Meinungen Jämmerliches Almosen

Ja - die Expertenkommission setzt mit einem höheren Mindestlohn ein richtiges Signal. Und nein - das Plus reicht bei Weitem nicht aus, um Millionen Menschen aus der Falle Armut-trotz-Arbeit zu befreien: von 9,35 Euro in der Stunde auf 9,50 von 2021 an - das sind gerade einmal klägliche 15 Cent.

 
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Die Arbeitgeber in der Runde, der auch die Gewerkschaften angehören, haben sich einer spürbaren Erhöhung verweigert. Als Begründung muss die Corona-Krise herhalten. Die Gewerkschaftsseite hingegen wollte mindestens zwölf Euro.

Es stellt sich die Frage, für wen manche Arbeitgebervertreter sprechen. Sicherlich nicht im Namen Hunderttausender mittelständischer Unternehmen, die mit hoher Ausbildungsqualität und fair bezahlten Jobs auf ihre qualifizierten Fachkräfte bauen. Wer im neoliberalen Mainstream argumentiert, redet dem Geschäftsmodell der Online- und Logistikkonzerne das Wort: Wachstum durch billige Arbeitskräfte, für die der Staat - der Steuerzahler - aufkommt, indem er die Lücke zwischen Lohn und Existenzsicherung schließt. Apropos Corona: Wenn der Export einbricht, muss der Konsum auf dem Binnenmarkt Impulse setzen. Das könnte teils auch ein höherer Mindestlohn für die derzeit 1,4 Millionen Bezieher leisten.

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