Kulmbach Jugendliche nutzen Chancen

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Christina Flauder machte als neue Vorsitzende des Freundeskreises Fassoldshof zusammen mit ihren Vorstandskollegen und einigen interessierten Mitgliedern ihren Antrittsbesuch in dieser Jugendeinrichtung der Rummelsberger Diakonie. Malermeister Andreas Hartmann stellte seine Werkstatt vor. In drei Berufen werden im Fassoldshof junge Leute in Meisterbetrieben ausgebildet und fit gemacht für ihr späteres Leben in Eigenverantwortung. Foto: Burger

Im Fassoldshof wird wertvolle Arbeit geleistet. Davon konnten sich die Mitglieder des Freundeskreises überzeugen. Besonders die Werkstätten leisten einen ganz wichtigen Beitrag.

 
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Fassoldshof - Die drei jungen Männer sind gerade von der Baustelle gekommen. Als angehende Maler sind sie tätig und sie haben Spaß an ihrer Lehre und sind sich absolut bewusst, wie wichtig die Berufsausbildung ist. Sie haben klare Ziele: Beruf abschließen, Führerschein machen und dann eine Stelle finden und eine eigene Wohnung einrichten. Wer ihnen zuhört, kommt wohl nicht auf den Gedanken, dass sie einige Jahre zuvor als "schwere Jungs" in den Fassoldshof gekommen sind. Wer die drei jungen Männer erlebt, bekommt schnell ein Gefühl dafür, wie wichtig und erfolgreich die Arbeit ist, die in dem Heim geleistet wird. Im Fassoldshof sind junge Menschen nicht nur "untergebracht": Sie erhalten dort eine Schulausbildung, die speziell auf ihre Möglichkeiten abgestimmt ist und sie können dort auch in einem Meisterbetrieb eine Lehre absolvieren. Metallbauer, Maler und Schreiner sind derzeit im Angebot. Im kommenden Jahr soll noch der Bereich Garten- und Landschaftsbau hinzukommen. 23 Ausbildungsplätze hat das Heim geschaffen und schon vielen Jugendlichen, die als gescheitert galten, wieder festen Boden unter den Füßen verschafft.

Etliche kleine Erfolgsgeschichten sind in den vergangenen Jahren schon geschrieben worden. Da ist zum Beispiel der Schlosser, der heute die jungen Leute als Geselle mit anleitet. Er war selbst einst "Heimzögling" im Fassoldshof, hat dort seine Lehre gemacht und dann in der freien Wirtschaft gearbeitet, bis er sich um eine Stelle in den Heim-Werkstätten bewarb und genommen wurde. Er kennt sich aus, ihm macht keiner was vor. Aber er weiß auch wahrscheinlich besser als andere, was in den jungen Leuten vorgeht. Martin (Name geändert) gilt als der "Sonderfall im Fassoldshof. Widrige Umstände sind verantwortlich, dass es für den jungen Mann nie richtig mit einem Job geklappt hat. Immer wieder wurde er arbeitslos. Ganz sicher lag es daran, dass er als Schüler, wie er selbst sagt, "ein fauler Hund" gewesen ist und nicht einmal richtig schreiben, lesen und rechnen konnte. Die Oberfrankenstiftung hat es schließlich möglich gemacht, dass der junge Mann als "Externer" einen Metallberuf im Fassoldshof lernen kann. Die ARGE unterstützt das Projekt. Es hat sich gelohnt: Die Lehre läuft bestens. Der 25-Jährige steht kurz vor der Prüfung. "Man wird älter, da tut sich was im Kopf", erklärt der angehende Metallbauer, was sich gewandelt hat und er freut sich, eine Chance bekommen zu haben, beruflich Fuß zu fassen.

Die haben seine Jungs auch verdient, ist Heimleiter Matthias Muth überzeugt: "Die Jungs sind ja nicht schlecht, weil sie so geboren wurden. Die wurden so gemacht und dafür können sie nichts." In der Tat: Wer im Fassoldshof landet, der hat meist eine erschreckende Kindheit hinter sich, voller Gewalt und Vernachlässigung, ohne Liebe. Ob solche Defizite in frühester Kindheit ganz geheilt werden können, da sind sich die Experten nicht sicher. Aber man kann vieles geradebiegen und man kann dafür sorgen, dass diesen benachteiligten jungen Menschen Chancen gegeben werden. Das ist im Fassoldshof, der zu den Rummelsberger Einrichtungen gehört, das oberste Ziel.

Der Gang durch die Werkstätten des Fassoldshofs hat die neue Vorsitzende des Freundeskreises dieser Jugendhilfeeinrichtung ebenso beeindruckt wie die anderen Mitglieder, die sich diesem Besuch angeschlossen hatten. Was im Fassoldshof geleistet wird, kann sich mehr als sehen lassen, fasste Christina Flauder zusammen und fand dafür nur Zustimmung in der Besuchergruppe. Der Freundeskreis Fassoldshof hat eine eindrucksvolle Bestätigung dafür erhalten, dass die Unterstützung am richtigen Platz erfolgt. Dafür wollen sich Vorsitzende Christina Flauder und ihr Stellvertreter Jörg Naumann auch weiterhin einsetzen.

Die Jungs sind ja nicht schlecht, weil sie so geboren wurden. Die wurden so gemacht.

Matthias Muth, Heimleiter


108 Menschen arbeiten im Fassoldshof

Malermeister Andreas Hartmann, Schreinermeister Werner Wagner und Schlossermeister Timo Leuthold sind die drei Chefs in den Werkstätten im Fassoldshof. Zusammen betreuen sie 23 Auszubildende.

108 Menschen arbeiten insgesamt in den Fassoldshofer Einrichtungen. Im Heimbereich leben rund 50 junge Männer. Die Schule besuchen 150 Kinder aus Kulmbach, Kronach, Lichtenfels und Coburg.

Der Freundeskreis Fassoldshof mit Christina Flauder, Jörg Naumann, Werner Stenglein und Hans-Otto Hetz an der Spitze hat 64 Mitglieder. Viele davon treten nicht in Erscheinung, sind aber immer da, wenn die Einrichtung etwas braucht und haben schon oft geholfen.


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