Kulmbach Kulmbacher Sicherheitswacht rüstet auf

Martin Kreklau

Das Pilotprojekt startete 1994 unter anderem in Kulmbach. Die Bilanz aller Beteiligten ist positiv - deshalb stellt die Polizei in diesem Jahr rund zehn neue Ehrenamtliche ein.

 
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Kulmbach - Der Kulmbacher Polizeichef Peter Hübner ist zufrieden: Die Sicherheitswacht trägt seit ihrer Gründung nicht nur dazu bei, den Bürgern ein besseres Sicherheitsgefühl zu vermitteln, sondern hilft auch maßgeblich dabei mit, Straftaten aufzuklären. Erst kürzlich war die "SiWa" quasi undercover im Einsatz. Ein Zeuge hatte sich bei der Polizei gemeldet, da er das Fahrrad, das einem Freund gestohlen worden war, vor dem Fritz-Einkaufszentrum wieder entdeckt hatte. Die Beamten waren allerdings gerade geschlossen an einer Fahndung beteiligt und daher nicht in der Nähe. Also schickten sie zwei Mitglieder der Sicherheitswacht, um das Rad zu beobachten. Und tatsächlich: Nach einiger Zeit kehrte der Täter zu dem Fahrrad zurück, die SiWa verständigte die inzwischen wieder verfügbare Polizei und die schnappte den Dieb.

Sicherheitswacht sucht Mitglieder

Wie der Kulmbacher Polizeichef betont, haben Bürger noch in den kommenden Wochen Zeit, sich bei der Polizei um eine Stelle bei der Sicherheitswacht zu bewerben. "Interessenten können sich gerne bei uns melden und eine Bewerbung, wie zu einem normalen Job, bei uns abgeben", sagt Hübner. Wer Genaueres erfahren möchte, kann sich mit der Dienststelle unter Telefon 09221/6090 in Verbindung setzen.

Im Interview erklärt Hübner, welche Aufgaben die Sicherheitswacht hat, wo die Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen und weshalb Kulmbach seine Anzahl an SiWa-Mitarbeitern in diesem Jahr verdoppeln will.

Seit wann gibt es die Sicherheitswacht in Kulmbach?

Der bayerische Landtag hat am 1. Januar 1994 das Sicherheitswacht-Erprobungsgesetz beschlossen. Damit wurde die rechtliche Grundlage für das Pilotprojekt geschaffen. Der auf drei Jahre ausgelegte Modellversuch lief vor allem in Nürnberg, Ingolstadt und Deggendorf - aber auch in Kulmbach. Und das mit großem Erfolg. Deshalb wurde die Sicherheitswacht im Dezember 1996 offiziell ins Leben gerufen. Die Idee fußt auf dem Gedanken, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht allein Aufgabe der Polizei, sondern der gesamten Gesellschaft ist.

Welche Aufgaben haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter?

Die Sicherheitswacht soll vor allem dort präsent sein, wo Straftaten drohen, die Gefährdung aber nicht so groß ist, dass Polizisten ständig vor Ort sein müssen. Sie sollen vor allem Vandalismus und Straßenkriminalität entgegenwirken und durch ihre Präsenz das Sicherheitsgefühl der Bürger verbessern. Die Sicherheitswacht hat den taktischen Vorteil, dass sie per Funk mit der Polizei verbunden ist. Die wird bei verdächtigen Vorkommnissen umgehend informiert. Man kann es so zusammenfassen: Die Mitglieder der Sicherheitswacht sind die Augen und Ohren der Polizei.

Welche Befugnisse haben die Sicherheitswacht-Mitarbeiter?

Ihnen stehen im Grunde die gleichen Rechte zu wie jedem anderen Bürger: Wenn sie einen Täter auf frischer Tat ertappen, dürfen sie ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Sie haben zudem das Recht auf Notwehr und Nothilfe für andere Bürger. Darüber hinaus können Angehörige der Sicherheitswacht Personen anhalten, sie befragen und ihre Personalien feststellen, wenn dies zur Gefahrenabwehr oder zur Beweissicherung notwendig ist. Außerdem können sie einen Platzverweis erteilen.

