Kulmbach - Das Romandebüt des Irakers Abbas Khider handelt von der Flucht eines jungen Irakers, der unter Saddam Hussein im Gefängnis saß und vor Krieg und Unterdrückung flieht, sich in mehreren Ländern als Hauslehrer, Gelegenheitsarbeiter, Kellner durchschlägt. Am Montag stellte der 37-Jährige sein Buch, das zu 90 Prozent autobiographische Züge trägt, im Rahmen der Interkultuellen Woche vor. Rund 40 Interessierte lauschen im Foyer des AWO-Förderzentrums den Worten des Autors, der heute in Berlin lebt.

"Ein Klima von Achtung und Respekt wünschen sich, ebenso wie die ausländischen Mitbürger auch unsere Schüler", schlug die Konrektorin des Förderzentrums, Christine Schödel, eine Brücke zur Fördereinrichtung. Arne Poperl, vom Planungskreis Interkulturelle Woche erläuterte, das Abbas Khider 1973 in Bagdad geboren wurde. "Bereits mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach seiner Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als illegaler Flüchtling in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. Er veröffentlichte bisher Lyrik in verschiedenen Publikationen. Sein erster Roman ,Der falsche Inder' erschien 2008, informierte er.

Khider hatte gleich zu Beginn die Sympathien auf seiner Seite. Er ist gewitzt und aufgeschlossen. "Als ich 16 Jahre alt war, verliebte ich mich in ein Nachbarsmädchen. Sie hat sich für mich nicht interessiert, deshalb schrieb ich ein Gedicht, das sie nie gelesen hat. Seither habe ich nie aufgehört zu schreiben", erklärt er dem aufmerksamen Publikum die Anfänge seiner Schriftstellerkarriere. "Im Jahre 672 wurde eine Stadt gegründet, die man ,Madinat al Salam', die Stadt des Friedens nannte. Seither erlebte sie keinen Frieden mehr", steigt Khider in sein Buch ein. "Mein ganzes Leben sah ich Krieg, es brennen und Katastrophen", zitiert er weiter seinen Roman-Helden Rasul Hamid. Auf seiner Reise durch Nordafrika und Europa trifft er viele andere Flüchtlinge aus aller Welt, die wie er auf der Suche nach einem Leben ohne Hunger und Krieg sind und dafür sehr viel opfern.

Sein Vorhaben nach Schweden zu gelangen endete in einer Asylantenunterkunft in Bayreuth. "Hier erfuhr ich, dass Deutschland zu verlassen eine Straftat sei. Seitdem hocke ich hier", erzählt er und schmunzelt. "Mit der Ausländerbehörde stand ich von Anfang an auf Kriegsfuß - das sind komische Leute." Tragik und Komik liegen nahe beisammen in Khiders unsentimentalem Erzählstil, der berührt, ohne Betroffenheit zu heischen.

Die Fragen des Publikums galten vor allem dem Roman und der Findung zwischen Wahrheit und Erfundenem. Eine Türkin will wissen: "Was denken Sie über die heutige Türkei?" "Ich habe das Gefühl sie entwickelt sich langsam. Es ist eine junge Gesellschaft und es bewegt sich dort was. Natürlich ist es schrecklich, wie die Regierung mit den Kurden umgeht ebenso wie die Polizei mit den Flüchtlingen", meint der Autor. Die Frage, wie der 37-Jährige sein Heimatland nach dem Abzug der Amerikaner beurteilt, beantwortet er so: "Das ganze Land funktioniert überhaupt nicht. Der Irak ist wie ein Fußballstadion. Alle spielen dort, jeder will gewinnen, aber nach den eigenen Regeln. Der Ball ist das irakische Volk."