Trebgast Rückblick auf ein Jahr der Rekorde

Dieter Hübner

Auch wenn heuer der Vorhang geschlossen bleibt: Die Naturbühne Trebgast hatte 2019 so viele Zuschauer wie noch nie. Jetzt hoffen die 112 Aktiven auf die nächste Saison.

 
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Trebgast - Künstler sind bekanntlich kreativ. Und die Naturbühne Trebgast ist reich an solchen Leuten. Sie mussten zwar schweren Herzens die diesjährige Theatersaison absagen. Aber die Entzugserscheinungen waren so stark, dass sie ihre ursprünglich bereits für den 17. März vorgesehene interne Aufführung jetzt unbedingt nachholen wollten. Der Titel: "Jahreshauptversammlung". Das war den Mitgliedern deshalb so wichtig, weil es immerhin um nicht weniger als den Rückblick auf das erfolgreichste Jahr in der 67jährigen Geschichte des Vereins ging. Der überdachte Zuschauerraum eignete sich bestens dazu, alle Hygienevorschriften zu beachten und auch die geltende Abstandsregelung vollinhaltlich umzusetzen. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Das "Stück" lebte von vielen Superlativen: Zuschauer, Mitglieder, Einnahmen und Ausgaben - in allen Bereichen wurden 2019 Bestmarken erreicht.

Ehrungen

10 Jahre: Viktor Brum, Ursula und Alois Dechant, Elisabeth Feulner, Markus Friedrich, Daniel Ganzleben, Martin Haberzettl, Dieter Hübner, Hannelore Küfner, Pascal Luthardt, Florian Potzel, Christine Schlie, Sonja Zech.

30 Jahre: Carolin Ponfick.

40 Jahre: Horst Linhardt, Claus Müller.


Zum Inhalt: Vorsitzender Siegfried Küspert hatte quasi als Regisseur die Fäden in der Hand und konnte neben dem Protektor der Bühne, Landrat Klaus Peter Söllner, auch die Bezirkstags-Vizepräsidentin Dagmar Keis-Lechner, begrüßen, die vor ihrer politischen bereits eine Schauspiel-Karriere auf der Naturbühne durchlebte. "Auch im Bezirkstags-Gremium hat man erkannt, dass wir zu einem Kulturgut in Oberfranken geworden sind, das Unterstützung verdient", dankte der Vorsitzende für die von dieser Seite gewährten Zuwendungen.

Die Höhepunkte: Dann kam Siegfried Küspert gleich auf die Höhepunkte 2019 zu sprechen. "39 142 Besucher bedeuteten einen absoluten Zuschauerrekord." Die Gründe dafür lagen für ihn auf der Hand: Tolle Stücke, tolle Gastspiele, tolle Regisseure, tolle Schauspieler, tolle Techniker, tolle Menschen in der Maske, bei den Kostümen, beim Gästedienst, an der Kasse, beim Parkplatzdienst und in der Werbung. "112 aktive Personen haben einen hervorragenden ehrenamtlichen Job gemacht. Dafür bin ich jedem unendlich dankbar." Beispielhaft nannte Küspert die Aussage des bekannten Autoren-Ehepaares der "Wanderhure", Iny Klocke und Elmar Wohlrath, die der Premiere beiwohnten: "Es war einfach großartig. Die Regisseurin hat aus den Aktiven 200 Prozent herausgeholt. Wir sind emotional sehr berührt und hätten noch stundenlang zuschauen können."

Zur Tradition ist inzwischen ein Gastspiel auf Schloss Blankenhain im Landkreis Zwickau geworden. Zusätzlich wurde 2019 mit "Mozart - Musik aus Sachsen und Schauspielkunst aus Franken" eine neue Kombination kreiert, die -zweimal in Sachsen und einmal in Trebgast angeboten - viel Anklang fand.

Parkplatzproblem gelöst: Auch außerhalb des eigenen Theaterbetriebs gab es keinen Stillstand: Für Kinder und Jugendliche, sowie die Maske, wurden Workshops zur Weiterbildung durchgeführt. Durch den Erwerb eines benachbarten Grundstücks konnte das Parkplatzproblem, das bisher bei ausverkauften Vorstellungen auftrat, behoben werden. Die Pächterwohnung und der Verkaufskiosk wurden saniert. Entsprechend imposant waren danach auch die Zahlen, die Schatzmeister Marcus Hentschel auflistete: Einnahmen knapp über 500 000 Euro, Ausgaben knapp unter 500 000 Euro.