Wichtig ist aber: Die Sicherheitswacht ist keine Hilfspolizei. Sie kann und soll die Arbeit der Polizei nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. In anderen Bundesländern wird das anders gehandhabt: In Baden-Württemberg gibt es beispielsweise Hilfspolizisten, die eine richtige Polizei-Uniform tragen und bewaffnet sind. Die Sicherheitswacht ist lediglich mit einem Pfefferspray zur Eigensicherung ausgestattet.

Wie lautet Ihre Bilanz für die Sicherheitswacht in Kulmbach?

Sehr positiv. In Kulmbach haben wir aktuell 13 Mitarbeiter und sind damit eine der größten Sicherheitswachten in Oberfranken. Deren Einsatz stärkt nicht nur das Sicherheitsgefühl, da sie Präsenz zeigt und in derselben Farbe wie die Polizei und in Uniform auftritt - sie hat sogar schon dazu beigetragen, verschiedene Straftaten aufzuklären. Mehrere unserer Mitglieder sind schon von Anfang an dabei und gehen bereits seit 20 Jahren in Kulmbach auf Streife. Da das Konzept so gut funktioniert, wollen wir noch in diesem Jahr weitere Mitarbeiter einstellen. Zehn Bewerbungen liegen uns bereits vor, wir hoffen, dass es noch mehr werden. Ich denke, dass wir bis Ende des Jahres ungefähr 20 Mitarbeiter bei der Sicherheitswacht haben werden. Aktuell sind Rentner dabei, aber auch viele Berufstätige. Letztere haben natürlich nur begrenzt Zeit. Mit der Aufstockung wollen wir vor allem erreichen, dass wir mehr Zeiten über den Tag verteilt abdecken können. Wenn wir den geplanten Stand erreicht haben, werden wir aber für die nächsten zwei Jahre wahrscheinlich niemanden mehr einstellen.

Wo zeigt die Sicherheitswacht in Kulmbach vor allem Präsenz?

Der Schwerpunkt der Arbeit ist natürlich die Innenstadt und da insbesondere der Grünzug, die Obere Stadt, die Umgebung des Fritz-Einkaufszentrums, der ZOB und der Außenbereich des Bahnhofs. Das hat vor allem den Hintergrund, dass hier eine hohe Fluktuation an Passanten herrscht. Auch in den Tiefgaragen und Parkhäusern in der Stadt sehen die Mitarbeiter der Sicherheitswacht häufiger nach dem Rechten.

Wie reagieren die Bürger auf die Sicherheitswacht?

Die Rückmeldung, die wir erhalten, ist größtenteils positiv. Es kommt natürlich vor, dass die Kollegen nicht ernstgenommen werden - gerade wenn sie beispielsweise jemandem einen Platzverweis erteilen, ist derjenige natürlich nicht begeistert. Da werden die Leute schon einmal ausfällig. Mir ist aber noch kein Fall bekannt, dass ein Mitarbeiter der Sicherheitswacht körperlich angegangen wurde oder größere Schwierigkeiten hatte. Die Menschen wissen, dass sofort eine Polizeistreife zur Unterstützung anrücken würde. Wir wollen die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht in Gefahr bringen.

Im Raum Coburg und Lichtenfels gibt es die Sicherheitswacht bereits in kleineren Gemeinden. Ist das für den Landkreis Kulmbach auch eine Option?

Bislang gibt es im Landkreis noch keine Sicherheitswacht, und ich glaube auch nicht, dass sich das rechnen würde. Die Ausbildung der Mitglieder ist aufwendig, für jeden fallen 40 Unterrichtsstunden an, ehe die Kollegen einsatzbereit sind. Da die meisten berufstätig sind, zieht sich das natürlich einige Zeit hin. Außerdem haben wir bislang auch vom Sicherheitsaspekt her noch keine Notwendigkeit dafür gesehen. Wenn Gemeinden daran Interesse haben, können sie aber gerne auf uns zukommen - wir können dann den Einzelfall prüfen und absprechen. Wenn es nur um spezielle Einsätze geht, wäre es auch denkbar, dass Kollegen aus Kulmbach in den umliegenden Kommunen aushelfen.

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