In Bayreuth, auch wenn es am (roten) Main gelegen ist, gibt es das "Rheingold" - fast jedes Jahr auf dem festspielseligen Grünen Hügel, als erstes der vier "Ring"-Dramen Richard Wagners. In ihnen kommt es in weitgehend ungenannter Darreichungsform vor; einen winzigen Teil davon schmiedet der Metallurg Mime zu einer schleierartigen Tarnkappe und einem Macht verheißenden, Verderben bringenden Ring um - kleine Accessoires, die freilich sechzehn Bühnenfestspielstunden lang eine große Rolle spielen. In Frankfurt gibt es das Maingold - und es wird gerade immer mehr. 3381 Tonnen des sündteuren Elements besaß die Bundesbank Ende 2015; indes lagerte bei Weitem nicht alles davon in den Schatzkammern der Kapitalismusmetropole, sondern in jenen der US-amerikanischen Federal Reserve und der Banque de France. Wie berichtet, steht binnen der nächsten gut drei Jahre die Rückkehr von 647 Tonnen bevor, in allerdings denkbar nüchterner Gestalt: als Barren. Die hebt die Bundesbank in Frankfurt in schlichten Regalen auf: Ordentlich gestapelt und gereiht, sehen sie darin aus wie ein Lager voll Konserven für Brathering. Zwar schimmert's gehörig: aber schön ist's nicht. Dabei haben die Kulturen in aller Welt keine Substanz dichter und schwerer mit Mythen beladen als diese. Ihrer rostfreien Unvergänglichkeit und blitzenden Reflexionskraft halber brachten die Menschen sie seit alters direkt mit dem Himmel in Verbindung. Herrscher schmückten sich mit Kronen und Zierrat aus Gold als sichtbarem Ausweis ihrer Hochwohlgeborenheit. Den Liebenden dient das gediegene Material, zum Ring gerundet - einem schlichteren und harmloseren allerdings als in Wagners "Rheingold" -, um einander Treue zu bekunden. Die tritt allerdings in ihrer wahren, nämlich ewig unantastbaren Form so selten ans Licht wie das Edelmetall selbst: Alles auf Erden vorhandene Gold, zu einem Würfel verschmolzen und, statt nach Frankfurt, nach Berlin gebracht, würde unters Brandenburger Tor passen.