Kulmbach/Stadtsteinach Kopf hoch im Straßenverkehr

Stefan Linß
Fahren und gleichzeitig das Smartphone nutzen ist keine gute Idee, findet die Polizei. Abgelenkte Verkehrsteilnehmer sind ein Sicherheitsrisiko. Die Gefahr wird oft dramatisch unterschätzt. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa Quelle: Unbekannt

Autofahrer, Fußgänger und Radler können oftmals nicht den Blick von ihrem Smartphone lassen. Die Polizei warnt und kündigt weitere Kontrollen und Aufklärungsaktionen an.

 
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Kulmbach/Stadtsteinach - Den Blick starr aufs Display gerichtet, überqueren drei Fünftklässler den Zebrastreifen am Kulmbacher Schwedensteg. Just in dem Moment, als sich das wartende Auto wieder in Bewegung setzt, macht einer der Jugendlichen auf der Stelle kehrt und läuft in die entgegengesetzte Richtung. Die zwei anderen rennen hinterher. Der verdutzte Autofahrer kann rechtzeitig bremsen. Leider gehen solche Vorfälle nicht immer glimpflich aus. Dass sich Verkehrsteilnehmer von ihrem Handy ablenken lassen, ist mittlerweile zu einem massenhaften und alltäglich zu beobachtenden Phänomen geworden, berichten Beamte der Polizeiinspektionen in Kulmbach und in Stadtsteinach.

Die Strafen für Handy-Sünder

Wer rechtswidrig elektronische Geräte beim Führen eines Fahrzeugs benutzt, dem drohen ein Bußgeld von 100 Euro und ein Punkt in Flensburg. Bei einer Gefährdung erhöht sich die Strafe auf 150 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Ein Handy-Verstoß mit gleichzeitiger Sachbeschädigung kostet 200 Euro, es gibt zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot. Radfahrer werden mit 55 Euro zur Kasse gebeten. Das teilt der ADAC mit.

Nach Auskunft des Automobilclubs sind die Strafen für Handy-Sünder mit der Änderung der Straßenverkehrsordnung im Jahr 2017 verschärft worden. Seitdem ist nicht nur das Telefonieren mit dem Handy am Ohr verboten, sondern sämtliche andere Funktionen von Mobil- oder Autotelefonen dürfen vom Fahrer nicht verwendet werden. Auch auf dem Display nach der Uhrzeit schauen ist verboten.

Das Verbot gilt für alle elektronischen Geräte, die der Kommunikation, Information oder Organisation dienen - also neben Smartphones auch für Tablets, E-Books, Navigationsgeräte oder Diktiergeräte. Alle Geräte dürfen während der Fahrt nur benutzt werden, wenn sie dabei nicht in der Hand gehalten werden, sondern sich in einer Halterung befinden. Aber auch dann sei Vorsicht geboten, warnt der ADAC. Der Fahrer dürfe nur kurz auf das Gerät hin- und vom Verkehrsgeschehen wegsehen und auch nur, soweit es die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse erlauben.

Nur wenn das Kraftfahrzeug steht und der Motor vollständig ausgeschaltet ist, dürfen die Geräte wieder in die Hand genommen werden.


Beispielsweise kommen Autofahrer wegen unerlaubter Handy-Nutzung von der Fahrbahn ab, berichtet Verkehrserzieherin Natascha Pohl von der Kulmbacher Dienststelle im Gespräch mit unserer Zeitung. "Das passiert immer wieder. Wer nur den Straßenpfosten umfährt, kann noch froh sein", sagt sie. Denn der Leichtsinn endete in manchen Fällen schon tödlich.

Das Smartphone ist für viele Menschen zu einem der wichtigsten Alltagsgegenstände geworden. Mal für einige Zeit nicht auf das Gerät zu schauen, wird dabei zu einer unmöglichen Herausforderung. Ungünstigerweise erfordert die Teilnahme am Straßenverkehr aber die ungeteilte Aufmerksamkeit. Fußgänger, Autofahrer und Radler scheinen damit gleichermaßen ihre Schwierigkeiten zu haben. Auch vermeintliche Profis wie Bus- und Lkw-Fahrer werden mit dem Smartphone am Steuer erwischt.

Bei der jüngsten Kontrolle hat die Polizei an der B 289 in Untersteinach innerhalb von eineinhalb Stunden 15 Verkehrsteilnehmer angehalten. Sie haben während der Fahrt mit ihren Smartphones hantiert. Dabei hielten sie das Gerät deutlich sichtbar in der Hand und bedienten das Display, berichtet Ralf Maisel von der Polizeiinspektion Stadtsteinach. Es ist anzunehmen, dass während des Kontrollzeitraums noch viel mehr als 15 Handy-Sünder unterwegs waren, die anderen das Gerät aber rechtzeitig außer Sichtweite der Polizei gebracht haben.

Verkehrserzieher Maisel hat angekündigt, dass das Thema Ablenkung im Straßenverkehr auch weiterhin eine hohe Priorität für die tägliche Arbeit der Beamten haben wird. Es wird regelmäßig Kontrollen geben, denn die Gefahr werde von vielen immer noch unterschätzt. Wer ein Mobiltelefon während der Fahrt nutzt, verdoppelt das Unfallrisiko. Es ist eine der häufigsten Ursachen für schwere Verkehrsunfälle. "Aufgrund der Ablenkung geraten die Fahrzeuge oft auf die Gegenfahrbahn oder Hindernisse auf der Fahrbahn werden zu spät wahrgenommen", erklärt der Polizist. Schon bei einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern lege ein Pkw fast 20 Meter in der Sekunde zurück. Wer aufs Smartphone blickt, ist eine beträchtliche Fahrtstrecke im Blindflug unterwegs und kann im Notfall nicht schnell genug reagieren.

Natascha Pohl hält ebenfalls weitere Kontrollen für nötig, damit sich ähnlich wie beim Blitzen ein Lerneffekt einstellt. Die Kulmbacher Verkehrserzieherin will aber nicht verhehlen, dass es prinzipiell schwierig ist, die Verkehrsteilnehmer vom richtigen Verhalten zu überzeugen. Es sind alle Altersgruppen von dem Phänomen betroffen - von den Fahranfängern bis zu den Senioren. "Man sieht auch genug Fußgänger mit Handys rumlaufen." Kinder schauen auf ihrem Schulweg permanent auf den kleinen Bildschirm. "Das ist ein Unding."

Umso wichtiger sei die Verkehrserziehung an den Schulen. Damit die Kinder schon dafür sensibilisiert werden. "Wir haben das zuletzt bei der Fahrradprüfung in den vierten Klassen wieder angesprochen", sagt Natascha Pohl. Sie stellt fest, dass die Kinder noch zugänglich für das Thema sind. Gleichzeitig sollten sich auch die Eltern ihrer Vorbildfunktion bewusst werden. Wenn Mama und Papa am Steuer das Handy in der Hand haben, wie wollen sie es ihren Kindern erklären, dass sie das nicht dürfen?

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