Kulmbach Damit der Schädel nicht brummt

Prosit Neujahr. Doch wer zu oft anstößt, bezahlt den Rausch mit einem bösen Erwachen. Foto: dpa

An Silvester lassen viele heftig die Korken knallen. Doch: Auf die Feier folgt oft der Kater. Drei Fachleute verraten, was man bereits im Vorfeld falsch und richtig machen kann.

 
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Kulmbach - "Die beste Vorbeugung gegen einen Kater ist, keinen Alkohol zu trinken", sagt Regina Burkhardt, Ansprechpartnerin für Ernährung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach. Nur: Die meisten Leute werden zum Jahreswechsel diesen Rat nicht beherzigen. Wenn man sich doch das ein oder andere Gläschen genehmigen will, gilt es, bereits vor der Silvesterfeier einiges zu beachten, damit der Start ins neue Jahr nicht von Kopfschmerzen geprägt ist.

"Hilfreich ist, dem Magen eine ordentliche Grundlage zu verschaffen. Am besten eignet sich fettreiche Kost", erläutert Burkhardt. Durch das Fett nehme das Blut den Alkohol langsamer auf. Fleisch, Bratwürste, Pizza, Fondue, aber auch Knabbereien wie Nüsse enthalten laut Burkhardt viel Fett. Bei selbst zubereiteten Speisen solle man darauf achten, pflanzliche Fette zu verwenden. "Zum Beispiel, wenn ich einen Nudelsalat oder Kartoffelsalat mache", sagt die Ernährungsexpertin. Ein mit fetthaltigem Essen gefüllter Bauch verzögere lediglich den Alkoholabbau. "Ich kann deshalb nicht mehr Alkohol trinken", stellt Burkhardt klar.

Bei der Silvesterfeier sei es sinnvoll, zwischen den alkoholischen Getränken immer wieder zum Wasser zu greifen. "Am besten ist stilles Wasser. Das lässt sich am leichtesten schlucken. Die Kohlensäure des spritzigen Wassers reizt den Magen", erklärt Burkhardt.

Der Kulmbacher Apotheker Dr. Hans-Peter Hubmann empfiehlt etwa ein Eins-zu-eins-Verhältnis zwischen Alkohol und Wasser. "Trinke ich 0,2 Liter Wein, sollte ich dazu mindestens genauso viel Wasser trinken." Das sei nötig, um dem Wasserentzug im Gehirn entgegenzuwirken. Der Pressesprecher der Kulmbacher Apotheker rät dazu, den Alkohol langsam und in Maßen zu genießen. "Alkohol ist kein Durstlöscher. Alkohol ist ein Genussmittel." Von daher sollten durstige Gäste zu Beginn einer Silvesterfeier erst einmal zu alkoholfreien Getränken greifen. "Wenn man eingangs mit Sekt anstößt, dann unmittelbar danach ein Getränk ohne Alkohol wählen", sagt Hubmann.

Der Vorsitzende des bayerischen Apothekerverbands warnt vor süßen Alkoholen wie Alcopops und vor einer bunten Mischung aus Cocktail, Wein und Bier. Er rät davon ab, nach einem feuchtfröhlichen Abend vor dem Zubettgehen eine Aspirin zu schlucken. "Die Acetylsalicylsäure hemmt den Alkoholabbau und verlängert somit den Rausch nur", erklärt Hubmann. Vor dem Schlafen Schmerzmittel zu nehmen, sieht auch Burkhardt kritisch: "Medikamente werden über die Leber abgebaut. Die ist durch den Alkohol schon gestresst genug. Ich empfehle, zwei, drei Gläser Wasser zu trinken, bevor man sich ins Bett legt."

