Ein Balanceakt war verlangt: Ein Bundespräsident kann nicht so ohne Weiteres in eigener Sache in die Offensive gehen, das verträgt sich nicht mit dem Amt. Ebenso wenig aber darf der oberste Repräsentant des Staates schweigend über öffentlich geäußerte Vorhaltungen hinweggehen, denn auch das verträgt sich nicht mit einem Amt, das auszuüben höchste Ansprüche an die persönliche Integrität stellt. Christian Wulff hat den Balanceakt über Gebühr ausgedehnt, stand tagelang tastenden Fußes am Hochseil, bis er am Donnerstag endlich den Mut aufbrachte, sich hinaus zu wagen, vors Publikum zu treten, das zu tun, was stets vornehmste Pflicht eines Bundespräsidenten ist: zu reden.