Neuenmarkt Viel Rauch, Konfetti und ein Umtrunk

Werner Reißaus

In Neuenmarkt haben sich Fußballer etwas Besonderes einfallen lassen, um ihrem Kameraden Christian Fischer zur Geburt seines Sohnes zu gratulieren. Sie haben damit altes Brauchtum gepflegt.

 
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Neuenmarkt - Das Brauchtum zur Geburt eines Babys stirbt zwar zunehmend aus, doch auch bei uns in Oberfranken wird es am Dorf mindestens ab und zu noch gelebt. Unser Mitarbeiter hat es in der früheren Eisenbahnergemeinde in dieser Woche praktisch hautnah erlebt, als er davon hörte, dass die Fußballer des FC Neuenmarkt ihrem Kapitän Christian Fischer zur Geburt seines Sohnes Eliah eine besondere Freude machen wollen, die natürlich mit dem Zweck verbunden war, zu einem Umtrunk eingeladen zu werden.

Der Umtrunk ist nach wie vor der liebste Geburtsbrauch aller frisch gebackenen Väter. Während sich Mutter und Kind von den Strapazen der Geburt erholen, begießt der stolze Vater üblicherweise das Familienglück mit Bier oder anderen alkoholischen Getränken. Und in der Regel findet der Umtrunk in den ersten Tagen nach der Geburt statt. In Neuenmarkt hatte sich es sich schnell wie ein Lauffeuer herumgesprochen: "Der klaa Schmied is Vadder worn!"

In Windeseile heckten ein paar Fußballer einen Plan aus, wie man den Kindsvater spontan zu einer Feier bewegen könnte. Der symbolische Hintergrund dieses zünftigen Männerbrauchs: Die vom Vater ausgegebenen Getränke sollen das Neugeborene angeblich beim Wasserlassen unterstützen. Diesem Aberglauben hat es der Umtrunk auch zu verdanken, dass er je nach Region pikanterweise als Pullerparty oder Babypinkeln bezeichnet wird. In Franken heißt dieser Brauch schlicht und einfach, aber deftig: "Wir lossen den Bum amoll brunsen."

Um das Wunder der Geburt ranken sich schon seit Jahrtausenden unzählige Traditionen und Rituale. Angefangen vom Lebensbaum, der zur Geburt des Kindes gepflanzt wird bis hin zur kräftigenden Wöchnerinnensuppe, die für die frischgebackene Mutter gekocht wird. Beliebte Symbole sind auch der Storch oder die Wäscheleine, an die kleine Geschenke fürs frischgeborene Kind gehängt werden.

Zu ihrem Umtrunk haben sich die Fußballer etwas Besonderes einfallen lassen. Alexander Geyer, der Kapitän der 2. Mannschaft, der im ersten Stock des Lagergebäudes der Firma Fischer in der Birkenstraße lebt, hatte den Plan sehr schnell auf dem Schirm: "Wir besorgen uns eine Nebelmaschine und simulieren, dass aus dem Lagerraum Rauch aufsteigt." Gesagt, getan, nur einer musste halt dem jungen Vater, der vor Kurzem nach seiner Meisterprüfung zum Elektrotechniker nunmehr auch den Meister im Installations- und Heizungsbau erfolgreich abgelegt hat, davon Bescheid geben, dass aus dem Lagerraum Rauch aufsteigt. Christian Fischer setzte sich sofort ins Auto, um schnell zum Ort des "Geschehens" zu gelangen.

Das dort vorgefundene Szenario schien für ihn auf den ersten Blick echt zu sein, er traute seinen Augen nicht: Aus der Tür zum Lagerraum drang wirklich Rauch, wenn auch, wie sich später herausstellen sollte, von einer Nebelmaschine.

Als Christian Fischer den Spaß bemerkt hatte, kamen seine Fußballkameraden aus ihren Verstecken hervor, gratulierten dem stolzen Vater mit einem Konfetti-Regen und waren dankbar, dass sich der Spaß gelohnt hat, denn sie wurden zum Umtrunk eingeladen und Alexander Geyer briet auf seinem selbst gebauten Grill Steaks und Bratwürste.

Das Elternhaus der jungen Mutter wurde fast zeitgleich dekoriert, mit einem babybringenden Storch und einer Wäscheleine mit Babysachen und allem, was mit der Geburt eines Kindes verbunden wird, wie Schnuller oder auch Baby-Spielsachen, denn jeder, der in der Laubenstraße an dem Haus vorbeigeht oder vorbeifährt, soll mitbekommen, dass hier bald Nachwuchs in das Haus einziehen wird.

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