Kulmbach Bier und Kurven vertragen sich nicht

Die Vorwerkstraße in Kulmbach war am Freitag stundenlang gesperrt. Wieder einmal hat in einer Kurve ein Lkw seine Ladung verloren. Die Aufräumarbeiten zogen sich.

 
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Kulmbach - Ein Zeuge, der unmittelbar hinter dem Lastzug fuhr, hat genau gesehen, wie es passiert ist. Der Lkw fuhr auf der Vorwerkstraße in die Rechtskurve vor der Unterführung, als sich plötzlich die Bordwand des Aufliegers ausbeulte. Da war es auch schon geschehen: Dutzende Bierkästen, die der Fahrer erst wenige Minuten zuvor in der Kulmbacher Brauerei geladen hatte, stürzten auf die Fahrbahn, Flaschen zerbrachen, rund 700 Liter Bier, schätzt die Polizei, ergossen sich über den Asphalt und verbreiteten einen unangenehmen Geruch. Die Vorwerkstraße war unpassierbar. Wieder einmal hat ein Bierlaster seine Ladung verloren. Diesmal aber nicht an der Auffahrt zur Autobahn, sondern mitten in der Stadt. Dass Lastwagen mehrfach im Jahr ausgerechnet Bier "verlieren" ist ein Phänomen, das gerade in Kulmbach schon viele mit Humor nehmen, so lange nicht mehr passiert.

Der 51-jährige Fahrer des Lastzugs hat viel Erfahrung. 18 Jahre lang macht er bereits seine Arbeit. Es ist noch nie etwas passiert, sagt er. Erst in dieser Woche sei er im Sauerland bei Veltins gewesen, erzählt er. Die Lage der Brauerei sei mit der in Kulmbach nicht zu vergleichen. Dort gehe es bergauf und bergab, es gebe viele enge Kurven. "Das hat absolut astrein geklappt", erzählt der Brummifahrer, der im Raum Würzburg zu Hause ist. Er kann nicht begreifen, warum es zu dem Unfall kam.

Zu schnell sei er auch nicht gewesen, sagt der Mann. Der Zeuge gibt ihm recht. Ganz langsam sei der Lkw gefahren, weniger als Kilometer pro Stunde, gibt der Beobachter des Unfalls an. Doch trotzdem sei es schließlich ganz schnell gegangen, als die Ladung erst einmal in Bewegung geraten war. Einige der Spannbretter, die die Bordwand stabilisieren, seien durchgebrochen und mit den Bierkisten auf die Straße gekracht. Eine Frau, die mit ihrem Motorroller stadteinwärts unterwegs war, sei von einem Brett gestreift worden, erzählt der Zeuge. Glücklicherweise sei sie nicht gestürzt und unverletzt geblieben.

Auch Mitarbeiter der Versandabteilung der Kulmbacher Brauerei waren an der Unfallstelle. In der Brauerei sind die Gefahren natürlich bekannt. Jeder Lkw-Fahrer, der erstmals dort lädt, bekommt ein Informationsblatt, in dem ausdrücklich die Risiken vermerkt sind. Direkt an der Annahmestelle hängen Bilder von früheren Havarien, die abschrecken aufmerksam machen sollen. Vor der Gefahr der "Bierkurven" wird ausdrücklich gewarnt. Es wird erklärt, warum gerade Bier zu fahren eine Herausforderung darstellt.

Michael Möschel, der Chef der Verkehrsakademie, weiß, wo das Problem liegt. Bis zu drei Paletten Bier können in den Laderäumen moderner Auflieger übereinandergestapelt werden. Das legt den Schwerpunkt höher. Umso höher der liegt, umso langsamer muss sich ein solches Fahrzeug in Kurven bewegen, um einen Unfall zu vermeiden. "Im Klartext heißt das: Der muss einfach langsamer fahren, dann neigt sich der Aufbau nicht so sehr zur Seite", bringt es Möschel auf den Punkt.

Kulmbacher belässt es nicht bei den Warnungen. Das Ladegewicht wird genau geprüft, um Überladungen auszuschließen. Die Brauerei lässt sich darüber hinaus bestätigen, dass es der Auflieger einen zertifizierten Aufbau hat. Bei jedem Lkw werde, so der Mitarbeiter der Brauerei, geprüft, dass die Ladung hinreichend gesichert ist. Die Spannbretter an den Seiten müssen sein, eine Sicherung nach hinten ebenfalls. Bei der Ladnung selbst muss der "Formschluss" gegeben sein, das heißt, die Kisten auf den Paletten müssen ganz dicht aneinanderstehen, damit nichts verrutschen kann.

Die Polizei vermutet nach ersten Untersuchungen an der Unfallstelle einen technischen Mangel an der Bordwand des Aufliegers. Deswegen wurde die Weiterfahrt auch bis zur sachgemäßen Sicherung der Ladung unterbunden.

Drei Stunden lang dauerte es, bis Straßenmeisterei und Feuerwehr die Straße gereinigt hatten. Zwischen 9 Uhr und 12 Uhr war die Vorwerkstraße vollständig gesperrt. Vor allem Lkw hatten teilweise große Mühe, auf der Fahrbahn zu wenden.

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