Hof Vermieter setzt Krippen-Kinder vor die Tür

Von Sören Göpel
Lange leuchtet das Licht in der Weißenburgstraße nicht mehr. Die Kinder und Erzieherinnen der Kinderkrippe "Der gute Hirte" müssen umziehen. Foto: Bake

"Der gute Hirte" muss kurzfristig umziehen. Das wäre eigentlich kein Problem, wenn der neue Hausbesitzer nur mehr Zeit geben würde.

 
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Hof - Jörg Hofmann und seine Frau Birgit trauen ihren Augen nicht, als sie den Brief öffnen. Kündigung! Fristgerecht ausgesprochen zwar, aber so kurzfristig? Muss das sein? Der Schatzmeister des kirchlichen Trägervereins christliches Kinderhaus und seine Frau, die als Vorsitzende agiert, sind schockiert. Sie suchen das Gespräch mit dem Mann aus Nürnberg, der fortan nur über seine Hofer Anwältin spricht. Vergeblich. Mitten im Jahr muss die Kinderkrippe "Der gute Hirte" umziehen. In der Weißenburgstraße 11, wo Kinder zwischen fünf Monaten und drei Jahren betreut werden, bricht Hektik aus. Wohin ab dem 16. Mai?

Weder das Ehepaar Hofmann noch Bürgermeister Eberhard Siller können darauf eine Antwort geben. Sie stehen in engem Kontakt mit Hausbesitzern, suchen in den nächsten Tagen und Wochen nach neuen Räumen. "Wir brauchen die 22 Betreuungsplätze unbedingt. Der Bedarf steigt ohnehin schon, die Tagesmütter sind ausgelastet", sagt Siller, der das Vorgehen des Vermieters aus wirtschaftlicher Sicht zwar akzeptieren könne, menschlich allerdings enttäuscht ist: "Man sollte meinen, dass bei Kindern das Gewissen einsetzt, wenn man so handelt", sagt er.

Die Stadt Hof und der Trägerverein hätten sich ja nur mehr Zeit gewünscht. "Wäre es so schlimm gewesen, die Kündigung erst zum 31. August auszusprechen?", fragt Siller. Da endet nämlich das Betreuungsjahr. Die ältesten Kinder wechseln in einen Kindergarten. Die Krippe hätte vielleicht schon eine endgültige neue Heimat beziehen können. Nun müssten alle schauen, dass die Kinder und Erzieherinnen überhaupt erstmal eine Bleibe finden. "In der Kürze der Zeit können wir wohl erstmal nur eine Übergangslösung realisieren", sagt Schatzmeister Jörg Hofmann. Am gestrigen Dienstag schauten die Verantwortlichen mehrere Objekte an, unter anderem in der evangelischen Grundschule am Unterkotzauer Weg.

Die Krippe braucht eine Fläche von rund 200 Quadratmetern. Die Räume müssen sich im Erdgeschoss befinden, Brandschutzauflagen erfüllen und Sanitäreinrichtungen aufweisen. Natürlich dürfen auch Außenanlagen nicht fehlen. "Finden Sie das mal in der Kürze der Zeit", sagt Jörg Hofmann.

Bevor es zur Kündigung kam, schlug der Trägerverein ein neues Mietangebot aus. Dies habe laut Bürgermeister Eberhard Siller aus einer mehrjährigen Bindung mit jährlich steigenden Kosten bestanden. "Wir hätten sogar eine leicht höhere Miete in Kauf genommen, aber wir sind auch nicht in München oder Frankfurt", sagt Hofmann. Kurz darauf flatterte das Kündigungschreiben ins Haus. Alle Argumente, eine gemeinsame Lösung zu finden, kamen nicht mehr an. "Rechtlich ist das alle sauber, aber bei einer Krippe, wo Kinder, Familien und viel Organisation dranhängt, so zu handeln, halte ich menschlich für höchst bedenklich", sagt Hofmann.

Wer hat Räume?

Bei der Suche nach einer neuen Heimat für die Kinderkrippe "Der gute Hirte" bittet die Stadt Hof Hausbesitzer um Mithilfe. Wer geeignete Flächen anbieten kann, möge sich bitte in der Krippe melden unter der Telefonnummer 09281/1409464 oder per E-Mail an kontakt@der-gute-hirte.com.

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