Natürlich ist Österreich keine Bananenrepublik. Vor allzu großer Schadenfreude darüber, dass unser Alpen-Nachbar mit seiner Präsidentenwahl - sagen wir es einmal so - ziemlich viel Pech hat, sei deshalb gewarnt. Aber es muss einen schon nachdenklich stimmen, dass jetzt nicht mal mehr der Klebstoff auf den Briefwahlunterlagen wie geschmiert funktioniert. So als ob auch Österreichs politische Lager auf lange Sicht nichts mehr richtig zusammenhält. Dabei sind die Fehler so dramatisch nicht. Schon das Urteil des Verfassungsgerichtshofs, wonach die schlampige zweite Runde der Präsidentenwahl vom Mai ungültig war, hätte anders ausfallen können, weil nichts für eine Manipulation sprach. Jetzt ist es ein technischer Fehler, der die Parteien und einen übervorsichtigen Staat endgültig der Lächerlichkeit preiszugeben droht. Zur Freude der FPÖ. Denn auf der Strecke bleibt das Vertrauen, das Richter und Wahlbehörden brauchen, um zu arbeiten. Stattdessen wird Verschwörungstheorien noch weiter Tor und Tür geöffnet. Schon arbeitet die FPÖ daran, die erneute Verschiebung als taktisch motiviertes Komplott zu diffamieren - um selbst abseits allen Rechts ein Verbot der für sie in der Regel weniger erfolgreichen Briefwahl zu fordern. Manche Österreicher fragen bereits defätistisch, wozu das Land überhaupt einen Präsidenten braucht, wo es bisher doch ganz gut ohne ausgekommen ist. Nein, das Kleber-Malheur stellt den trotz Schlampereien intakten Rechtsstaat weder bloß noch infrage. Man mag Mitleid mit Österreich haben. Überhebliche Häme aber hat es nicht verdient.