Neuenmarkt/Himmelkron Heißwasser statt Glyphosat

Stephan Herbert Fuchs

Der Maschinenring Oberfranken Mitte setzt im Kulmbacher Land auf umweltfreundliche Unkrautbekämpfung. Aufträge gibt es aus Himmelkron und Neuenmarkt.

 
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Neuenmarkt/Himmelkron - Hundert Prozent Wasser, null Prozent Chemie: das ist die Erfolgsformel gegen Unkraut und Schädlinge. Im Kulmbacher Land ist der Maschinenring (MR) in diesen Tagen wieder unterwegs, um die Wege des Friedhofs in Neuenmarkt von Unkraut und die Eichen entlang der Bundesstraße B 303 bei Himmelkron vom Eichenprozessionsspinner zu befreien.

"Eigentlich ist die Sache ganz einfach", sagt Geschäftsführer Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken Mitte, der gewerblichen Tochterfirma der Maschinenringe Bayreuth, Kulmbach und der Fränkischen Schweiz. Eiweiß gerinnt bei 70 Grad Celsius, also wird sowohl das Unkraut als auch der Eichenprozessionsspinner mit 100 bis 110 Grad heißem Wasser besprüht. Das sei nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstig, so Müller. Immer mehr Kommunen würden deshalb auf diese Dienstleistung des Maschinenrings zurückgreifen.

In Neuenmarkt kam der Auftrag von der Gemeinde. "Für uns ist es eine Testphase, um zu prüfen, inwiefern wir den Bauhof entlasten können", erzählt Bürgermeister Alexander Wunderlich. Der Friedhof soll schließlich ein Aushängeschild der Gemeinde sein, deshalb werde die Unkrautbekämpfung dort ganz gezielt vorangetrieben. MR-Geschäftsführer Müller geht von vier Durchgängen aus, bis die Wege tatsächlich unkrautfrei sind. Im Tank von Uwe Glass aus Creußen, der für den Maschinenring tätig ist, sind 800 Liter Wasser. Zwölf Liter benötigt er pro Minute.

Spektakulärer gestaltet sich der Heißwassereinsatz in Himmelkron entlang der B303. Die Bundesstraße musste für den Einsatz mittels einer Ampelregelung gesperrt werden, damit Harald Galster aus Gefrees und Gerhard Schultheiß aus Kleinweiglareuth von einer Hebebühne aus die Nester des Eichenprozessionsspinners gezielt besprühen können. Auch hier ist die Arbeit durchaus von Nachhaltigkeit geprägt. Während im zurückliegenden Jahr auf dem Gelände der Bundespolizei in Bayreuth drei volle Tage notwendig gewesen waren, um dem Prozessionsspinner den Garaus zu machen, ist man Müller zufolge heuer schon in einem halben Tag fertig gewesen, so sehr konnte die Verbreitung durch die Heißwassermethode eingeschränkt werden.

An manchen der über 30 befallenen Eichen seien die Auswirkungen des Schädlings schon deutlich zu sehen, berichtet Harald Huber vom Maschinenring. Er spricht von rund 40 Nestern an manchen Bäumen, an besonders stark befallenen Bäumen habe er auch schon 80 Nester gezählt. Das Gefährliche an dem Schädling, der bei Weitem nicht nur Eichen befällt, sind die Brennhaare, die im Extremfall lebensbedrohliche allergische Reaktionen bei manchen Menschen auslösen können. "Die Haare der Raupen führen zu Allergien, Asthma und mitunter zu einem allergischen Schock", so Müller. Zu den häufigsten Symptomen gehörten lokale Hautausschläge, begleitend dazu könnten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündungen auftreten.

Die Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH hatte im zurückliegenden Jahr mit dem Einsatz der Heißwassertechnik begonnen. Geschäftsführer Müller kann bereits jetzt ein positives Zwischenfazit ziehen. Die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung mit der Heißwassermethode habe sich bewährt. Gegen Heißwasser sei kein Unkraut resistent, Wurzel und Pflanze würden absterben, für das Umfeld entstehe keinerlei Schaden. Konkret würden die Raupen und speziell deren Nesselhaare "gekocht" und damit das auf Eiweißbasis aufgebaute Nesselgift vollständig zerstört.

Prominenteste Einsatzorte sind die markgräflichen Parks der Eremitage und des Hofgarten gewesen, wo sich ebenfalls der Eichenprozessionsspinner breit gemacht hatte. Selbst in den Parks hatte sich der Schädling so rasant vermehrt, sodass bereits Bereiche abgesperrt werden mussten. Vorrangig müsse die Bekämpfung überall dort in Erwägung gezogen werden, wo Menschen durch die Gifthaare gefährdet sind. Zur Abwehr der Gesundheitsgefahr auf öffentlichem Gelände sind die Gemeinden, bei Privatgrundstücken die Eigentümer zuständig.

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