Während der Bauzeit diente die Marienkapelle etwas unterhalb des Pfarrhauses dem gottesdienstlichen Gebrauch. Sie ist das älteste noch bestehende Gebäude der Stadt überhaupt und wohl auch eines der ältesten Kirchen in ganz Nordbayern. Der östliche Anbau geht auf das zwölfte Jahrhundert zurück und maß mit dem Altarraum zunächst ein Drittel seiner jetzigen Größe. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie als Lagerraum für Möbel ausgebombter Familien und war nicht mehr nutzbar. Mauerwerk drohte abzurutschen, was durch eine Stützmauer aber verhindert werden konnte. 1974 wurde der Außenputz erneuert, 1975 wurde innen renoviert. Dabei wurden unter den vielen Farbschichten einige Fresken und Bilder gefunden, deren Restaurierung allerdings nicht mehr möglich war. Säurehaltige Überstreichungen hatten die Kunstwerke schon zu sehr angegriffen.
Nach dem kirchlichen Areal verließen die Besichtigungsgruppen den durch die Stadtmauer begrenzten inneren Kern der Stadt, um jenseits der Steinach ein Stück städtische Natur zu erleben, soweit diese noch vorhanden ist. Ein Idyll hat sich zumindest am schmalen Leitenbach noch erhalten, der urplötzlich aus dem Boden entspringt, wohl aber keine Quelle im strengen Sinn ist. Vermutlich ist die Leitenbachquelle ein Wiederaustritt der Steinach, die irgendwo teils versickert, sich unterirdisch Wege bahnt und an der "Quelle" wieder an die Oberfläche kommt. Der Bach ist von teils sehr alten Bäumen gesäumt, im Hang gibt es noch Felsenkeller. Einer von ihnen wurde erst kürzlich für Fledermäuse als Winterunterschlupf eingerichtet.
Der Weg führte die Teilnehmer der Stadtführung schließlich zur Bauernmarktscheune, in der aus historischer Sicht heute wieder Vermarktung wie in alter Zeit betrieben wird - direkt vom Hersteller. Für Stadtführer Nicki Lang war dort Gelegenheit, die einst chaotischen Handelsverhältnisse darzustellen. In den einst ungefähr 300 autonomen Teilen des fränkischen Kreises gab es unterschiedliche Währungen und Maße. So galt in Stadtsteinach ein anderes Volumen als "Maß" als in den angrenzenden Bereichen. Auch andere Längenmaße. So betrug eine "Elle" hier 67 Zentimeter, anderswo aber gut 75 Zentimeter. - Ein Thema, mit dem sich weitere Stadtführungen beschäftigen können.