Hof Schutzhöhle kann vorerst aufatmen

Von Jan Nico Schott

Eine Spende verschafft der Hilfsorganisation weitere Zeit. Noch ist allerdings keine endgültige Lösung in Sicht.

 
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Hof - 10 000 Euro. Was man damit alles anstellen könnte. Die Hofer "Schutzhöhle" hat genau diese Summe nun gespendet bekommen. Damit kann sich der finanziell kriselnde Verein weitere zwei Monate über Wasser halten. Ohne die Spende hätte die Hilfsorganisation, die sich für Opfer sexueller Gewalt stark macht, zum 1. Oktober schließen müssen.

Die Schutzhöhle ist für diese Überbrückung sehr dankbar. Doch langfristig sind Spenden keine Lösung. Eigentlich wünschen sich die Verantwortlichen des Vereins eine geregelte Finanzierung. "Damit endlich diese Ungewissheit verschwindet", sagt Geschäftsführerin Tamara Luding. Gleichzeitig strebt der Verein auch eine Aufstockung des Personals an, um Prävention und Beratung in ausreichendem Maße nachzugehen. "Unsere Mitarbeiter und ich stoßen schon seit Langem an unsere Grenzen", berichtet Luding.

Aktuell hat die Schutzhöhle laufende Ausgaben von etwa 4200 Euro pro Monat. Und somit nur noch bis Ende September Geld, denn im Sommer brechen erfahrungsgemäß die Einnahmen ein (die Frankenpost berichtete). Inzwischen hat sich jedoch einiges getan. Die Hofer Freimaurer-Loge "Zum Morgenstern" spendete der Hilfsorganisation 10 000 Euro. Das reicht sicher nicht lange, räumt der Meister vom Stuhl, Alexander Achenbach, ein. Doch wolle man der Schutzhöhle ein wenig Luft verschaffen, bis sich jemand in der Politik dem Problem annimmt. "Wir wollen ein Zeichen setzen", sagt Werner Mergner von der Freimaurer-Loge. Er hofft sehr darauf, dass andere Organisationen und Stiftungen nachziehen und die Schutzhöhle ebenfalls unterstützen. "Kurzfristig kann der Verein nur so überleben."

Und in der Tat tut sich etwas. Tamara Luding ist von den vergangenen Tagen positiv überrascht. Sowohl Stadt als auch Landkreis Hof hätten sich bei ihr gemeldet und Gespräche angeboten. Allerdings weiß die Geschäftsleiterin genau, dass sie ihre Hoffnung vorerst in Zaun halten muss. Denn öffentliche Gelder kann die Beratungsstelle so schnell nicht erwarten. Trotzdem freut sich Luding über den regen Zuspruch von vielen Seiten.

Auch mehrere Politiker haben sich bereits nach der Situation der Schutzhöhle erkundigt, berichtet der Vorsitzende, Dr. Wolf-Dieter Kirschner. Besonders begeistert ist Kirschner von den beiden Bundestagsabgeordneten Petra Ernstberger, SPD, und Dr. Silke Launert, CSU. Petra Ernstberger habe bereits angekündigt, sich bei mehreren Stellen um Mittel zu bemühen. Silke Launert möchte die Gesetzeslage genauer untersuchen - und nach Finanzierungsmöglichkeiten für die Schutzhöhle fahnden. "Vielleicht findet sie ja ein Gesetz, das uns helfen kann, und an das wir vorher nie gedacht hatten", erträumt sich der Vorsitzende.

