Wir leben in einer extrem frauenfeindlichen Gesellschaft. Nein - nicht etwa wegen der plumpen Anmache, die sich manche Männer am Arbeitsplatz oder in der Politik leisten. Das, was in den letzten Tagen die Zeitungen und Talkshows füllte, birgt ohne Zweifel Zündstoff. Und der alltägliche Sexismus stellt für viele Frauen eine schlimme Erfahrung dar. Gleichwohl lauert in der Fokussierung auf dieses ärgerliche Phänomen eine große Gefahr. Denn es bleibt ein nachrangiges Problem - verglichen mit der sozialen Situation vieler Frauen. Was aus Armutsberichten und Fachstudien herauszulesen ist, darin besteht der eigentliche Skandal in Deutschland: in Hartz-IV-Lebensläufen und Armuts-Schicksalen. In Hoffnungslosigkeit und Demütigung. In Dumpinglöhnen und Minijobs. Kurzum: in Einkommen, die kein menschenwürdiges Leben zulassen.