Kulmbach - Die Uhr tickt unaufhörlich. Am 31. Juli muss eine 72-jährige Frau aus Kulmbach ihre Wohnung aufgeben. Im März wurde schließlich in zweiter Instanz ein Vergleich geschlossen, der rechtskräftig ist. Zwei Jahre lang hat die Frau prozessiert. Sie ist die einzige Mieterin des städtischen Gebäudes mit 16 Wohnungen in Petzmannsberg, die bislang keine neue Bleibe gefunden hat. Die Stadt will das aus den 1960-er Jahren stammende Gebäude mit sogenannten Laubengängen abreißen und neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Auch behindertengerechte Wohnungen sollen in dem neuen Gebäude entstehen. Schon Anfang 2019 hätte es losgehen sollen. Doch der Bau liegt auf Eis. Rund 150 000 Euro werde das Projekt wegen der Verzögerungen nun teurer, hatte der Städtebau-Anwalt im März vor Gericht argumentiert. Das Gericht gab am Ende im Wesentlichen der Städtebau Recht. Doch ob die Frau Ende Juli tatsächlich ausgezogen sein wird, steht in den Sternen. Von der Städtebau sei ihr bisher keine neue Wohnung vorgeschlagen worden, klagt die 72-Jährige. Ihre Befürchtung: Sie könnte bereits im August nach einer eventuellen Zwangsräumung in einem der Obdachlosenquartiere der Stadt landen. "Wenn das passiert", sagt sie, "bringe ich mich um."