Gumpersdorf Bald ist Zapfenstreich im Kuhstall

Werner Oetter

Mit dem Ehepaar Limmer geben die letzten Milchbauern in der Gemeinde Untersteinach auf. Und das nicht nur aus Altersgründen. Die Bürokratie und der Klimawandel machen ihnen zu schaffen.

 
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Gumpersdorf - Seit 1978 sind Friedlinde und Werner Limmer aus Gumpersdorf im Vollerwerb mit Leib und Seele Bauern. Bereits in der fünften Generation, seit 1811, wird auf dem Anwesen der Limmers Landwirtschaft betrieben. Jetzt begeben sich die einzigen noch verbliebenen Milchbauern aus dem Gemeindebereich Untersteinachs in den wohlverdienten Ruhestand.

Und die Limmers sind nicht die einzigen in der Gemeinde Untersteinach, für die mit der Aufgabe der Landwirtschaft eine jahrhundertealte Familientradition endet. Im Juni 2010 verließen die letzten zwei Rinder in der Stadtsteinacher Straße in Untersteinach den Hof der Familie Frieda Schubert, besser bekannt unter den Hofnamen Kernweber. Laut den Nachforschungen des Untersteinacher Heimatforschers Dieter Geyer ging damit eine rund 900-jährige Ära im Ort zu Ende.

Doch zurück zu den Limmers: Im zarten Alter von 15 Jahren machte Werner Limmer seine Ausbildung als staatlich geprüfter Wirtschafter, jeweils von November bis Februar an der Winterschule im Amt für Landwirtschaft in Kulmbach. Das seit 1977 verheiratete Paar hielt in den Anfangsjahren auf dem Hof rund 45 Tiere. Seit 1985 liegt der Schwerpunkt ausschließlich auf der Milchwirtschaft. Heute sind noch sechs Kühe sowie zehn Kalbinnen und sogenannte Fresser aus der Nachzucht geblieben.

"Ich bin durch meine Eltern, Fritz und Margarethe Limmer, zu dem Beruf gekommen. Wir haben unsere Arbeit immer mit viel Freude und mit Leib und Seele gemacht. Auch wenn einmal der Traktor in Flammen aufging und im letzten Jahr der Mähdrescher nach 47 Jahren seinen Geist aufgab, strahlten uns immer die Augen, wenn wir eine Ladung Getreide heimgebracht hatten", erzählt Werner Limmer.

Mit Norbert Wölfel, Siegfried Schuberth und Herbert Schneider gibt es in dem 60-Seelen-Ort Gumpersdorf zwar immer noch drei Landwirte. Das Ende ist jedoch auch hier aus Altersgründen absehbar. "Wir hatten früher zu Hochzeiten in Gumpersdorf einmal 14 Milchbauern. Jahrzehntelang klingelte bei uns um 4 Uhr am Morgen der Wecker. Nach über einer Stunde Stallarbeit kam das Milchauto am frühen Morgen zum ersten Mal in Gumpersdorf vorbei, um die frische Milch abzuholen. Zuerst fuhr es mit der Milch dann nach Bayreuth und später nach Coburg. Der Hunger war durch die Stallarbeit auf ein kräftiges Frühstück groß", erinnert sich Werner Limmer.

Feldarbeit, Futter auf den Wiesen machen, zweimaliges Melken, Bereitstellen für die Abholung der Milch und Füttern füllten den harten Arbeitstag im Durchschnitt mit rund 15 Stunden. Rund 58 000 Liter haben die Kühe zusammen im Durchschnitt pro Jahr abgegeben. Stolz zeigt sich der Landwirt, der auch das Amt des Obmanns der Feldgeschworenen Untersteinach bekleidet, dabei auf die Unterstützung seiner Gattin: "Sie hat die drei Kinder großgezogen, den Haushalt geführt, den Schwiegervater gepflegt und noch viele andere Aufgaben mit Bravour gemeistert."

Befördert wurde die Entscheidung von Friedlinde und Werner Limmer, nicht nur aus Altersgründen einen Schlussstrich zu ziehen, durch die ausufernde Bürokratie, wie sie unisono bekunden. So muss zum Beispiel ermittelt werden, was für Gülle auf die Felder aufgebracht wird, es muss eine Düngebedarfsermittlung durchgeführt werden und eine Pflanzenschutzprüfung bestanden werden, um Spritzmittel anzuwenden. Durch ein Gerichtsurteil wurde überdies vor wenigen Monaten die ganzjährige Anbindehaltung der Kühe als tierschutzwidrig eingestuft.

Besonders zu kämpfen hatten die Limmers in den letzten beiden Jahren mit dem Klimawandel: "Die extreme Hitze und die Borkenkäferpflege haben uns da schwer zu schaffen gemacht. Es war sehr schwer, Futter für die Kühe zu finden. Die Arbeit wird immer unrentabler", klagt der 64-Jährige.

Wenn in den nächsten Tagen die letzten "Viecher" den Hof in Gumperdorf verlassen, möchte sich das Paar in absehbarer Zeit ein paar freie Tage gönnen. "Wir haben unseren letzten Urlaub zur Silberhochzeit am Königsee genossen und dabei gemerkt, wie schön die Berge sind. Das A und O ist und bleibt wie überall dabei die Gesundheit", sind sich die beiden einig.

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