Kulmbach Ein Zeichen gegen Hass und Hetze

Klaus Klaschka
Auf Vorschlag der Grünen-Fraktion im Stadtrat war das Kulmbacher Rathaus am Wochenende auch mit der Regenbogen-Fahne in der Mitte beflaggt. Im Bild Christian Ohnemüller (Zweiter von rechts) und aus der Grünen-Stadtratsfraktion (von links) Doris Stein, Dagmar Keis-Lechner und Constanze Milbrad. Foto: Klaus Klaschka

Aus Solidarität für Homosexuelle wehte am Wochenende am Rathaus in Kulmbach die Regenbogenfahne. Sie hat die Marktleugaster Creativ- Stickerei für die Aktionen der Grünen genäht.

 
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Kulmbach - Besonders bunt beflaggt war das Portal des Kulmbacher Rathauses am Samstag und Sonntag. Links die weiß-blaue Bayernfahne und rechts die schwarz-weiß-blaue mit dem Wappen der Großen Kreisstadt flankierten die sogenannte Regenbogenfahne. Sie ist das weltweite Symbol für alle Menschen, die sich von der Mehrheit der Heterosexuellen unterscheiden. Die Fahne war auf Antrag beziehungsweise Bitte der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen aufgehängt worden, "als Zeichen der Solidarität mit der LGBTIQ Community, um den Ausfall der CSDs in diesem Jahr im Zuge der Coronakrise zu kompensieren und ohne viel Aufwand die Wahrnehmung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu unterstützen".

Der CSD (Christopher-Street-Day) erinnert mit Umzügen an die Nacht des 27. auf den 28. Juni im Jahr 1969, in der Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten erstmals gemeinsam gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street protestierten. Zu dieser Zeit gab es immer wieder gewalttätige Razzien der Polizei in Kneipen mit trans- und homosexuellem Zielpublikum. Besonders betroffen von Misshandlungen und Willkür waren Afroamerikaner und solche mit lateinamerikanischer Herkunft.

Als sich an diesem Abend insbesondere Dragqueens (als Frauen besonders herausgeputzte Männer) und transsexuelle Latinas und Schwarze gegen die wiederkehrenden Kontrollen wehrten, war dies der Ausschlag für tagelange Straßenschlachten mit der New Yorker Polizei. Diese Ereignisse werden als Wendepunkt in der Community (Gemeinschaft der Nicht-Heterosexuellen) im Kampf für Gleichberechtigung und Anerkennung angesehen. Weltweit wird seither um den 28. Juni mit dem Christopher Street Day (CSD) an diese Nacht erinnert, da auch jetzt noch in verschiedenen Ländern gleichberechtigtes Leben ungeachtet der sexuellen Orientierung nicht möglich ist.

Stadträtin Constanze Milbrad hatte den Vorschlag der Extra-Beflaggung aus der Grünen-Jugend an Fraktionsvorsitzende Dagmar Keis-Lechner herangetragen, die diesen an Oberbürgermeister Ingo Lehnmann weitergeleitet hatte, dem sie "dankbar für die unbürokratische Umsetzung" ist, wie sie sagte. Die Regenbogenfahne hatte die Creativ-Stickerei in Marktleugast quasi über Nacht angefertigt.

"Wegen der Coronakrise fallen 2020 nahezu alle CSDs weltweit aus", sagte Constanze Milbrad beim Treffen vor dem Rathaus. "Die Sichtbarkeit für queere Menschen verliert damit ihren wichtigsten Faktor. Durch den Ausfall der Demos fallen vielen ehrenamtlich tätigen Vereinen im Bereich der Beratung, Selbsthilfe, Gewaltprävention und Aufklärung grundlegende Finanzen weg - ihre teils lebenswichtige Arbeit ist im Fortbestand extrem gefährdet. Als Zeichen der Solidarität soll auch in Kulmbach - ohne viel Aufwand - die Wahrnehmung von sexueller Vielfalt unterstützt und ein Zeichen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass gesetzt werden."

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