Genau so halten es Hanna und Günther Müller: "Wir streiten uns nicht und haben immer gut zusammengearbeitet", sagt die 90-Jährige. Wenn es Unstimmigkeiten gibt, diskutieren wir sie aus." Das bestätigt auch die Tochter Gabriele Wagenführer. "Wir hatten immer ein harmonisches Familienleben."
Dabei lief es für Hanna und Günther Müller nicht immer gut - erst der Krieg und die Nachkriegsjahre, dann der Umzug aus Plauen in den Westen, der Neustart in der neuen Heimat, der Familienbetrieb, der die ganze gemeinsame Zeit beanspruchte und eine schwere Krankheit. "Wir haben Freud und Leid geteilt. Das hat uns zusammengeschweißt," sagt Hanna Müller. Das Schönste im Leben sei für sie die Geburt der Urenkelin vor zwei Jahren gewesen.
Als die beiden sich in Gutenfürst vor 72 Jahren trafen, war Günther Müller 20 Jahre alt und lebte bei seiner Tante, nachdem die Metzgerei und das Wohnhaus seiner Familie in Plauen eine Bombe getroffen hatte. Die 17-jährige Hanna lebte in Kemnitz bei Gutenfürst, ihre Eltern waren Bauern. Weil die Braut noch zu jung zum Heiraten war, musste das Liebespaar zwei Jahre warten.
Die Familienmetzgerei bauten sie in Plauen wieder zusammen auf und bekamen ihre erste Tochter Brigitte. Mit 23 legte Günther Müller seine Meisterprüfung ab, seine Frau arbeitete sich ins Metzgergeschäft ein. 1950 zog das Ehepaar nach Hof um, gründete in der Marienstraße eine Metzgerei und betrieb sie über 30 Jahre lang. Das Geschäft lief hervorragend, die zweite Tochter Gabriele wurde geboren.
Die Müllers arbeiteten viel, die erste Urlaubsreise machten sie erst, als sie in Rente waren. Zeit für die Kinder hatten sie wenig. "Aber das nehme ich ihnen nicht übel, das war eben so", sagt Tochter Gabiele Wagenführer.
Das gemeinsame Arbeitsleben war allerdings einige Jahre lang durch Günther Müllers Krankheit unterbrochen: 40 Mal musste er ins Krankenhaus, um sein Bein behandeln zu lassen, das nach einer Kriegsverletzung schwer lädiert war.
Seit etwa zwei Wochen lebt Günther Müller im Seniorenheim. Nach zwei Jahren Pflege zu Hause kann die Familie seine Pflege nicht mehr stemmen. Aber seine Ehefrau besucht ihn jeden Tag. Zu Hause ist sie auch nicht allein, sie hat ihre Nachbarin und Freundin Bärbel Gahlow, die seit 48 Jahren eine Wohnung im Haus der Müllers mietet. Diese sagt: "Es gibt keine besseren Leute als die beiden. Sie geben immer nur."
Zum Abschied fragt Stadtrat Fleischer, ob er in fünf Jahren zum nächsten Jubiläum gratulieren dürfe. "Dass wir das noch erleben, glaube ich nicht", sagt Hanna Müller.