Muckenreuth Viel Spaß für unterschiedliche "Publikümmer"

Werner Reißaus
Einen völlig entspannten Franken erlebten die Besucher beim Gastspiel von "Das Eich" in Muckenreuth. Foto: Werner Reißaus Quelle: Unbekannt

In Muckenreuth meldet sich der Kulmbacher Komödiant Stefan Eichner zurück. Er begeistert mit Witz, Schlagfertigkeit und viel Spontanität.

 
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Muckenreuth - Gut 150 Besucher erlebten am Samstagabend im Biergarten des Landgasthauses Werner einen "äußerst Eich-haltigen" Stefan Eichner, der sich nach langer Corona-Pause über zwei Stunden von seiner besten Seite zeigte. "Das Eich" war von der ersten Minute an saugut drauf, wie die echten Franken sagen würden, und präsentierte eine bunte Mischung aus seinen letzten fünf Programmen. Da waren natürlich auch viele Klassiker dabei, die aus Zeitgründen vor Jahren in der Schublade verschwunden waren. Für 2021 kündigte "Das Eich" sein sechstes Bühnenprogramm an.

Am Samstagabend war es kein vorgefertigtes "Best of", sondern Stefan Eichner kam, sah und siegte, nein: Er spielte einfach drauf los. Nur mit seiner Gitarre, einer Handvoll Requisiten und jeder Menge Spontanität begeisterte er seine treuen Fans, die er aber auch vorwarnte: "Ich bin selber genauso gespannt, was ich heute mache, weil es ein Programm aus fünf Programmen ist und es gibt ja auch unterschiedliche Publikümmer." Und was Stefan Eichner für ganz wichtig hielt: "Wir müssen wieder über uns selber lachen!"

Der Biergarten in Muckenreuth war für den Kulmbacher nicht nur ein willkommenes Heimspiel, sondern bildete auch eine beschauliche Plattform für einen entspannten Abend. Wegen Corona tat ihm nach eigenem Bekunden vor allem seine Frau leid, denn sie musste ihn vier Monate zu Hause ertragen: "Einfach so herumsitzen und nichts tun, meine Frau hatte es mit mir nicht leicht gehabt." Und für die Besucher, die vielleicht vergessen hatten, ihr Handy auszuschalten, hatte "Das Eich" gleich einen Rat parat: "Ich nehme mir die Zeit, komme runter von der Bühne und nehme das Telefonat entgegen. Damit habe ich schon ganze Beziehungen beendet."

Und um überhaupt auf den Lkw-Anhänger zu gelangen, der als Bühne diente, stand eine große Alu-Bockleiter für Stefan Eichner bereit. Sein Kommentar: "Jetzt stand ich zwölf Jahre auf der Bühne und wollte euch nicht vorenthalten, dass ich ein einziges Mal die Gelegenheit habe, die Karriereleiter in Muckenreuth raufzusteigen."

Im Verlauf des Abends stellte sich "Das Eich" Fragen über Fragen, nicht nur zum Leben allgemein, sondern auch über seine Nachbarn und Mitmenschen sowie zum Weltgeschehen. Wobei er gleich einräumte, dass er in seinen Live-Auftritten mit Politik nichts am Hut habe. Stattdessen gab es Platz für urkomische Lieder und manch lustige und auch ernste Anekdote - meist mitten aus dem Leben gegriffen. Bei Stefan Eichner spürt man nach wie vor seine Begeisterung, sein Publikum einen ganzen Abend lang zum herzhaften Lachen zu bringen. Der waschechte Franke schlüpfte in viele Rollen. Überragend waren allein seine Persiflagen über den Musiker, Musikproduzenten, Sänger, Komponisten, Texter und Schauspieler Herbert Grönemeyer sowie den Rockmusiker Udo Lindenberg. Keine Frage, damit erreichte "Das Eich" bei den Besuchern die von ihm angestrebte Höchststufe der Euphorie.

Ein Thema war auch die katholische Kirche. In dem Zusammenhang ließ "Das Eich" die Besucher wissen, dass er eines Tages mal wieder zum Beichten in die Kirche ging: "Ich habe mich dann in den Beichtstuhl nei g’flaggt, also das ist vielleicht ein Kommerzschuppen geworden. Dann frocht mich der Pfarrer durch den Vorhang, ob ich Reuepunkte sammle." Dass sein Freund, der über viele Jahre in einem Altenheim gearbeitet habe, einfach so entlassen wurde, wollte nicht in seinen Kopf: "Nur weil er bei der Weihnachtsfeier die Platte ,Last Christmas‘ auflegte." Und dass er in unmittelbarer Nähe des Friedhofs in Forstlahm aufwuchs, sah er als Vorteil an: "Ich bin unter lauter ruhigen Nachbarn aufgewachsen, wer hat denn das heute noch." Und beim Tod blieb er auch, als er wissen ließ, dass der Gründer von IKEA auch nach drei Jahren noch nicht beerdigt wurde: "An seinem Sarg fehlen heute noch zwei Scharniere und drei Schrauben."

"Das Eich" war nach eigenem Bekunden auch schon öfter mit seinem Programm auf der AIDA unterwegs. Und zur Frage eines Passagieres, ob denn auch die Künstler auf dem Schiff schlafen, entgegnete "Das Eich": "Naa, wir treffen uns früh um 3 Uhr auf Deck drei und werden dann mit dem Künstlerschlauchboot hinterhergezogen. Und mit der Antwort war er zufrieden und sagte: Da habe ich wieder was gelernt." Parallele zum Abend in Muckenreuth: Komiker sind einfach am besten, wenn sie spontan sind.

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