Die Verantwortlichen und die Mitarbeiter der Schutzhöhle dürfen hoffen. Doch was passiert, sollte es die Einrichtung nicht mehr geben? An wen können sich die Missbrauchsopfer der Region dann wenden? "Sie können sich jederzeit bei uns melden", sagt Andreas Buheitel, Leiter der Erziehungs- und Familienberatung bei der Diakonie Hochfranken. Vielen sei leider nicht bewusst, dass auch die Diakonie eine Anlaufstelle für Missbrauchsopfer ist, bemängelt Buheitel. Dabei gebe es die Beratungsstelle der Diakonie schon deutlich länger als die Schutzhöhle. Von Konkurrenz will er aber auf keinen Fall sprechen. Beide Beratungsstellen würden parallel ein gutes Angebot bereitstellen. Eine Kooperation der beiden Beratungsstellen habe es bisher allerdings nicht gegeben. Auf die Frage, ob seine Abteilung im Falle einer Schutzhöhlen-Pleite, die anfallen Beratungsstunden übernehmen könnte, findet der Psychotherapeut eine klare Antwort: "Ja, Betroffene brauchen sich nicht fürchten."

Die Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken Maria Mangei bläst ins gleich Horn: "Wir haben auch ein sehr gutes Beratungsangebot." Doch wünsche sie sich auf keinen Fall ein Aus der Schützhöhle. Ideen einer Fusion oder Übernahme der Hilfsorganisation - wie man sie in den vergangenen Tagen immer wieder hört - erteilt Mangei jedoch eine klare Absage. Die Schutzhöhle habe das Problem, ihre dreieinhalb Stellen zu bezahlen. "Nur weil die Mitarbeiter dann zur Diakonie gehören würden, heißt das nicht, dass plötzlich Geld für ihre Stellen vorhanden wäre", erklärt sie.

Weiterhin ist es auch möglich, dass sich Missbrauchsopfer bei anderen Hilfsorganisationen in der Region melden, sollte es die Schutzhöhle nicht mehr geben. Zum Beispiel beim Plauener Verein "Karo", der eine ähnliche Arbeit in den Bereichen Prävention und Beratung betreibt. Die Geschäftsführerin des Vereins, Cathrin Schauer, befürchtet jedoch keinen plötzlichen Ansturm von Menschen aus dem Hofer Raum. "Obwohl wir natürlich auch Betroffene von dort beraten würden." Cathrin Schauer hofft indes nur das Beste für die Schutzhöhle. Schließlich hätten die beiden Vereine in der Vergangenheit bei vielen Projekten gut zusammengearbeitet.

Die Schutzhöhle muss es weiter geben. Davon ist auch Melanie Geyer von der Kriminalpolizei Oberfranken überzeugt. Geyer arbeitet als "Beauftragte für Frauen und Kinder in Oberfranken" und auch seit Langem eng mit der Hilfsorganisation zusammen. "Die Kriminalstatistik zeigt, wie wichtig eine solche Einrichtung ist", sagt Melanie Geyer. Es gibt immer noch viele Fälle von sexuellem Missbrauch. Nur durch die Polizeiarbeit sei den Opfern nicht in allen Fällen geholfen, findet Geyer. Nach dem Abschluss der Ermittlung brauchen viele Betroffene noch psychologische Hilfe. "Dann vermitteln wir oft an die Schutzhöhle." Umgekehrt komme es immer wieder vor, dass Tamara Luding mit Klienten bei ihr vorstellig wird und Anzeige gegen den Peiniger erstattet.

Von Aufgeben und einem Ende der Vereinsarbeit will bei der Schutzhöhle niemand etwas hören. "So schnell geben wir nicht auf", gibt sich der Vorsitzende Wolf-Dieter Kirschner kämpferisch. "Und momentan sieht es doch nach einer positiven Entwicklung aus." Auch für Geschäftsleiterin Tamara Luding ist ein Aus der Beratungsstelle undenkbar. "Wir haben es immer irgendwie geschafft", schmunzelt Luding. "Warum nicht auch dieses Mal?"

Missbrauchsopfer können sich jederzeit bei der Diakonie melden.

Andreas Buheitel, Leiter der

Familien-Beratung bei der Diakonie

Die Kriminalstatistik zeigt, wie wichtig eine solche Einrichtung ist.

Melanie Geyer, Beauftragte für

Frauen und Kinder in Oberfranken

Wir beraten natürlich auch Betroffene aus dem Hofer Raum.

Cathrin Schauer,

Geschäftsführerin des Vereins "Karo"

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