat", erinnerte er. "Der Hofer Hauptbahnhof darf kein Spekulationsobjekt werden wie viele andere Bahnhofsgebäude der Region", appellierte Adelt, der auf den besonderen Status des "echten Kulturdenkmals" hinwies. Er wollte wissen, was passieren würde, wenn die Bahn keinen Käufer für das Gebäude finde. "Dann müssen wir zur Minimierung des Unterhalts einzelne Gebäudeteile schließen", kündigte Steinhoff an. OB Fichtner bezeichnete dies als ein "Sterben auf Raten", das man verhindern müsse. Die nächste Beratung zum Hauptbahnhof ist für den Herbst geplant.

TV-Beitrag

Das Bayerische Fernsehen sendet in der Reihe "Quer" einen Beitrag zum Hofer Hauptbahnhof, der heute um 20.15 Uhr und am Freitag um 1.15 Uhr im BR-Fernsehen sowie am Sonntag um 18.30 Uhr in ARD-alpha ausgestrahlt wird. Die Sendung ist abrufbar unter www.quer.de.

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