Hof Nur brave Biber im Landkreis

Von Christoph Scheppe

Sie sind putzig, richten mitunter aber erhebliche Schäden an. Das Umweltministerium erlaubt es den Kommunen, Biber bis Ende September in gefährdeten Gebieten zu töten. Das Landratsamt sieht aber keinerlei Handlungsbedarf.

 
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Coburg - Naturschützer in Bayern sind alarmiert und sorgen sich um den Biber: Grund dafür ist ein Schreiben von Umweltminister Marcel Huber, mit dem er am 29. März die Kreisverwaltungsbehörden angewiesen hat, die Tiere bis Ende September aus "erheblich schadensgeneigten" Landschaftsbereichen zu entfernen und zu töten (NP vom 19. April). Der Freistaat wolle nach dem Motto "Töten statt Zahlen" finanzielle Entschädigungen an Land- und Teichwirte für Biber-Schäden vermeiden, kritisiert der Bund Naturschutz (BN) Hubers Vorstoß. Die Höhe der jährlichen Zahlungen beziffert der BN auf rund 500 000 Euro.

"Auch bei uns hinterlassen die Biber hauptsächlich im Winter Spuren. Aber über große Schäden oder gar gefährliche Eingriffe ist uns nichts bekannt", informiert Evelyn Pilz von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Coburg. Weil es keine ernsthaften Konflikte mit Land- und Forstwirten gebe, bestehe auch kein Handlungsbedarf. Kurzum: Im Gegensatz zu anderen Regionen, wo Biber Dämme zerstören oder Klärwerke lahmlegen, zeigen sie sich im Coburger Land von ihrer braven Seite.

Angenagte oder gar gefällte Bäume und Büsche an Bächen und Flüssen sind des Bibers "Markenzeichen". Und davon gibt es inzwischen einige in den Auen von Röden, Rodach und Itz. Seit wann diese putzigen Wasserbewohner das Coburger Land als ihren Lebensraum entdeckt haben, lässt sich nicht genau feststellen. Ein erstes - freilich trauriges - Indiz gab es im Jahr 2008, als ein Biber beim Überqueren der B 4 im Bereich des Coburger Klärwerks von einem Auto überfahren wurde. Ebenso unklar ist, wie viele Exemplare es in heimischen Gefilden gibt. Bayernweit sollen es nach Schätzungen rund 14 000 sein.

Von "friedlichen Bibern" wissen auch Helmut und Helga Rose zu berichten. Ihnen gehört die Gleußener Mühle. Sie nutzen die Wasserkraft der Itz zur Stromerzeugung. "Ab und zu entfernen wir einige Holzstücke, die vom Rechen aufgefangen wurden", sagt Helga Rose. Das Vorhandensein der Biber habe aber bislang zu keiner Behinderung geführt.

Schon jetzt würden in Bayern bis zu 700 Biber jährlich getötet, kritisiert BN-Vorsitzender Hubert Weiger. Statt noch mehr Tiere umzubringen, schlagen die Naturschützer Pufferstreifen an Flüssen und Bächen vor, da 90 Prozent der Konflikte mit Bibern in einem zehn Meter breiten Streifen am Ufer entstünden. Außerdem empfiehlt der BN Elektrozäune oder Sicherungsmaßnahmen an Teichen und die Renaturierung von Talauen. Biber wirkten hier als "kostenlose Landschaftgestalter".


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Es gibt keine ernsthaften Konflikte.

Evelyn Pilz, Untere Naturschutzbehörde

am Landratsamt Coburg


Ein Nagetier und reiner Pflanzenfresser

Biber sind höhere Säugetiere und gehören zur Ordnung der Nagetiere. Die Familie besteht aus einer einzigen Gattung, Castor, die sich in zwei Arten aufteilt: den Europäischen Biber (Castor fiber), auch Eurasischer Biber genannt, und den Kanadischen Biber (Castor canadensis).

Die Tiere leben monogam. Das Revier einer Biberfamilie, die aus dem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren besteht, umfasst je nach Qualität des Biotops ein bis sieben Kilometer Fließgewässerstrecke.

Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er bevorzugt Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen und Laubbäume, wie Espen, Erlen und Pappeln. Von den von ihm gefällten Bäumen verzehrt er die Zweige, die Astrinde und die Blätter.


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