Kulmbach Verstrickt, verwebt und das, was bleibt

Von Rainer Unger
Die Ausstellung "Heimat - global" ist bis 13. November in der Oberen Stadtgalerie zu sehen. Unser Bild zeigt (von links) die Künstlerinnen Monika Humm, Tatjana Utz und Susanne Hanus, stellvertretenden Landrat Jörg Kunstmann, den Vorsitzenden des Kunstvereins, Karl-Heinz Greim, Stellvertreterin Cornelia Morsch und Stadträtin Doris Stein. Foto: Rainer Unger

Durch Vielfalt zeichnet sich die neue Ausstellung in der Oberen Stadtgalerie aus. Das hat sie drei Künstlerinnen zu verdanken.

 
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Kulmbach - Die Ausstellung "Heimat - global" in den Räumen der Oberen Stadtgalerie in der Oberen Stadt 10 präsentiert bis zum 13. November die Werke von drei Münchner Künstlerinnen. Zu sehen sind Arbeiten von Susanne Hanus, Monika Humm und Tatjana Utz, die sie extra für diese Exposition geschaffen haben.

Wie die stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins, Cornelia Morsch, bei der Vernissage am Sonntagvormittag sagte, ist Susanne Hanus vielen Kulmbachern schon durch die Ausstellung "Netzwerk - Network" bekannt, die der Kunstverein auf der Plassenburg ausrichtete und bei der sie den Eingangsbereich gestaltete. Damals war klar, dass man sie wieder nach Kulmbach holen wollte. In den Schaufenstern der Galerie sind sogenannte Lichtzeichnungen von ihr zu sehen, denn nur bei Licht werden die aus der schwarzen Fläche herausgekratzten Motive sichtbar. Die Zeichnungen, die sich durch feine und sparsame Linien auszeichnen, bewegen sich um das Thema "Zu Hause sein, sich zu Hause fühlen und sein Zuhause verlieren". Dabei fühle man sich fast an einen Scherenschnitt erinnert, nur dass die Farben Schwarz und Weiß hier vertauscht sind.

Ebenso feingezogen, aber raumgreifend sind die "Verstrickungen" von Susanne Hanus, in denen einfache Wollfäden zu einer dreidimensionalen Zeichnung verwoben werden. Vor zwei Wochen gestaltete sie bereits die Schalterhalle der Hauptstelle der Sparkasse Kulmbach-Kronach. Die Installation dort kann während der Öffnungszeiten des Geldinstituts besichtigt werden. Eine Arbeit am Holzmarkt wurde zwischenzeitlich zerstört und von der Künstlerin in deutlich kleinerer Form neu gestaltet. Auch den Marktplatz hat sie künstlerisch verstrickt.

Monika Humm ist auf ihren Reisen, die sie nach China genauso wie nach Latein-und Mittelamerika führen, mit der Kamera unterwegs. 2015 begann sie ihre Serie "global - men at work", in der sie die Fotos als Grundlage mit der Malerei verwebt. Neben Gebäuden und Frachtcontainern zeigt sie Arbeiter auf Großbaustellen, Fischer und Wanderarbeiter. Rhythmisch setzt sie den Pinselstrich ein, setzt ihn mal fein, mal pastös. Es entsteht ein Geflecht an Linien, wobei sie bewusst nur schwarz-weiße Töne benutzt, um dadurch die Konzentration auf die Struktur zu verstärken. Großstädte mit Großbaustellen und Häuserschluchten werden abstrahiert wiedergegeben. Sie zeigt, dass eine Fußgängerzone der anderen ähnelt, dass Globalisierung zur Austauschbarkeit führt.

Tatjana Utz zeigt in Kulmbach erstmals ihre Arbeit "Was am Ende bleibt". In dem Erinnerungsprojekt geht sie von Gegenständen und Fotos aus, die in Bezug zu ihrer verstorbenen Großmutter stehen. Diese übersetzt sie in Zeichnung und Malerei, verwendet Stift und feinen Pinsel, arbeitet detailgetreu und realistisch. In Bildkästchen geht sie der Frage nach, was von einem Menschen nach seinem Tode bleibt. Emotionen werden angesprochen, die dem Betrachter durchaus bekannt vorkommen. Sie fügen der Arbeit dadurch eine gewisse Allgemeingültigkeit zu.

Stadträtin Doris Stein sagte in ihrem Grußwort, das Thema rege zum Nachdenken an, zeige, dass Künstler Global Player, Wanderer zwischen den Welten seien. Die Zerstörung der "Verstrickungen" von Susanne Hanus am Holzmarkt bezeichnete sie als übelsten Vandalismus, der von Respektlosigkeit zeuge.

Stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann lobte die hervorragende Entwicklung des Kunstvereins. Was in den letzten Jahren auf den Weg gebracht wurde, könne man nur wertschätzen. Vorsitzender Karl-Heinz Greim hatte in seiner Begrüßung hervorgehoben, dass die Ausstellung unterschiedlichste Werke präsentiere, die durch die Installation im Freien ergänzt werden.

In einer ungewöhnlichen musikalischen Untermalung benutzten Günther Peppel und Ralf Probst Flaschen, Leitern, Töpfe, Kartons und andere Utensilien als Schlagzeug-Ersatz und unterhielten so die Gäste.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung "Heimat - global" ist bis zum 13. November in der Oberen Stadtgalerie jeweils am Samstag und am Sonntag von 13 bis 17 Uhr zu sehen.


Bilder