Marktredwitz Der Pokalschreck wäre 100

Der FC Wacker lebt in der Erinnerung seiner Fans weiter. 1913 gegründet, geht der Verein 2004 in die Insolvenz. Ein Rückblick auf viele sportlich erfolgreiche Jahre.

 
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Marktredwitz - Viele Jahrzehnte ist der FC Wacker Marktredwitz der dominierende Fußballverein der Region gewesen. Tausende von Anhängern des runden Leders pilgerten zum Wacker-Platz, zu Derbys oder Freundschaftsspielen gegen Spitzenklubs. In der höchsten oberfränkischen Spielklasse war der FCW Dauergast, und zahlreiche Fußballikonen gaben Wacker die Ehre. Rauschende Fußballfeste wurden gefeiert, bittere Niederlagen verkraftet. Über allen sportlichen Erfolgen steht das aufsehenerregende Abschneiden in zwei Pokalrunden. In den 90er-Jahren kam der ruhmreiche Verein ins Trudeln, stürzte bis in die Kreisklasse ab und musste als SC Wacker - nach der Fusion mit dem Schwimm-und Skiclub im Jahr 2004 - mit über 250 000 Euro Verbindlichkeiten Insolvenz anmelden. Heuer wäre der FCW 100 Jahre alt geworden.

Die wechselvolle Geschichte begann mit der Gründung des Fußballklubs Wacker am 23. Juni 1913. Etwa 30 Kaufleute, Handwerker und Arbeiter wählten im Oberredwitzer Gasthaus Schillerlinde den Friseurmeister Ernst Hofmann zum ersten Vorsitzenden. Der Erste Weltkrieg bremste die Euphorie, sodass erst 1919 wieder ein geregelter Spielbetrieb möglich war. Große Verdienste erwarb sich Heinrich Lorenz, der fast 20 Jahre als Vorsitzender wirkte. Der erste namhafte Gegner hieß 1921 Bayern München. Das Spiel endete 3:3. Die erste Meisterschaft in der A-Klasse, verbunden mit dem Aufstieg in die oberfränkische Kreisliga, war 1923/24 verzeichnet; der Sportplatz lag hinter den Drei Bögen.

Eine herbe Enttäuschung mussten die Fußballfreunde hinnehmen, die zwei Jahre lang in einen neuen Platz investierten, die Stadt aber auf diesem Gelände den Bau eines Krankenhauses beschloss. Durch persönliche Opfer konnten die angefallenen 9000 Reichsmark abgebaut werden. Erstmals bewährte sich hier der in der Folgezeit immer wieder beschworene "Wackergeist". 1929 pachtete man ein Gelände an der Jahnstraße, die Heimstatt für 35 Jahre.

1947 übernahm wieder Heinrich Lorenz das Ruder. 1951 setzte sich der sechsfache deutsche Meister Schalke 04 vor 5000 Zuschauern mit 3:1 durch. 1952 wurde das Klubheim, der legendäre "Wacker-Schupf'n, am Sportplatz eröffnet und 1955/56 die lang ersehnte Meisterschaft in der zweiten Amateurliga gefeiert, der Aufstieg in die erste Amateurklasse allerdings um zwei Punkte verpasst. 15 Jahre leitete Sepp Kastner den FCW, ehe er zur Jahreswende 1958/59 starb. Reiner Bittner

Die großen Fußballfeste des FCW

In der Pokalrunde 1936 gehörte der FCW unter 5000 Vereinen aus ganz Deutschland zu den letzten 64, ehe die Mannschaft vor 4000 Zuschauern nur knapp mit 0:1 gegen den VfB Stuttgart ausschied, der im Jahr zuvor im Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft gestanden hatte. Zwölf Jahre später bestritt der FCW ein Freundschaftsspiel beim VfB in Stuttgart, das die Mannschaft mit 3:2 gewann.

1959 gelang dem FCW in der dritten Runde des DFB-Pokals vor 6000 Zuschauern ein viel umjubelter 2:1-Sieg über den mehrfachen deutschen Meister FC Nürnberg mit dem 54er-Weltmeister Maxl Morlock. Der Pokalschreck war geboren. 7000 Zuschauer kamen zum nächsten Pokalfight gegen den Oberligisten VfR Mannheim, der die Amateure mit 0:3 in Schach hielt. Derart beflügelt gelang 1960/61 unter Trainer Georg Erhardt der ersehnte Aufstieg in die Landesliga Nord. Sicherlich wäre mit dieser Mannschaft die Bayernliga möglich gewesen, doch einige Stützen des Teams erlagen den Lockrufen höherklassiger Vereine. Doch der Verein feierte weiter große Fußballfeste. So 1962, als der Hamburger SV mit Nationalspieler Charly Dörfel mit 2:0 gewann.

Drei Monate später trat die Wackermannschaft im Hamburger Volksparkstadion vor 75 000 Zuschauern gegen die HSV-Reserve an - vor der Jubiläumsgala des HSV gegen Benfica Lissabon.


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