Saison coronabedingt abgesagt: Nachdem Anfang Januar die Rollen für die neuen Stücke ("Nicht öffentlich", "Diener zweier Herren", "Die Kalender Girls", "Emil und die Detektive") besetzt waren, die Proben angelaufen sind, die ersten Kostüme gefertigt, die Entstehung der Bühnenbilder schon weit fortgeschritten waren und schon alle auf die erste Premiere am 15. Mai fieberten, kam der Corona-Schock, so dass am 30. März schweren Herzens - das erste Mal seit der Gründung 1953 - die Saison abgesagt werden musste.

Besonders positiv aufgenommen wurde in der Öffentlichkeit danach die frühe Entscheidung des Vorstandes zugunsten der Rückabwicklung der bereits im Vorverkauf reservierten, beziehungsweise verkauften Karten - es waren immerhin schon 15 376. "Der Dank für diesen organisatorischen Marathon gebührt allein dem Ehepaar Christine und Michael Schlie", stellte Vorsitzender Küspert deutlich heraus. In einer beispiellosen Aktion bearbeiteten sie knapp über 1000 E-Mails, stellten knapp 800 Überweisungen über insgesamt 47 711 Euro aus, und sorgten dafür, dass kein Kunde länger als eine Woche auf die Rückzahlung warten musste. Die Verbundenheit vieler Besucher mit der Bühne wurde dadurch sichtbar, dass in 187 Briefen Karten zurückgeschickt und der Gegenwert von 8 828 Euro gespendet wurde. Weiterhin wurden Karten im Wert von 15 900 Euro bisher noch nicht zurückgegeben. Anmerkung dazu: Eine Rückgabe ist noch bis zum 15. August möglich.

Dankeschön an die Spender: Für alle Spender haben sich die Verantwortlichen ein kleines Dankeschön ausgedacht: Sie erhalten rechtzeitig eine Nachricht mit speziellen Zugangsdaten zum Internetportal der Naturbühne. Damit können sie für die nächste Saison bereits zwei Wochen vor dem offiziellen Vorverkaufsstart (1. Oktober) Plätze in den vorderen Reihen buchen.

Die Gastspielkarten behalten ihre Gültigkeit, da für alle vorgesehenen Gastspiele in 2021 neue Termine gefunden werden konnten. Das führt dazu, dass zum Beispiel auch für heuer ausverkaufte Veranstaltungen wieder einige Restkarten vorhanden sind.

Lob von allen Seiten: Landrat Klaus Peter Söllner erkannte in seinem Grußwort die Leistungen der Ensembles an: "Wir haben eine sensationelle Saison 2019 erlebt, in der ihr Euch sowohl schauspielerisch, als auch im Background hinter den Kulissen in vorher ungeahnte Höhen aufgeschwungen habt." Als symbolträchtig empfand er es, "dass ihr Euch auch in besonderen Situationen immer wieder etwas Besonderes einfallen lasst." Er bedauerte aber auch ein wenig die Aktiven: "Ihr seid zu Recht euphorisch in die neue Saison gestartet, und wurdet plötzlich jäh ausgebremst. Jetzt könnt ihr Euch gestärkt für das Jahr 2021 vorbereiten." Der Landrat erwähnte besonders den "Chef" Siegfried Küspert, obwohl er wusste, dass der das nicht gerne hören will: "Was Du als Vorsitzender leistest, ist grandios. Du hast nicht nur eine Idee, Du lässt auch nicht nach, sie umzusetzen. Bis es soweit ist, ist das keinesfalls ein Selbstläufer."

Bürgermeister Herwig Neumann fand die "heutige Vorstellung samt Inhalt" in Ordnung. Er erkannte an: "Die Naturbühne sticht immer heraus, wenn irgendwo der Name Trebgast fällt." Wie alle anderen, hoffe er, dass auch die Bühne mit einem blauen Auge davonkommt, "damit wir uns im nächsten Jahr hier wieder normal treffen können".

Vorsitzender Küspert gedachte anfangs zweier verdienter Mitglieder, die im Berichtszeitraum verstorben sind: Ehrenmitglied Erna Heublein war als Schauspielerin, im Vorstand und im Gästedienst aktiv und gehörte der Naturbühne 68 Jahre an. Liesel Günther trat 1979 in den Verein ein und bekleidete von 1983 bis 2002 das Amt der Geschäftsführerin.

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