Münchberg Anneli Freund sagt Tschüss

Helmut Engel
In der Stadtkirche "Peter und Paul" hat (hinten von links) Dekan Erwin Lechner Pfarrerin Anneli Freund in den Ruhestand verabschiedet. Beim Gottesdienst waren auch (vorne von links) ehemalige Konfirmandin Hannah Eul, Kirchenvorstand Ulrich Sommermann und Pfarrer Florian Wilhelm dabei. Foto: Engel

Nach 33 Jahren in Münchberg verabschiedet sich die Pfarrerin in den Ruhestand. In ihrer Predigt kritisiert sie falsche Frömmigkeit.

 
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Münchberg - Mit mehr als einem halben Jahr "Corona-Verspätung" haben Dekan Erwin Lechner und die evangelische Kirchengemeinde Pfarrerin Anneli Freund am "Friedenssonntag" in den Ruhestand verabschiedet. Schon zum 31. März dieses Jahres wurde sie von ihrem Dienst entpflichtet.

Zur Person

Anneli Freund ist in Wuppertal-Elberfeld geboren, hat in Mainz, Bonn und Berlin studiert. In Berlin hat sie auch zusätzlich ein Studium zur Sozialarbeiterin und -pädagogin absolviert. Außerdem gehörte sie in Berlin-Stadtmitte der Superintendentur an. Zwischen 2007 und 2013 wirkte sie im Chiemgau. In Münchberg war der Schwerpunkt ihrer Arbeit die Seniorenarbeit in den Seniorenheimen und im Haus des Kindes.


Mit ihrer lebendigen, mitreißenden, aber auch zum Nachdenken anregenden Abschiedspredigt hat sie die Gottesdienstbesucher wieder in ihren Bann gezogen. Die Predigt richtete sie auch an ihre Freunde aus Wuppertal, wo sie geboren ist, aus Berlin, wo sie viele Jahre gewirkt hat, und aus dem Chiemgau, das ihre letzte Station vor Münchberg war. Münchberg sei ihr in den letzten 33 Jahren ans Herz gewachsen. In diesen Jahren habe sie viel erfahren, was sie ermutigt und gestärkt und manchmal auch verhindert hätte, ihren Dienst aufzugeben. Die Pfarrerin ging in ihrem Predigttext auf Menschen ein, die ihr mit ihrer speziellen Frömmigkeit die Luft zum Atmen genommen hätten. "Deren Blick machte mich zur Sünderin. Sie hatten den Heiligenschein so fest gezogen, dass die Kopfschmerzen bekamen." Gestärkt hätten sie Menschen mit fröhlicher Gelassenheit und Humor. Mit Selbstironie erzählte sie von einem Juden, der in den Himmel kam und von Petrus durch das Paradies geführt wurde. "Vor einer Mauer blieb Petrus stehen und legte den Finger an den Mund. Psst! Hinter der Mauer sind die Christen, die glauben, sie sind alleine hier." Sie hält es hier mit Luther, der sagte: "Die Flüche der Gottlosen klingen in Gottes Ohren manchmal besser als die Hallelujas der Frommen." Hier hätte sie bei der Predigtvorbereitung gestockt, weil ihr so viele Beispiele in den Kopf kamen. Der Missbrauch in den Kirchen, die Verachtung derjenigen, die anders leben, die Herabwürdigung von Menschen auf der Flucht.

Für den Kirchenvorstand und das Dekanat machte Ulrich Sommermann deutlich, dass Anneli Freund ihr Wesen - strahlendes Lachen und Freundlichkeit - im Namen trägt. Ihre großen Lieben in ihrem Leben seien Israel und Dietrich Bonhoeffer. Bei den Kirchenvorstandssitzungen habe Freund ihre Ansichten mit Nachdruck, aber niemals unfreundlich, zum Ausdruck gebracht. Für die Stadt Münchberg dankte dritter Bürgermeister Thomas Agel Freund für ihren Dienst in der Gemeinde. "Sie waren eine große Bereicherung für Münchberg."

Für Lothar Böhm ist Pfarrerin Freund nicht nur eine hervorragende Predigerin, sondern auch eine gute Organisatorin. "Sie haben den Besucherkreis hervorragend gemanagt." Hanni Reichelt von der katholischen Kirchengemeinde erinnerte an viele Dinge, die man gemeinsam ausgerichtet hat. Bei Beerdigungen sei sie, Reichelt, immer beeindruckt gewesen, wie sich Anneli Freund mit der zu Grabe getragenen Person beschäftigt und ihre Predigt darauf aufgebaut hätte.

Eine Abordnung des "Hauses des Kindes" dankte für die "unkomplizierte" Art der Pfarrerin und überbrachte die Grüße der Kinder in Worten und Bildern.

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