Kulmbach Unbekannte zünden Rettungswagen an

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Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung im Carport des BRK-Kreisverbandes Kulmbach. Landrat Klaus Peter Söllner spricht von einer unbegreiflichen Tat.

 
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Kulmbach - Wer will ausgerechnet den Menschen schaden, die selbstlos anderen helfen? Diese Frage stellen sich seit dem frühen Samstagmorgen zahlreiche ehrenamtliche wie auch hauptamtliche Mitarbeiter des Kulmbacher BRK. Der Grund: In der Nacht zum Samstag hat ein Unbekannter versucht, auf dem Fuhrparkgelände des BRK in der Wilhelm-Meußdoerffer-Straße ein Einsatzfahrzeug der Wasserwacht in Brand zu stecken.

Dass der Schaden relativ gering geblieben ist, verdanken die Verantwortlichen des Roten Kreuzes einzig aufmerksamen Passanten, die unmittelbar nach Ausbruch des Brandes vorbeikamen und sofort die Rettungskräfte alarmierten und einer Kulmbacher Polizeistreife, die rasch am Einsatzort war und schon mit dem Feuerlöscher die Flammen bekämpfte, bis die Feuerwehr eintraf und den Brand endgültig löschte.

Es hätte ein Inferno werden können, wäre es nicht rechtzeitig entdeckt worden. Sechs Fahrzeuge von BRK und Wasserwacht stehen in dem Carport. Direkt angebaut ist eine große Garage, in der weitere Fahrzeuge untergestellt sind. Alle gehören zum Fuhrpark, den die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des BRK nutzen. Mitten drin im Carport, in dem die Wagen dicht aneinander stehen: Der Kleintransporter der Wasserwacht. Am vorderen Reifen des Mercedes Sprinter war offenbar ein Brandbeschleuniger ausgegossen worden. Dann hat der Täter den Reifen angezündet. Reines Glück war es, dass nahezu im selben Moment die Zeugen vorbeigekommen sind und die auflodernden Flammen bemerkten. Nur wenig später wäre wohl nicht nur der Sprinter nicht mehr zu retten gewesen, sondern die Flammen hätten auch auf andere Fahrzeuge übergegriffen.

Am Sonntagmorgen war die Brandstelle mit einem rot-weißen Trassierband abgesperrt. "Polizeiabsperrung" steht darauf. Der Carport ist zum Tatort geworden. Die Kripo ermittelt. Spuren wurden untersucht. Es ist ein Zeugenaufruf veröffentlicht worden. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich mit der Kripo in Bayreuth in Verbindung zu setzen.

Dass der oder die Täter ermittelt werden können, daran hat auch Landrat Klaus Peter Söllner größtes Interesse. Söllner, seit vielen Jahren Kreisvorsitzender des Kulmbacher BRK, ist fassungslos über die Tat: "Ich habe es erst gar nicht glauben können." In der Beurteilung dieser Tat nimmt der Landrat kein Blatt vor den Mund: "Das ist so ziemlich das allerletzte, dass man sich überhaupt vorstellen kann, ein Einsatzfahrzeug anzuzünden. Das geht ja gar nicht, und es ist insbesondere kein Kavaliersdelikt. Das ist nur noch kriminell. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass wir über so etwas überhaupt einmal sprechen müssen."

Am heutigen Montag wäre das Fahrzeug für eine Übung der Wasserwacht eingeplant gewesen, weiß Klaus Peter Söllner. Das muss nun ausfallen. An dem Sprinter ist Schaden von mindestens 5000 Euro entstanden. Der muss nun erst einmal repariert werden. Söllner ist aufgebracht: Ich kann es nicht fassen. Wir hoffen, dass wir den erwischen, der das getan hat."

Jürgen Dippold, Geschäftsführer des Kulmbacher BRK, ist nicht weniger erschüttert. "BRK und Wasserwacht retten andere Menschen aus Not. Wie kann man da an eines ihrer Fahrzeuge Feuer legen?" Dippold ist allen dankbar, die in der Nacht zum Samstag zusammengeholfen haben, um schweren Schaden vom BRK in Kulmbach abzuwenden: Den Zeugen, die die Rettungskräfte alarmierten, den Polizisten, die sofort beherzt zum Feuerlöscher gegriffen haben und natürlich auch der Feuerwehr, die mit 17 Mann schnell vor Ort gewesen ist und die Flammen schließlich vollständig löschte. Dippold weiß: Nur weil der Brand praktisch unmittelbar entdeckt wurde, nachdem er gelegt worden war, konnte großer Schaden verhindert werden.

Noch in der Nacht war klar, das konnte nur Brandstiftung gewesen sein. Das Auto war schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt worden. Schon deshalb ist sich Jürgen Dippold sicher: "Das war keine Selbstentzündung und wir glauben auch nicht an einen technischen Defekt."

Das BRK hat sofort gehandelt. Nicht nur die Einsatzpläne wurden neu organisiert, weil ja nun für einige Zeit auf den Sprinter verzichtet werden muss. Auch die Sicherheitsmaßnahmen auf dem Garagenhof wurden erhöht. Unter anderem ist noch am Samstag zusätzliche Beleuchtung installiert worden. Was noch unternommen wurde, um künftig solche Brandanschläge zu verhindern, sagt Jürgen Dippold aus taktischen Gründen nicht.

Alexander Czech, Sprecher der oberfränkischen Polizei, bestätigt die laufenden Ermittlungen der Kriminalpolizei. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte Czech gestern Nachmittag und informierte darüber, dass die genaue Ursache für das Feuer noch nicht feststeht. Das herauszufinden sei Sache der Brandfahnder der Polizei, die die Ermittlungen heute verstärken werden. Mit der Bekanntgabe eines Ergebnisses dürfte frühestens wohl erst in einigen Tagen zu rechnen sein. Konkrete Hinweise aus der Bevölkerung liegen laut Czech bislang auch noch nicht vor.

Das ist so ziemlich das Allerletzte, das man sich überhaupt vorstellen kann, ein Einsatzfahrzeug anzuzünden.

Landrat Klaus Peter Söllner

BRK und Wasserwacht retten andere Menschen aus Not. Wie kann man da an eines ihrer Fahrzeuge Feuer legen?

BRK-Kreisgeschäftsführer Jürgen Dippold

Kripo sucht Zeugen

Der Kriminaldauerdienst aus Bayreuth hat noch in der Brandnacht die Ermittlungen zur Ursache des Feuers aufgenommen und bittet nun unter der Telefonnummer 0921/506-0 um Zeugenhinweise.

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