Hof Theatertage in Rot und Blau

Nicht nur am Computer, auch analog arbeiteten die Studenten an der Kampagne (von links): Zhiyu Otto, Kristina Gleissner, Florian Theissig, Sabrina Baumann, Carolin Bock, Magdalena Schedel, Kai Kochanowski mit der Maske eines "Arbeitsschweins", Anika Moser und Stefan Woidig. Foto: Kerstin Starke

23 Mediendesign- Studenten arbeiten in Münchberg an einer Kampagne für die 35. Bayerischen Theatertage in Hof. Das Motto dafür ist "Schichtwechsel".

 
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Münchberg/Hof - Ende April werden im Theater Hof die 35. Bayerischen Theatertage eröffnet. Auf Plakaten, im Netz, im Gebäude selbst und im städtischen Raum soll eine Kampagne auf das Ereignis aufmerksam machen. Entworfen wird sie von 23 Bachelor-Studenten des Studiengangs Mediendesign am Campus Münchberg der Hochschule Hof.

"Kristoffer Keudel, der Organisator des Festivals, ist im Sommer an uns herangetreten mit dem Wunsch einer Kooperation", berichtet Professorin Claudia Siegel. Bei ihr und ihrem Kollegen Professor Michael Zöllner fand Keudel offene Ohren, denn für die Studenten sind Projekte mit praktischer Anwendung ein willkommener Bestandteil des Studiums. Diese Kurse seien wegen der Praxisrelevanz sehr beliebt, bestätigt Zöllner: "Solche Projekte sind ideale Referenzen für eine spätere Bewerbung; das ist schon eines der ersten Projekte für das Portfolio." Nicht zuletzt deshalb wird der Prozess von Anfang an filmisch und fotografisch dokumentiert. "Es ist ein großer Vorteil für uns, schon im dritten Semester mit realen Kunden zu arbeiten", sagt auch der Student Kai Kochanowski. "Das ist sehr interessant - und eine Herausforderung."

Beim Entwurf der Kampagne hatten die Studenten viel freie Hand. "Wir wussten, dass es thematisch in Richtung des Spielzeit-Mottos ,Arbeiter. Glücksritter. Tyrannen' gehen sollte", berichtet Professor Zöllner. Das Festival-Motto "Schichtwechsel" soll dabei "ausdrücken, wie sich das Theater und die Gesellschaft im Bereich Arbeit verändern".

Da, wie Professorin Siegel betont, Grundlage einer guten Gestaltung die solide Recherche ist, tauchten die Studenten zunächst in die Thematik ein. "Wir haben uns intensiv mit dem Theater beschäftigt", berichtet Kai Kochanowski. "Wir haben Vorstellungen und Proben besucht, waren hinter den Kulissen."

Dann wurden die Vorschläge der Studenten diskutiert, aufgegriffen und wieder verworfen - um näher an die Lösung zu kommen. "Die Studenten haben aus der ursprünglichen Aufgabe viele weitere Projektideen entwickelt", erzählt Siegel, und Zöllner nickt: "Es ist unsere Aufgabe, den Kunden Vorschläge zu machen und ihnen weitere Möglichkeiten zu zeigen." In Absprache mit dem Theater habe man eine Variante gefunden, die nun umgesetzt werde.

Dafür entwickelten die Studenten Elemente, die von Macht, Gesellschaft und Arbeit erzählen: eine geballte Faust, eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, eine Fahne. "Die Elemente tauchen in immer neuen Kombinationen und Erscheinungsformen auf", erläutert Siegel. "Allen gemeinsam sind die Farben: Ein warmes Rot - die Farbe der Arbeiterbewegung - dominiert, dazu ein leuchtendes Himmelblau." Die Elemente und Farben finden sich wieder auf Plakaten, Flyern, T-Shirts, Fahnen; auch ein Bier-Etikett haben die Studenten entworfen.

Dabei findet nicht alle Arbeit am Computer statt. "Das Besondere am Theater ist die Unmittelbarkeit, das Authentische, das Einzigartige. Die Studenten haben sich von den Werkstätten anregen lassen und auch viel analog gearbeitet - wie am Theater", berichtet Siegel. "Und wir spielen mit der Zeit: Die Grafik zeigt Merkmale des russischen Konstruktivismus, einer Kunstrichtung der Moderne in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts." Auf diese Weise entstand etwa die Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger, der Manschettenknopf daran weist in vergangene Zeiten. "Im Rückgriff auf die Tradition und Geschichte gehen wir mit neuen Werkzeugen und Techniken in die Zukunft."

Für das "Interaction Design", also den Dialog des Nutzers mit digitalen Systemen, ist Professor Zöllner zuständig. "In einzelnen Projekten soll das Erscheinungsbild der Theatertage mit neuen Medien in den Raum, in die Stadt gebracht werden. Dazu wollen wir Licht benutzen, das auf Besucher reagiert, Projektionen und intelligente Automaten." Auch eine Microsite ist geplant: eine experimentelle Website, die auf das Festival, das Theater und die Arbeitsprozesse dort aufmerksam macht. "Wir zeigen etwa die Bewegungen der Schauspieler, um eine Art Re-Mix in Echtzeit zu erstellen. Das wird experimentell aber auch informativ. Alles wird spielerisch dargestellt; es ist aber keine Spielerei."

"Designblick" und Theatertage

Eine Werkschau mit dem Titel

"Designblick 2016/2017" findet am Freitag ab 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr im alten Aktsaal des Campus Münchberg, Kulmbacher Straße 76, der Hochschule Hof statt. Dort sind unter anderem die Arbeiten der Mediendesign-Studenten für das Projekt Bayerische

Theatertage zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Die 35. Bayerischen Theatertage finden vom 29. April bis 14. Mai im Theater Hof statt.

Der Vorverkauf beginnt Anfang März an der Theaterkasse, Telefon 09281/7070290 und E-Mail

kasse@theater-hof.de. Es gibt

Einzelkarten und Pakete: die BTT-Card 100 für alle Vorstellungen und die BTT-Card 50 für eine gewisse Anzahl an Vorstellungen.

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