Hof Programmieren ist keine Männersache

Die IT-Branche ist stark männerdominiert. In Hof versucht ein Projekt, das Interesse von Kindern am Programmieren zu wecken - auch bei Mädchen. Foto: Britta Pedersen/dpa Quelle: Unbekannt

Karina Utz ist fasziniert vom Programmieren und studiert Wirtschaftsinformatik in Hof. Die 21-Jährige will andere junge Frauen zu einer IT-Karriere anregen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Frau Utz, Sie mögen Programmiercodes. Was gefällt Ihnen daran?

"Coding Kids" pausieren coronabedingt

Karina Utz wäre in diesem Jahr als Tutorin mit bei den "Coding Kids" mit von der Partie gewesen. Das Projekt des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft Hof, das Viertklässlern spielerisch an das weite Feld des Computational Thinking heranführt, muss in diesem Schuljahr jedoch aufgrund der Situation um das Coronavirus aussetzen. "Wir hatten bis zuletzt gehofft, das Projekt durchführen zu können, da wir immer wieder die Rückmeldung bekommen, wie viel Spaß und Mehrwert es den Kindern aber auch Tutorinnen und Tutoren bringt", sagt Dorothee Strunz, Vorsitzende der Kompetenz-Akademie Hof und Initiatorin von "Coding Kids". "Allerdings steht für uns die Gesundheit Aller an oberster Stelle." Die Planungen für das kommende Schuljahr hätten bereits begonnen. Dann soll das Programmier-Projekt wieder in bewährter Weise stattfinden.

Ich finde es toll, dass man damit selbst Spiele, Apps oder Webseiten erschaffen kann. Das macht einfach Spaß und ist eigentlich eine unglaublich kreative Arbeit - auch wenn viele die IT-Branche zunächst gar nicht mit Kreativität in Verbindung bringen. Vor allem finde ich es faszinierend, Programme zu schreiben, die den Menschen das Leben erleichtern.Wir leben im digitalen Zeitalter und benutzen täglich viele Dinge, die mit Hilfe von Codes funktionieren - bestes Beispiel sind unsere Smartphones.

In diesem Jahr wären Sie bei den "Coding Kids" als Tutorin mit von der Partie gewesen. Warum überzeugt Sie das Projekt?

Die Kinder werden dabei mit ans Programmieren herangeführt. Das ist einfach eine unglaublich wichtige Fähigkeit in der heutigen Zeit. Man benötigt ein gewisses digitales Grundwissen. Je früher man sich damit beschäftigt, desto besser. Im Grundschulalter sind die Kinder noch sehr aufgeschlossen, begeisterungsfähig und neugierig. Bei "Coding Kids" machen die Viertklässler ihre ersten Gehversuche mit der Software "Scratch". Damit habe ich auch angefangen. Perfekt für Einsteiger.

Warum?

Dabei arbeitet man mit bunten Programmier-Bausteinen: farbige Code-Puzzleteile, die man aneinanderreihen kann und in einem Schaubild sofort sieht, welche Auswirkungen das hat. Andere Programmiersprache, die nicht visuell, sondern textbasiert sind, können am Anfang leicht demotivieren, da man zum Beispiel 80 Zeilen Code schreibt - und dann passiert am Ende eben etwas oder es wird ein Fehler ange-zeigt. Dann muss man herausfinden, wo der Fehler liegt, was meist nicht so einfach ist. Bei "Scratch" sieht man sofort, was man macht.

Wie haben Sie den Einstieg in die Informatik gefunden?

Ich habe mich schon als Kind für Computerspiele interessiert und mit meinem Onkel selbst PCs zusammengebaut. Irgendwann wollte ich mich weiterentwickeln und habe ein Youtube-Video gefunden, in dem er- klärt wurde, wie man in nur sieben Tagen sein eigenes Spiel program-mieren kann. Das fand ich faszinierend.

Als junge Frau, die sich für IT begeistert, sind Sie immer noch eine Ausnahme in der männerdominierten Branche.Wie ist das Verhältnis von Männern und Frauen in Ihrem Studiengang?

Man sieht in der Fakultät für Informatik hauptsächlich männliche Kommilitonen. In meinem Semester gibt es neben mir nur noch vier andere Studentinnen. Das wandelt sich nur ganz langsam.

Und wie sieht es privat in Ihrem Freundeskreis aus: Gibt es dort noch andere Frauen mit einer Affinität für Informatik?

Nein, ich kenne niemanden.

Woran liegt das Ihrer Meinung? War um ist die IT-Branche so männlich?

Die Klischees sind in den Köpfen sehr fest verankert. Technisches Interesse wird mit Männlichkeit assoziiert, soziale Berufe werden eher Frauen zugeschrieben. Warum genau das so ist, kann ich nicht beantworten, ich finde es aber sehr schade, denn eigentlich gibt es keinen Grund dafür. Fürs Programmieren braucht es keine besonderen körperlichen Voraussetzungen, bei denen Männern Frauen natürlich ganz klar überlegen sind.

Jeder kennt Steve Jobs oder Bill Gates. Fehlt es an weiblichen Vorbildern in diesem Bereich?

Dabei gibt es ein ganz tolles Vorbild: Tatsächlich wurde laut Historikern das erste Computerprogramm nämlich von einer Frau geschrieben: Ada Lovelace. Das habe ich im vergangenen Semester meines Studiums erfahren.

Was würden sie Mädchen oder Frauen sagen, um sie für eine Karriere im technischen Bereich zu begeistern?

Ich würde an sie appellieren, es zu-mindest einmal auszuprobieren, denn viele ziehen nicht einmal das in Betracht. Deshalb haben viele vermutlich auch ein falsches Bild von IT-Berufen: Als Informatiker/in schreibt man nicht den ganzen Tag Codes, sondern organisiert auch Projekte oder berät Kunden - zum Bei-spiel bei der Gestaltung einer Homepage. Es gibt so viele Teilbereiche: Medieninformatik oder Wirtschaftsinformatik - man kann sich spezialisieren. Und vor allem sind die Job-Chancen in diesem Bereich super. IT-ler werden gesucht wie noch nie. Und diese Entwicklung wird vor dem Hintergrund der Künstlichen Intelligenz immer mehr zunehmen.

Autor

Bilder