Marktredwitz - Ihr Streben nach Frieden in Europa hat die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner ein Leben lang begleitet. 2014 jährt sich ihr Todestag zum 100. Mal. Grund genug für das Literarische Café Marktredwitz, der Pazifistin einen Nachmittag zu widmen.

Dolf Schwarz ist der Referent an diesem Tag. Vor allem die deutschen Schriftsteller in Prag und den böhmischen Ländern sind sein Spezialgebiet. Kein Wunder, dass der ehemalige Gymnasialdirektor bereits zum fünften Mal das Literarische Café der Ackermann-Gemeinde und der Katholischen Erwachsenenbildung beehrt und für eine gut besuchte Veranstaltung gesorgt hat. "Er ist jedes Mal ein Gewinn für uns", sagte Café-Leiterin Roswitha Budow.

In ihrer Popularität und Relevanz für die Friedensliteratur steht Bertha von Suttner auf einer Höhe mit Kriegsberichterstattern und Schriftstellern wie Erich-Maria Remarque und Joseph Roth. Vor allem ihr berühmtestes Werk "Die Waffen nieder" hat es zu Weltruhm gebracht.
In seinem lebhaft ausgestalteten Vortrag verwob Dolf Schwarz das Leben der "Suttner", wie er die Schriftstellerin immer wieder nannte, und Teile ihres Romans derart geschickt, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit nahezu verwischten.

Als Tochter eines Grafen geboren, genoss die "Friedens-Bertha" bereits in jungen Jahren eine sehr gute Ausbildung, lernte verschiedene Sprachen und reiste viel. Diese Eindrücke sollten in ihrem späteren Leben immer von Bedeutung sein. "Sie wollte Weltbürger statt Staatsbürger", sagte Dolf Schwarz in der Zusammenfassung von Suttners Biografie.

Durch ihre Bildung sei sie für die damalige Zeit und ihr Umfeld in der Wiener Aristokratie zu gelehrt und zu selbstständig gewesen, ergänzte Schwarz. Nicht umsonst habe sie sich danach weiterhin aktiv gezeigt und entgegen aller Konventionen dieser Zeit selbst eine Stellung als Erzieherin und Gouvernante gesucht.

Bei einem ihrer Arbeitgeber traf sie auch ihren späteren Ehemann Arthur Suttner, doch war ihre Liebe aufgrund der Standesunterschiede anfangs schwierig. Erst über einen Umweg über Paris, wo sie als Sekretärin von Alfred Nobel arbeitete, kehrte sie zurück zu ihrem Arthur, heiratete ihn heimlich und verließ mit ihm gemeinsam die Wiener Gesellschaft in Richtung des Kaukasus.

Ihr Ehemann war es dann auch, der sie zur Literatur brachte. Mit "Die Waffen nieder" gelang ihr 1900 eines der bedeutendsten Werke deutscher Literatur, das zudem zu den wichtigsten Werken der pazifistischen Literatur zählt. Darin beschreibt sie - in verdächtig autobiografischen Zügen - das Leben der jungen Wiener Gräfin Martha Althaus, die zwischen Soldaten und Kriegsparteien hin- und hergerissen ist.

Nachdem bereits ihr erster Ehemann, ein "schmucker Husar", im Krieg gefallen ist und ihr zweiter Ehemann in der Schlacht bei Königgrätz als verschollen gilt, macht sich die Protagonistin selbst auf den Weg auf das Schlachtfeld. In bewusst drastischen Schilderungen lässt Bertha von Suttner ihre Protagonistin Martha Althaus dann von "der Masse halb verfaulter Menschenreste" erzählen, die tagelang aufeinandergeschichtet, mehr tot als lebendig, vor sich hin vegetieren.

"Das Staunenswerteste ist, dass Menschen, die so etwas gesehen haben, nicht kniend hinsinken und den leidenschaftlichen Eid schwören, gegen den Krieg zu kriegen", schreibt Bertha von Suttner in ihrem Roman.

Nicht nur, dass sie einen Appell für den Frieden hielt, auch ihre Lebensgeschichte war ein bedeutendes Zeichen für den aufkommenden Feminismus. Nicht umsonst erhielt sie für ihr Wirken 1905 als erste Frau überhaupt den Friedensnobelpreis. "Ihre Lebensaufgabe lag in der Friedensbewegung", sagte Dolf Schwarz.

Sie wollte Weltbürger statt Staatsbürger.

Dolf Schwarz über Bertha von Suttner