Kulmbach - "Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte." So drückt Victor Hugo, französischer Schriftsteller, seine Liebe zur Literatur aus. Für alle Leseratten verleiht die Bücherei am Stadtpark seit 1982 Wälzer. Leiterin Heidelinde Siegl macht anlässlich des Tags der Bibliothek am heutigen Samstag, eine Bestandsaufnahme.

Was ist Ihr wertvollstes Buch?

Das ist die Faksimile-Ausgabe von "Zettels Traum" des Schriftstellers Arno Schmidt, die 1986 erschienen ist. Damals haben wir um die 100 Mark dafür bezahlt. Dieses Buch ist zum Verleihen aber nicht geeignet. Bei Veranstaltungen in der Bücherei legen wir es dann zum Durchblättern aus.

Welche Bücher werden am häufigsten ausgeliehen?

Die Bücher, die auf den Bestsellerlisten von Spiegel oder Focus auftauchen, leihen sich meistens sehr gut aus. Außer es sind Sachbücher, die nur wenige Interessierte begeistern können. Deshalb muss man vorsichtig sein und darf nicht einfach die ganze Bestsellerliste bestellen. Eine große Leserschaft ist von Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg - Meine Reise auf dem Jakobsweg" begeistert. Wir haben mittlerweile sogar drei Exemplare. Die historischen Romane sind auch der Renner.

Welches Buch ist der absolute "Ladenhüter"?

Wir haben zum Beispiel die gesammelten Werke von Goethe gekauft. Nach "Faust" oder "Die Leiden des jungen Werther" wird natürlich immer wieder gefragt. Aber ich weiß nicht genau, ob die Briefe an Goethe schon einmal ausgeliehen wurden.

Wer geht in die Bücherei?

Unsere jüngsten Besucher sind zwei Jahre alt und unser ältestes Mitglied zählt 90 Jahre. Die Kindergartenkinder kommen wegen der Bilderbücher. Auch die Erstleser, die Sieben- bis Achtjährigen, leihen sich gerne Bücher aus. Mit neun, zehn Jahren kommen die Kinder in das Serienalter und lesen dann zum Beispiel alle Bücher von Hanni und Nanni. Bei den Erwachsenen ist jede Altersstufe vertreten. Die Teenager besuchen uns auch, weil wir sehr gute Jugendbücher wie Harry Potter und die Biss-Reihe, anbieten. Es ist aber auffällig, dass die Jugendlichen sehr schnell in die Literatur des Erwachsenenbereichs wechseln.

Welches Buch würden Sie momentan empfehlen?

"Die Hütte" von William Yung ist ein sehr schönes Buch zum Nachdenken: Ein Familienvater dessen Tochter gewaltsam zu Tode kommt, wird von Gott in eine Hütte eingeladen. Hier findet er wieder Lebensmut. Und den Krimifreunden würde ich Simon Becketts "Leichenblässe", ein wirklich spannendes Buch, empfehlen.

Was waren die lustigsten Vorkommnisse in der Bücherei?

Ein Junge hat nach Büchern von Michael Ende gesucht. Aber er bekam kein Ergebnis bei der Eingabe in die Such-Software. Wir haben dann bemerkt, dass er Ente anstatt von Ende eingetippt hatte. Ein anderes Kind hat mal nach Comics von Asterix und Unterlix gefragt. Diese Versprecher und Verhörer vor allem von Kinden sind immer ganz süß.

Was hat sich in der Bibliothek am Stadtpark über die Jahre hinweg verändert?

Durch die moderne Informationstechnologie wurde vieles erleichtert. Unsere insgesamt 42 000 bis 43 000 Bücher, Computerspiele, Hörspiele, DVDs und Zeitschriften werden nicht mehr wie früher mit Zetteln verwaltet. Durch unsere Software wird die Suche enorm vereinfacht. Von zu Hause aus können Mitglieder mit einem Passwort die Ausleihzeit ihrer Bücher verlängern lassen.

Was hat sich im Ausleihverhalten geändert ?

Durch das Internet sind Lexika und Sachbücher heute weniger gefragt. Teilweise verlangen Lehrer jedoch, dass in Quellenangaben von Referaten wieder bis zu drei Bücher stehen müssen. Deshalb fragen doch einige Schüler nach Sachbüchern. Das Gespräch führte Wanda Graf