Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte das Landratsamt mit: "Das Prüfverfahren läuft derzeit noch. Daher können wir momentan noch keine expliziten Auskünfte zum Verfahren geben." Die Scheune, in der sich jetzt der Ziegenstall befindet, sei zwar früher schon zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt worden. Doch seien darin nie Tiere, und vor allem nie Ziegen gehalten worden. Daher sei die Haltung von Ziegen eine genehmigungspflichtige Nutzungsänderung. Deshalb sei der Bauantrag notwendig gewesen.
Seit der Genehmigung durch den Gemeinderat im November 2018 hängen die Ziegenhalter in der Luft. Die Pläne, eine Käserei mit Hofladen zu betreiben und Kindern auf dem Hof Einblicke in die Landwirtschaft zu geben, liegen auf Eis. Für die beiden Frauen bedeutet das betriebswirtschaftliche Unsicherheit. "Unsere Ziegenhaltung steht auf der Kippe." Kathrin Küfner zufolge sind bereits Behördenvertreter von Landratsamt und Landwirtschaftsamt in Pechgraben gewesen. Im Dorf ist derzeit nur noch ein Bauernhof in Betrieb (siehe unten stehenden Artikel). Andere Höfe wurden im Laufe der Jahre stillgelegt.
Die Ämter wollten jetzt herausfinden: Ist Pechgraben noch ein Dorf? Nach Auskunft der Kreisbehörde geht es darum, ob es sich bei dem Gebiet des "alten" Pechgrabens um ein Dorfgebiet, ein Mischgebiet oder eine sonstige "Gemengelage" handelt. Diese baurechtliche Frage ist noch nicht geklärt. "Je nach Art und damit Schutzwürdigkeit des anzunehmenden Gebietes kann es daher Unterschiede geben, in welchem Umfang Ziegen/Böcke/Nachwuchs gehalten werden dürfen. Mögliche Vorgaben lassen sich demnach erst feststellen, wenn das betreffende Gebiet bestimmt wurde."
Doch es gibt auch Nachbarn des potenziellen Bilderbuch-Bauernhofs, die sich überhaupt nicht am "Ziegenduft" stören. Wer auf dem Land wohne, habe einen gewissen Lärmpegel und Gerüche auszuhalten, die durch Landwirtschaft entstehen. "Das ist auf dem Land einfach so", sagt Friedhelm Bettenhausen, der auf der anderen Seite des Küfnerschen Anwesen wohnt. "Mir ist das lieber als Feinstaub." Mit seiner Frau habe er sich bewusst dafür entschieden, aufs Land zu ziehen, wo es Kühe, Pferde, Hühner und Ziegen gebe: "Natürlich rieche ich das und man muss das mögen. Wir fanden das aber klasse." Freunde seien begeistert von der "Ponyhof-Idylle" in Pechgraben. Wenn der Dorfcharakter verloren ginge, würde sich das auf die Emissionsvorschriften auswirken. "Unser Dorf soll ein Dorf bleiben."