Außerhalb der Klinik-Mauern erleben Hey und seine Frau ein karges, menschenleeres Land mit farbigen Gebirgsformationen, Geröllwüsten, Märchenschluchten und Seen. Der Autor beschreibt, wie sie allmählich den ganz anderen inneren Rhythmus des Landes erfahren und auch den Buddhismus zu begreifen beginnen. In der Stadt Leh und bei ihren abenteuerlichen Fahrten im Jeep in die Bergregion erleben sie Menschen beim Meditieren.
Als Hey wieder Mönche an ihren Gebetstrommeln beobachtet, die mit kaum sichtbaren Lippenbewegungen Gebete murmeln, notiert er: "Jede Umdrehung der Mühle, die mehrere Mantras enthält, wie man uns erzählt, soll nicht nur den Weg zu dem eigenen guten Karma bereiten, sondern auch das Glück und den inneren Frieden der anderen Menschen befördern".
Ein Jahr später, 2006, stehen die Heys vor einer anderen grandiosen Hochgebirgslandschaft - in Kirgisistan. Doch die raue landschaftliche Schönheit des Landes an der Seidenstraße steht im herben Gegensatz zur Not vieler Menschen und dürftigen medizinischen Versorgung in der ehemaligen Sowjetrepublik.
Sie sind entsetzt über das Elend der Straßenkinder und vieler obdachloser Frauen in der Hauptstadt Bischkek. Sie sind das Opfer der illegalen, doch in Kirgisistan durchaus verbreiteten und kaum strafverfolgten Polygamie. Oft als Mädchen zwangsverheiratet, werden sie ausgenutzt und später nach Gutdünken verstoßen. Doch auch die Zahnkliniken des Landes sind in einem miserablen Zustand. Ihre Ausrüstung ist hoffnungslos veraltet.
Als Hey zum Beispiel einem Oberarzt beim Schleifen einer Zahnprothese zusieht, fühlt er sich in die Zahnarztpraxis seines Vaters in den Nachkriegsjahren in Kulmbach erinnert: Die Bohrmaschine wird von einem Transmissionsriemen über die Gelenke mehrerer beweglicher Metallarme angetrieben - der Horror vieler Patienten bis in die 1960er-Jahre, wie Hey anmerkt.
In den Jahren 2006 bis 2013 organisiert das Ehepaar im Auftrag der Bayerischen Ostgesellschaft zehn umfangreiche Hilfssendungen. Durch sie können zahlreiche Krankenhäuser mit medizinischen Diagnostik-Geräten, Verbrauchsmaterial, Klinikbetten und Rollstühlen versorgt werden. Durch weitere Spenden kann den Ärmsten des Landes mit einer 20-Euro-Minirente geholfen werden.
Hey spart die enormen Probleme bei den Hilfseinsätzen nicht aus: Korruption, Behördenwillkür, fehlende Unterstützung durch die Regierung. Schwere Steine sind zu wälzen. Doch, so schreibt Hey am Schluss, sie verlieren ihr Gewicht durch das Glück, Menschen zu treffen, die vor Problemen nicht kapitulieren und scheinbar unüberwindliche Hindernisse überwinden.
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Neuerscheinung Hanns-Werner Hey:
"Vom Wälzen schwerer Steine -
Erfahrungen, Begegnungen und Episoden aus fünfzehn Jahren medizinischer
und humanitärer Entwicklungshilfe"
Epubli-Verlag Berlin, ISBN: 9783753107523, 14,99 Euro