Neuenmarkt Vom Clown und Zirkusdirektor

Werner Reißaus

Die Neuenmarkter Konfirmanden feiern einen bemerkenswerten Gottesdienst. Pfarrer Schleicher vergleicht die Welt mit einem Zirkus.

 
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Neuenmarkt - Konfirmation in einem Zirkuszelt? Unvorstellbar. Aber das gibt es. Am vergangenen Sonntag war dies in Neuenmarkt der Fall. Pfarrer Stefan Schleicher hatte sich zusammen mit den Eltern der Konfirmanden, nicht zuletzt wegen der geltenden Corona-Beschränkungen, für eine Lösung mit zwei kleinen Zelten und einem größeren Zirkuszelt entschieden, wobei das Letztere gewissermaßen als Altarraum diente.

Die Geschichte mit dem Zelt hatte aber dennoch nicht zuletzt wegen des anhaltenden Regenwetters und des gestiegenen Inzidenzwertes im Landkreis wenige Tage vor der Konfirmation für Gesprächsstoff gesorgt. In der eigenen Whats-App-Gruppe der Konfirmanden-Eltern gab es auch einzelne Stimmen, die Konfirmation erneut zu verschieben.

Soweit, so gut. Pfarrer Stefan Schleicher blickt zurück: "Ende Juli gab es ein Treffen mit den Konfirmanden und deren Eltern. Vorher wurde der Termin auf den 27. September festgelegt und die Option erwogen, zwei Gottesdienste zu feiern." Bei dem Treffen habe man vorgeschlagen, die Gottesdienste auf der Angerwiese zu halten, weil in die Kirche nicht alle Platz finden würden. Die Gäste sollten das Wichtigste der Konfirmation nicht verpassen: den Einsegnungsgottesdienst. Und wer nicht wegen Corona dabei sein konnte oder wollte, sollte auch von zu Hause aus dabei sein dürfen. "So bemühte ich mich um einen Livestream, was Gott sei Dank auch klappte. Die Feuerwehr sollte die Zelte aufstellen. Ich versprach, mich auch um ein "Zirkuszelt" zu kümmern. Dann hatten aber wegen des schlechten Wetters einige Eltern Bedenken gegeben, andere wiederum sagten ,beschlossen ist beschlossen‘. Das erzeugte eine gewisse Unruhe und Hektik."

Zum Zeltaufbau waren neben den Männern der Freiwilligen Feuerwehr auch einige Eltern und Konfirmanden dabei. Auf der Suche nach einer geeigneten Predigt waren das Zirkuszelt und der Begriff "Zirkus" Ideengeber für Pfarrer Stefan Schleicher. Hier einige Auszüge aus der Predigt: "Liebe Konfis, eigentlich solltet ihr alle schon konfirmiert sein, seit 5. April. Aber da kam was dazwischen: Corona. Was für ein Zirkus ist seitdem. Nichts ist, wie es vorher war. Ihr habt heute erst Konfirmation, aber besser jetzt als nie. Und das unter einem Zirkuszelt. Wer kann das schon von sich behaupten?"

Ist eure Konfirmation ein Zirkus? Unser Leben, unsere Welt, ein Zirkus? Ja, was für ein Programm! Jeden Tag ein anderes. Viele Akteure, Akrobaten, Kunststücke, manches gelingt, manches weniger."

Pfarrer Schleicher konfrontierte die Konfirmanden mit der Frage, ob sie Zuschauer oder Künstler seien. Das Leben sei zu schade, um nur Zuschauer zu sein und die anderen machen zu lassen. Zur Frage, ob Gott ein Clown sei, über den es sich trefflich lachen lässt, sagte der Geistliche: "Für viele Menschen ist er das. Ihr habt es anders erfahren, im Konfi-Unterricht, im Jugendkreis, von den Mitarbeiterinnen der Konfi-Arbeit. Gott gilt es ernst zu nehmen, denn er ist ja schließlich sein Zirkus, an dem wir teilhaben dürfen, seine Welt, zu schade, um es kaputtzumachen. Und dieser eine Gott ist der Zirkusdirektor, der euch nicht als Zuschauer, sondern als Artisten haben will."

Zum Schluss seiner außergewöhnlichen Predigt präsentierte Pfarrer Schleicher dann noch ein Seil, das für viele Artisten wichtig ist: "Für uns Menschen, liebe Konfis, ist das lebenswichtige Seil unser Glaube, der uns hält, unser Leben lang, weil Gott selbst am anderen Ende ist."

Mit dieser Form der Predigt hat Pfarrer Stefan Schleicher nicht nur die Konfirmanden beeindruckt, sondern erst recht deren Eltern und ihre Verwandten. Am Ende stellte Schleicher mit Blick auf die Konfirmanden fest: "Die Vorstellung des Lebens kann beginnen, Vorhang auf! Ende, aus, Amen."

Die musikalische Ausgestaltung des Festgottesdienstes hatten der Posaunenchor Neuenmarkt und die Familie Leimenstoll übernommen. Um die Technik kümmerte sich die Jugend und für den Livestream war Johannes Faßold verantwortlich.

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