Pechgraben Zickenkrieg der anderen Art: Sollte man die Ziegen im Dorf lassen?

Im Stall von Kathrin Küfner leben Deutsche Edelziegen, Anglo-Nubier-Ziegen und Thüringer-Wald-Ziegen Seite an Seite. Foto: Gabi Schnetter

In einem Neudrossenfelder Ortsteil rumort es. Stein des Anstoßes: Die Nachbarinnen Kathrin Küfner und Astrid Gerstacker-Brunne wollen eine Ziegenzucht mit Käserei im Ort betreiben. Jetzt soll das Landratsamt klären, ob die Haltung von 50 Ziegen erlaubt ist.

 
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Pechgraben - Ziegen haben’s schwer in Pechgraben. Zumindest die von Astrid Gerstacker-Brunne und Kathrin Küfner. Die beiden Nachbarinnen wollen auf dem Gelände ehemaliger landwirtschaftlicher Anwesen eine Ziegenzucht mit Käserei und Hofladen aufbauen. Den Segen des Neudrossenfelder Gemeinderates dafür haben sie bereits. Die Genehmigung des Kulmbacher Landratsamtes steht allerdings noch aus. Und im Dorf selbst gibt es zwei Meinungen. Während einer Nachbarin der Ziegenstall und insbesondere der Geruch des Ziegenbocks im stört, sehen andere Dorfbewohner die ganze Landwirtschaft in Pechgraben in Gefahr, sollte das Landratsamt den beiden Frauen die Genehmigung für den Stall versagen.

Auf der einen Seite wohnt das Ehepaar Küfner zusammen mit der Landwirtin Astrid Gerstacker-Brunne. Auf der anderen Seite wohnt Landschaftsarchitektin Silvia Eichner. Sie fühlt sich, wie berichtet, vom Geruch des Ziegenbocks auf der anderen Seite des Gartenzauns belästigt. Im Moment stehen dort 18 Jungtiere, 30 ausgewachsene Ziegen - und eben besagter junger Bock.

Auf Anfrage sagte Silvia Eichner: "Ich äußere mich nicht zu dem Vorgang, weil die Ziegenhaltung ein ungenehmigter Zustand ist, den zu klären jetzt Aufgabe des Landratsamtes ist." Sie hat in dieser Sache bereits eine Bayreuther Anwaltskanzlei eingeschaltet.

Kathrin Küfner kennt die Argumente, die die Juristen gegenüber dem Landratsamt vorbringen. Sie sagen, dass in Pechgraben die Wohnnutzung überwiege. Es seien neue Wohnhäuser entstanden und Bauernhäuser zu Mietwohnungen umgewandelt worden. "Die landwirtschaftliche Prägung wird infrage gestellt", berichtet Kathrin Küfner. Das Dorf soll nach Angaben der Juristen inzwischen zu einem allgemeinen Wohngebiet geworden sein. Der gegenüberliegende Milchviehhalter und sein Betrieb fielen als Störfaktor auf. Hinzu komme, dass der Wind die Gerüche aus dem Ziegenstall hauptsächlich auf die andere Seite trage. Diese Behauptung ist aus Sicht Küfners falsch.

Die Scheunen beider Nachbarn grenzen direkt aneinander. Kathrin Küfner hat darin auf ihrer Seite die Ziegen untergebracht, die hinter dem Stall noch einen großen Auslauf haben. Pikanterweise halte Silvia Eichner selbst vier Ziegen in der Scheune, sagt Küfner. Und wer einen Besuch macht, sieht: Die Ziegen leben Wand an Wand. Draußen trennt sie nur der Gartenzaun.

Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte das Landratsamt mit: "Das Prüfverfahren läuft derzeit noch. Daher können wir momentan noch keine expliziten Auskünfte zum Verfahren geben." Die Scheune, in der sich jetzt der Ziegenstall befindet, sei zwar früher schon zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt worden. Doch seien darin nie Tiere, und vor allem nie Ziegen gehalten worden. Daher sei die Haltung von Ziegen eine genehmigungspflichtige Nutzungsänderung. Deshalb sei der Bauantrag notwendig gewesen.

Seit der Genehmigung durch den Gemeinderat im November 2018 hängen die Ziegenhalter in der Luft. Die Pläne, eine Käserei mit Hofladen zu betreiben und Kindern auf dem Hof Einblicke in die Landwirtschaft zu geben, liegen auf Eis. Für die beiden Frauen bedeutet das betriebswirtschaftliche Unsicherheit. "Unsere Ziegenhaltung steht auf der Kippe." Kathrin Küfner zufolge sind bereits Behördenvertreter von Landratsamt und Landwirtschaftsamt in Pechgraben gewesen. Im Dorf ist derzeit nur noch ein Bauernhof in Betrieb (siehe unten stehenden Artikel). Andere Höfe wurden im Laufe der Jahre stillgelegt.

Die Ämter wollten jetzt herausfinden: Ist Pechgraben noch ein Dorf? Nach Auskunft der Kreisbehörde geht es darum, ob es sich bei dem Gebiet des "alten" Pechgrabens um ein Dorfgebiet, ein Mischgebiet oder eine sonstige "Gemengelage" handelt. Diese baurechtliche Frage ist noch nicht geklärt. "Je nach Art und damit Schutzwürdigkeit des anzunehmenden Gebietes kann es daher Unterschiede geben, in welchem Umfang Ziegen/Böcke/Nachwuchs gehalten werden dürfen. Mögliche Vorgaben lassen sich demnach erst feststellen, wenn das betreffende Gebiet bestimmt wurde."

Doch es gibt auch Nachbarn des potenziellen Bilderbuch-Bauernhofs, die sich überhaupt nicht am "Ziegenduft" stören. Wer auf dem Land wohne, habe einen gewissen Lärmpegel und Gerüche auszuhalten, die durch Landwirtschaft entstehen. "Das ist auf dem Land einfach so", sagt Friedhelm Bettenhausen, der auf der anderen Seite des Küfnerschen Anwesen wohnt. "Mir ist das lieber als Feinstaub." Mit seiner Frau habe er sich bewusst dafür entschieden, aufs Land zu ziehen, wo es Kühe, Pferde, Hühner und Ziegen gebe: "Natürlich rieche ich das und man muss das mögen. Wir fanden das aber klasse." Freunde seien begeistert von der "Ponyhof-Idylle" in Pechgraben. Wenn der Dorfcharakter verloren ginge, würde sich das auf die Emissionsvorschriften auswirken. "Unser Dorf soll ein Dorf bleiben."

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