Marktredwitz Reisende mit Liebe zum Heavy Metal

Die Metalfans aus dem Landkreis Wunsiedel mit ihren Bekannten aus Bayreuth posieren für ein Abschiedsfoto auf dem Campingplatz des "Wacken Open Airs". Musikfestivals zu besuchen ist das große Hobby der jungen Leute. Foto: pr

Während viele in den Ferien einen Badeurlaub buchen oder in die Berge fahren, reist eine Gruppe junger Leute zu ganz anderen Spektakeln. Es sind Musikfestivals, denen sie sich mit Haut und Haar verschrieben haben.

 
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Marktredwitz - Auf den meisten Campingplätzen in der Republik herrscht nachts Ruhe, garantiert durch die Benutzungsordnung und durchgesetzt von strengen Zeltnachbarn. Befindet sich der Campingplatz allerdings am Rande eines Musikfestivals, sieht das anders aus: Dröhnende Musik röhrt nebenan aus mannsgroßen Boxen, der Wind trägt den Sound von den Hauptbühnen herüber, irgendwo geht eine Silvesterrakete hoch und weiter weg brüllt jemand aus voller Kehle unentwegt seinen Lieblingssong in die Nacht. Willkommen in der wunderbaren Welt der Rockfestivals.

In die taucht eine Gruppe junger Menschen aus dem Landkreis regelmäßig ein. Erst vergangene Woche sind sie aus Schleswig-Holstein zurückgekehrt, wo sie das größte Heavy-Metal-Festival der Republik besucht haben, das "Wacken Open Air". An vier Tagen traten dort Größen der Szene wie "Deep Purple", "Anthrax", "Danzig", "Motörhead" und "Rammstein" auf; letztgenannte konnten gar einen Gastauftritt des Schlagersängers Heino verzeichnen.

75 000 zahlende Gäste bevölkern den Acker in der norddeutschen Provinz immer am ersten Augustwochenende, die Tickets sind begehrt. Das Festival für 2014 ist schon ausverkauft - 48 Stunden hat es gedauert.

Kein Wunder, dass die Vorfreude so groß ist, dass manche Gäste schon vor dem Festival anreisen. Darunter auch die Gruppe aus dem Landkreis. "Dienstagfrüh gegen 3.30 Uhr waren wir dort, los geht's am Mittwoch", erinnert sich Maximilian Schwarz aus Haingrün. Er und sein Bruder Sebastian sitzen da schon wieder im Garten von Tim Kastl in Marktredwitz und plaudern lachend mit dem Rest ihrer Reisegruppe über die vergangenen Tage. Jan Hauck, David Kellner, Philipp Kalbskopf, Natascha Cavrag, Michael und Katharina Schraml sind auch dabei. Sie sind alle zwischen 16 und Anfang 20, die meisten Schüler, Studenten oder Auszubildende.

Es ist ein teures Hobby, Festivals zu besuchen: Alleine das Ticket für Wacken kostet etwa 150 Euro, dazu kommen Spritkosten und Geld für die Verpflegung. Diese Woche geht es für die Reisegruppe schon wieder weiter, das "Summer Breeze" in Dinkelsbühl lockt - für rund 100 Euro Eintritt. Dafür sparen die jungen Leute eben. "Normal in den Urlaub zu fahren, ist verschwendeter Urlaub", sind sich die Metalheads einig.

Und so touren sie von Festival zu Festival, besuchen das "With Full Force" bei Leipzig ebenso, wie das "Party.San" bei Weimar und jede Menge regionaler Festivals, darunter das Marktredwitzer "Sticky Fingers", das Sichersreuther "Genital Festival" und das "Stormcrusher Festival" in Wiesau. Wenn die Reise weiter weg führt, kümmert sich die Gruppe um ein wenig Luxus am Campingplatz - heuer lieferte ein Dieselaggregat den Strom für einen Fernseher und einen Pizzaofen. "Wir kochen ganz gern auf Festivals", erzählt Tim schmunzelnd, "beim ,Summer Breeze' wollen wir einen Kuchen backen." Das war Michael Schramls Idee. Und was wird es für einer? "Ein ganz normaler Rührteigkuchen - wir sind ja auf einem Festival und nicht daheim." Dann muss er lachen.

Die Truppe ist gut drauf. Die Liebe zur Musik eint sie, wie sie auch die unterschiedlichsten Besucher der Festivals eint. "Du kannst dich ausleben und machen was du willst, und fühlst dich trotzdem immer willkommen", schildert Natascha Cavrag die Atmosphäre bei den Großveranstaltungen. "Bei diesen Festivals gibt es ein großes Gemeinschaftsgefühl", sagt auch Tim Kastl. Das sieht auch David Kellner so: "Die Musik macht alle zu einer Familie." Die Menschen seien freundlich zueinander - trotz ihres oft martialischen Aussehens haben die meisten Metalfans nämlich ausgezeichnete Manieren. "Heavy Metal ist eine Lebenseinstellung", findet Natascha Cavrag, und dafür lohnt es sich auch, Hunderte von Kilometern zu fahren, mit Schmutz, Schlamm und Hitze zu leben und damit, dass irgendjemand Nataschas Kamera in Wacken geklaut hat. Dafür können die Fans dann vor der Bühne mit ihren Lieblingsmusikern stehen, miteinander singen, tanzen und einfach feiern. Und solche Erinnerungen bleiben einfach für immer. tami

Normal in den Urlaub zu fahren, ist verschwendeter Urlaub.

Die Festivalreisenden


Metal kommt ins Kino

Eine 3 D-Dokumentation über das "Wacken Open Air" soll nächstes Jahr unter dem Titel "Louder Than Hell" in die Kinos kommen. Das Filmteam hat auch die Gruppe aus dem Landkreis aufgezeichnet, vielleicht sind die jungen Leute also 2014 auf der großen Leinwand zu sehen.


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