Von der Weisheit "Bier auf Wein, das lass sein" hält Apotheker Hubmann nichts. "In welcher Reihenfolge ich Alkohol trinke, ist völlig wurscht. Entscheidend ist das Verhältnis aus der Menge an Alkohol und der Menge an antialkoholischer Flüssigkeit." Es gebe aber sehr wohl Unterschiede, was die Magenverträglichkeit anbelangt. "Ein Wein hat eher einen höheren Säureanteil. Das kann zu Magenbeschwerden führen. Bier dagegen ist eher alkalisch. Von daher ist ein alkoholfreies Weizen ein gutes Getränk für den Silvesterabend. Es enthält natürliche Salze, ist isotonisch und liefert dem Körper Flüssigkeit", sagt Hubmann.

Wie viel Alkohol jemand verträgt, variiert laut Ute Raub von Person zu Person. Die Oberärztin der Bereiche Gastroenterologie, Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum Kulmbach hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem junge Menschen ihre Grenzen in Sachen Alkohol oft noch nicht kennen. "Es gibt das Phänomen Komasaufen auch bei uns. Mancher Jugendliche trinkt in kurzer Zeit zu viel Alkohol, teils bis zur Bewusstlosigkeit", erläutert Raub.

Wer an Silvester nicht auf Alkohol verzichten will, soll vor allem langsam trinken. Wichtig sei zudem, nicht den Überblick zu verlieren, was man denn alles schon getrunken hat. "Bei Mischgetränken wissen die Leute oftmals nicht: Was davon ist Fruchtsaft und wie viel Schnaps steckt drin", erklärt die Oberärztin.

Wer doch über die Stränge schlägt, dessen Kopf schmerzt am Neujahrsmorgen - und zwar ziemlich heftig. "Der Alkohol gelangt über die Blutbahn in die Leber. Die Leber ist eine chemische Fabrik. Hier wird der Alkohol zerlegt. Dabei fallen Stoffwechselprodukte an, die Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen", sagt Raub. Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes müssten aufgrund ihrer Medikamente besonders vorsichtig sein.

Wen der Kater plagt, der solle sich an Neujahr nicht viel vornehmen, sich ausruhen, viel trinken, selbstverständlich Alkoholfreies, und einen Spaziergang einlegen, rät Hans-Peter Hubmann. Bei starken Schmerzen könne man auch zur Kopfschmerztablette greifen. "Die Übelkeit ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Er versucht, den Alkohol auf schnellstem Weg wieder loszuwerden", fährt der Apotheker fort.

Regina Burkhardt weist darauf hin, dass der Organismus durch den Abbau des Alkohols Mineralstoffe verbraucht. Über ein deftiges Frühstück mit gekochten Eiern und geräuchertem Fisch oder gar dem klassischen Rollmops könnten die Mineralstoffspeicher wieder gefüllt werden. "Selbstverständlich nur, wenn der Magen es verträgt", ergänzt Burkhardt. Einen kleinen Tipp hat die Ernährungsexpertin noch, wenn es einem an Neujahr schlecht geht: "Eine Wärmflasche auf den Bauch legen. Das unterstützt die Leberfunktion."

Das Alkohollimit und alternative Getränke kennen

Die Fachärztin für innere Medizin, Ute Raub, stellt klar: "Eine Frau sollte pro Tag höchstens zwanzig Gramm Alkohol zu sich nehmen. Das entspricht etwa 0,2 Liter Wein oder 0,5 Liter Bier. Bei Männern liegt der Wert bei dreißig Gramm Alkohol am Tag."

Regina Burkhardt vom Amt für Ernährung in Kulmbach betont, dass man auch sehr gut ohne Alkohol feiern und Spaß haben könne. Sie empfiehlt eine alkoholfreie Himbeerbowle für Kinder und Erwachsene.

Das Rezept: Ein Pfund gefrorene Himbeeren in 0,75 Liter schwarzem Johannisbeersaft zwei bis drei Stunden ziehen lassen. Anschließend 0,75 Liter roten Saft (zum Beispiel Trauben- oder Kirschsaft) hinzugeben. Nach Belieben mit sprudelndem Mineralwasser auffüllen.

Weitere Rezepte für alkoholfreie Cocktails stellt der Kreisjugendring zur Verfügung: www.softbar-kulmbach.de/rezepte

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