Die Spenden sprudeln, Lewinski kann innerhalb kurzer Zeit 400 000 Dollar einsammeln. Mit dem bundesdeutschen Wirtschaftswunder Mitte der Fünfzigerjahre schwächt sich die Spendenbereitschaft ab, mit der Folge, dass die Fördermittel von "Wooden Church Crusade" für die einzelnen Kirchen geringer ausfallen.
Schlichte Modernität
Von der ursprünglichen Idee wirklicher "Holzkirchen" rücken Lewinski und seine Vorstandskollegen bald ab. Doch einfache, bescheidene Kirchen sollen es sein, die von der Stiftung getragen werden.
Bei seiner Unterredung mit Baron Lewinski dürfte es Graf Lippa leicht gehabt haben, nicht nur wegen der Adelsverbundenheit: Die Siedlung Mannsflur, wie sie sich 1957 präsentiert, ist ein Beispiel für einfache, doch formschöne Häuser, die den Flüchtlingen und Vertrieben eine neue Heimat bieten. Die von Pfarrer Diegritz und vielen Gläubigen ersehnte Kirche soll dazu passen. Der Architekt Schomberg möchte, in Anlehnung an den Stall Bethlehem und als Reflex auf die Nachkriegsbescheidenheit, eine "schlichte Stätte" bauen mit karger Innenausstattung.
Auch wegen der Unterstützung von "Wooden Church Crusade" ist es dann am 2. Advent 1960 soweit: die heutige "Bethlehemkirche" kann eingeweiht werden.
Forschungsprojekt der Uni
Doch wie viele der 49 ursprünglich geplanten Kirchen sind wirklich im ehemaligen Zonenrandgebiet errichtet worden, in welchem baulichen Zustand befinden sie sich? Ein wissenschaftlich bisher völlig unerforschtes Terrain. Es gibt nur ungenaue Lageskizzen, die eine Linie von Neugablonz im Süden über Bayrischzell, Mais, Stammbach, Tettau, Wildenheid bei Coburg ("Friedenskirche", 1955), Salzgitter bis nach Schleswig-Holstein beschreiben (siehe unten).
Für die beiden Studentinnen Anastasia Bauch und Tamara Winkhardt-Möglich ist dies eine spannende Herausforderung. Im Rahmen einer Masterarbeit in Denkmalkunde an der Universität Bamberg sind sie seit Monaten dabei, die Orte aufzuspüren und zu dokumentieren. Dabei sind sie auch auf die Kirche von Mannsflur gestoßen. Nach ihren bisherigen Recherchen seien 28 der 48 vorgesehenen Kirchen wirklich errichtet worden, wobei der Anteil der evangelischen Gotteshäuser überwiege. "Die Stiftung hat niemals versucht, auf die Architektur oder die Innenausstattung geschmacklichen oder stilprägenden Einfluss zu nehmen", so Winkhardt-Möglich, "sodass die Baustile völlig unterschiedlich sind, doch eine erkennbare Bescheidenheit verbindet alle." Vor den Studentinnen liegt noch viel Arbeit, denn bis zum Frühjahr nächsten Jahres soll die umfangreiche Dokumentation abgeschlossen sein. Pfarrerin Susanne Sahlmann ist von dem Projekt begeistert.
Sie hat die beiden jungen Wissenschaftlerinnen schon eingeladen, die Ergebnisse ihrer Arbeit in der Gemeinde vorzustellen.