Hof Zehn Euro Spende - vom Taschengeld

Von Lisbeth Kaupenjohann

Seit 40 Jahren unterstützt das Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Kinder in Südamerika, Asien, Afrika. Ob Einzelpatenschaften oder Projekthilfe: Die Schüler stehen zur Sache.

 
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Hof - Auch kleine Gaben bewirken viel Gutes. Für die Schüler des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasiums ist dies Gewissheit. Seit 40 Jahren beteiligt sich die Schule in Zusammenarbeit mit der "Kindernothilfe" Duisburg an Patenschaftsaktionen in Lateinamerika, Asien und Afrika. Früher opferten die Schüler pro Monat eine Mark von ihrem Taschengeld, jetzt sind es zehn Euro im Jahr, die sie denen zur Verfügung stellen, die es nicht so gut haben wie sie. Über die Jahre sind fast 90 000 Euro für insgesamt mehr als hundert Patenschaften zusammengekommen. Knapp 200 Schüler unterstützen derzeit fünf Patenschaften in Brasilien, Guatemala und Indien.

"Die Bereitschaft, Menschen zu helfen, die in Not sind, war damals wie heute groß", versichert Schulleiter Michael Wagner. Inzwischen habe durch die große Zahl der Flüchtlinge das Thema Patenschaften sogar an Brisanz gewonnen. "Keiner verlässt seine Heimat, wenn ihn nicht Krieg und Hunger dazu zwingen", meint Wagner. Es gelte, die Not in den Herkunftsländern zu bekämpfen, Kindern Bildung zu vermitteln, Dorfgemeinschaften das Überleben zu ermöglichen. "Wir leisten mit den Patenschaften einen Beitrag, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können."

Dass eine Schule seit 40 Jahren Patenschaften trägt, ist einzigartig in Deutschland. Das erkennt auch Lennart Wallich von der "Kindernothilfe" Duisburg an, der extra zur Jubiläumsfeier nach Hof gekommen ist, um den Schülern für ihr Engagement zu danken. Ihm ist es auch ein Anliegen, den Jungen und Mädchen mehr darüber zu erzählen, wofür ihr Geld verwendet wird. Zum Beispiel über das philippinische Dorfprojekt "Diali Bemberli", das Ureinwohnern hilft, auf ihrer Insel eigenständig leben zu können.

Die Idee mit den Patenschaften hatte vor 40 Jahren Pfarrer Wilfried Schönweiß, der damals am JCRG evangelische Religonslehre erteilte. Er war zuvor als Missionar in Papua-Neuguinea gewesen und hatte auch auf einer Reise durch Indien hautnah erlebt, was Armut bedeutet und wie wichtig Schul- und Berufsausbildung für junge Menschen sind, um sich daraus zu befreien. Er hatte 1973 in Kalkutta auch Mutter Teresa persönlich kennengelernt, jene Ordensfrau, die der Papst 2003 heilig gesprochen hat. Sie hatte einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Dem großen Elend in vielen kleinen Schritten zu begegnen, das verlangte ihm großen Respekt ab.

"Solch einen kleinen Schritt wollte ich wagen", sagt der Pfarrer im Ruhestand. Er berichtet den Schülern von den schwierigen Lebensumständen der Menschen in den Ländern der "Dritten Welt" und legte ihnen nahe, dass man auf diese Menschen zugehen, ihnen helfen müsse. Schließlich kam es zu den Patenschaften, vermittelt durch die "Kindernothilfe". Noch heute bekomme er Briefe ehemaliger Schüler, die sich bestens an diese Aktionen erinnern.

"Pfarrer Schönweiß war es immer wichtig, dass die Kinder das Geld von ihrem eigenen Taschengeld abzweigen", sagt Michael Wagner, der ebenfalls Religion unterrichtet und das Projekt unter seine Fittiche nahm, als Wilfried Schönweiß nach 27 Jahren Dienstzeit das JCRG verließ. Seit er Schulleiter ist, hat Pfarrer Michael Neuerer diese Aufgabe übernommen.

Auch die Kindernothilfe hat sich verändert. Am Anfang seien es meist persönliche Patenschaften für Kinder gewesen, die in Heimen lebten, berichtet Wagner. Später habe sich die Patenschaft ausgeweitet auf Dorfprojekte. Immer noch bekomme die Schule alljährlich einen Bericht darüber, was mit dem Geld verwirklicht werden konnte. Auch Briefe und Zeichnungen von Kinderhand lägen den Berichten oft bei. Gelegentlich habe man auch schon zurückgeschrieben. "Das 40. Jubiläum sollte uns Anlass sein, in dieser Hinsicht wieder stärker aktiv zu werden."

Über die Jahre sei das Verständnis der Menschen für andere Länder und die Not in deren Bevölkerung gewachsen, meint Wagner. Das zeige sich auch jetzt angesichts der vielen Flüchtlinge. "Kinder und Jugendliche haben eine natürliche Hilfsbereitschaft und entwickeln viel Bewusstsein für die Lage dieser Menschen." Die Klasse 9 a zum Beispiel arbeite seit vorigem Jahr an einem Unicef-Projekt mit. Auch sei das Reinhart-Gymnasium seit einem Jahr "Schule ohne Rassismus". Derzeit gebe es in der zehnten Klasse einen Gastschüler aus Syrien. Er habe bereits guten Anschluss gefunden.

"Wir hoffen, in zehn Jahren unser 50. Patenschafts-Jubiläum zu feiern", sagt der Schulleiter. Vorausgesetzt, die Schüler seien auch weiterhin bereit, Solidarität zu üben. Woran Michael Wagner nicht zweifelt.

Wir leisten einen Beitrag, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können.

Schulleiter Michael Wagner

Das 40. Jubiläum sollte uns Anlass sein, wieder stärker aktiv zu werden

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