Münchberg Helmbrechts will die Gartenschau

Kommen die Kirchberg-Anlagen mit in die Bewerbung? Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Beim letzten Versuch erwies sich der Kirchberg eher als Hemmschuh, doch es sprechen auch viele Gründe dafür. Foto: cs

Die Stadt versucht noch einmal ihr Glück und bewirbt sich für 2025. Ein möglicher Konkurrent könnte aus nächster Nähe kommen.

 
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Helmbrechts - Die Absage hat die Helmbrechtser nicht entmutigt: Sie wollen einen neuen Anlauf wagen und sich zum zweiten Mal für die Kleine Gartenschau bewerben. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend einstimmig in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen. Das Überraschende daran: Obwohl die Bewertungskommission dem Helmbrechtser Kandidaten 2014 vor allem wegen der Kirchberganlagen eine Abfuhr erteilt hatte, soll das Areal voraussichtlich wieder Bestandteil der Bewerbung sein. Der Schwerpunkt liegt jedoch - wie schon beim ersten Versuch - auf dem Bahnhofsgelände. Hier erhofft man sich eine attraktive Anbindung an die Innenstadt.

Da die Bewerbung in elf Monaten fertig sein muss, will man in Helmbrechts aufs Tempo drücken und das alte Konzept möglichst rasch überarbeiten. "Wir wollen uns solide vorbereiten, deshalb war es wichtig, den Beschluss frühzeitig zu fassen", sagt Bürgermeister Stefan Pöhlmann.

Die Konkurrenz könnte aus nächster Nähe kommen. Wie bereits berichtet spielt auch die Stadt Hof mit dem Gedanken, sich für die Kleine Gartenschau 2025 zu bewerben. Doch im Hofer Rathaus sieht man dem Abgabetermin gelassen entgegen. "Wir haben noch genug Zeit für die Bewerbung", teilt Pressesprecher Rainer Krauß auf Anfrage mit.

Allerdings hat der Hofer Stadtrat noch keinen Beschluss gefasst. "Es gab eine interne Abstimmung in der Verwaltung, wir haben ausgelotet, was dafür und was dagegen spricht." In einer der nächsten Sitzungen soll das Ergebnis dem Stadtrat präsentiert werden. "Dann wird man in den Dialog treten", sagt Krauß.

Sollte sich Hof bewerben, wäre die Stadt ein Konkurrent wie jeder andere, findet der Helmbrechtser Bürgermeister. "Es geht allein um die Frage: Wer hat das bessere Konzept?"

Genau daran will man in Helmbrechts arbeiten und sich auch professionelle Hilfe von einem Planungsbüro holen. Ob der Kirchberg mit in die Bewerbung kommt, sollen Gespräche mit Vertretern der Landesgartenschau-Gesellschaft zeigen. "Aber es gibt viele gute Gründe dafür", findet Bürgermeister Stefan Pöhlmann. Das habe auch die Mehrheit der Stadträte so gesehen. "Der Kirchberg ist entwicklungsbedürftig, hat aber das Potenzial, ein attraktives Naherholungsgebiet für die ganze Region zu werden."

Ein Vertreter des Umweltministeriums hatte jedoch bei der ersten Bewerbung bemängelt, dass der "Hausberg" der Helmbrechtser nicht förderfähig sei. Denn eine Gartenschau habe nicht das Ziel, bestehende Grünanlagen zu verschönern, sondern neue zu schaffen. "Aber dieser Meinung waren nicht alle in der Kommission", betont der Bürgermeister.

Dagmar Voß zum Beispiel, die Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen, habe das Helmbrechtser Konzept sehr gelobt, erinnert sich Pöhlmann. "Sie hat uns ermuntert, es noch einmal zu versuchen. Unser Konzept war gut, aber wir werden es nachbessern und uns mit mehr Fingerspitzengefühl auf das Wesentliche beschränken."

Pöhlmann macht den Helmbrechtsern Mut: "Man darf die Flinte nicht gleich ins Korn werfen." Als Beispiel führt er die Stadt Tirschenreuth an. Nach zwei Absagen hat dort der dritte Versuch geklappt. 2013 fand hier die Kleine Gartenschau statt und lockte 260 000 Besucher an. Doch damit nicht genug: Als Traunstein im vergangenen Jahr einen Rückzieher machte, warf Tirschenreuth seinen Hut erneut in den Ring und bewirbt sich nun mit einem anderen Areal für die Landesgartenschau 2022.

Wie stark Tirschenreuth von "Natur in der Stadt" profitiert hat, wollten die Helmbrechtser vor Ort erfahren und haben kürzlich einen Ausflug in die Oberpfalz unternommen. Dort hat Stefan Pöhlmann seinen Amtskollegen, Bürgermeister Franz Stahl, getroffen und als glühenden Verfechter der Schau erlebt. "Es gab hier große Missstände wie alte, leere Fabrikhallen, die durch die Gartenschau verschwunden sind. Die Stadt hat unheimlich gewonnen", resümiert Pöhlmann.

Das erhofft er sich auch für Helmbrechts. Angedacht ist die Belebung des Bahnhofsgeländes als Teil der Innenstadt, das mit Radwegen und einem attraktiven Grünkonzept angebunden werden könnte. Dafür müsste die Stadt jedoch erst den Grund kaufen, weshalb man demnächst mit der Bahn verhandeln wolle.

Das Kirchberg-Areal hingegen gehört der Stadt mittlerweile. Das war bei der ersten Bewerbung nicht der Fall. "Vielleicht sind die Voraussetzungen dadurch besser." Seit sich der Verschönerungsverein aufgelöst hat, ist die Stadt für das 10,6 Hektar große Gelände samt Turm und leer stehender Gaststätte zuständig und sucht nach einem neuen Konzept. Eigentlich wollte man heuer die Idee einer Genossenschaft weiterverfolgen. Auch die Suche nach einem Investor oder nach Fördermitteln steht im Raum. "Alles Mosaiksteine für das Projekt Kirchberg", sagt Pöhlmann.

Ein sehr großer Stein, wenn nicht sogar die Lösung schlechthin, wäre natürlich die Gartenschau. Gerne will man Tirschenreuth nacheifern. In der Stadt, die mit ihren 9000 Einwohnern so groß ist wie Helmbrechts, sind damals 15 Millionen Euro investiert worden. Vom Zuschnitt her passt die Kleine Gartenschau Pöhlmann zufolge viel besser zu Helmbrechts als zu Hof. "Hof spielt doch eher in der Liga Landesgartenschau", findet er.

Große oder kleine Schau

Landesgartenschau : Dafür kommen in erster Linie Städte in Frage, die als Oberzentren ausgewiesen sind. Gezeigt werden sollen Umgestaltungen im innerstädtischen Bereich, besonders die Beseitigung städtebaulicher Fehlentwicklungen. Sie findet alle zwei Jahre statt - im Wechsel mit der Gartenschau "Natur in der Stadt" . Sie ist die kleinere Veranstaltung, bei der Grün- und Erholungsstrukturen in Städten und Gemeinden verbessert werden sollen. Gefragt sind Kreativität, Experimentierfreude und Bürgerbeteiligung.

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