Lichtenberg/Issigau Kreisverkehr überm Höllental?

Lothar Faltenbacher
Zwei Hängebrücken über das Lohbach- und das Höllental sollen Einheimischen und Touristen den Blick über die Schönheit des Frankenwalds aus einer einmaligen Perspektive ermöglichen. Foto: Archiv

Viele Bürger beteiligen sich aktiv an den Planungen für die Hängebrücken im Frankenwald. Eine Idee: Der Zugang erfolgt nur von Lichtenberg aus.

 
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Lichtenberg/Issigau - Diese Idee ist neu in der Diskussion um die geplanten Hängebrücken im Höllental - ein Bürger hat sie im Auftaktworkshop eingebracht: Um die Bedenken der Bürger in Eichenstein zu berücksichtigen, sieht dieser "Hobby-Brückenplaner" bei seiner Anregung vor, auf der Issigauer Seite keinen Ab- und Aufstieg zu bauen. Er empfiehlt, hier eine verbreiterte Plattform zu installieren, die den Besuchern den einmaligen Blick über das Höllental ermöglicht, sie aber zwingt, wieder umzukehren, um das Tal auf dem Rückweg erneut zu überqueren.

Termin

Am Montag, 27. November, um 19 Uhr, will Landrat Dr. Oliver Bär in der Turnhalle des TSV Lichtenberg den Stand der Planung vorstellen und weiter mit den Bürgern diskutieren.

In einer Mitteilung informieren die Verantwortlichen des Fachbereichs Kreisentwicklung im Landratsamt Hof um ihre Leiterin Izabella Graczyk und Stefan Krippendorf über weitere der zahlreichen Vorschläge, die in dem Auftaktworkshop entstanden sind. So hätten einige Bürger vorgeschlagen, die Brückenbesucher sollten nicht den Fußweg vom Parkplatz am Freizeitzentrum durch die Stadt zur Brücke nehmen, sondern über bestehende Wander- oder Forstwege gleich zum Kesselfelsen gelangen. Von hier aus könnten sie dann wählen, ob sie die kleinere Brücke über das Lohbachtal nutzen oder die 720 Meter lange Brücke in Richtung Issigau begehen wollen.

Ein weiterer Ideengeber stellt den Bau der Brücke über das Höllental grundsätzlich in Frage und empfiehlt, vom Kesselfelsen aus mit einem Skywalk das besondere Erlebnis für Touristen zu schaffen. "Wir haben einige Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung aufgegriffen und in das Konzept eingearbeitet. Das Ergebnis wollen wir am 27. November der Öffentlichkeit präsentieren", teilt das Landratsamt mit.

Über das Lohbachtal und das Höllental sollen von Lichtenberg aus zwei Hängebrücken mit Längen von 720 und 380 Metern entstehen und Touristen in den Frankenwald locken. Zum Informationsabend im September waren mehr als 540 Besucher gekommen, um Details von Landrat Dr. Oliver Bär aus erster Hand zu erfahren. Zum Auftaktworkshop zu den Brückenplanungen im Oktober waren es 160 Bürger, die gemeinsam mit den Projekt-Verantwortlichen Ideen, aber auch Bedenken einbrachten. Die überarbeiteten Planungen, die aus den Beiträgen des Workshops entstanden sind, will Landrat Dr. Oliver Bär am 27. November vorstellen und weiter diskutieren. Diese Veranstaltung hat für den Landrat große Bedeutung, denn "die Realisierung der Höllental-Brücken kann nur in Zusammenarbeit mit allen Bürgern erfolgreich umgesetzt werden", betont er.

Für die Fachplanung des Zwölf-Millionen-Euro Projektes, das der Freistaat Bayern laut Landrat Bär mit 80 Prozent fördert, hat der Lichtenberger Architekt ein Infrastrukturkonzept erarbeitet, das zu dem Ergebnis kommt: "Für die Umsetzung des Brückenprojektes ist Lichtenberg der einzig geeignete Standort."

Beim Spaziergang durch Lichtenberg erhält man zu dieser Aussage unterschiedliche Antworten der Bürger. Die meisten haben eine klare Meinung, wollen jedoch nicht namentlich in der Zeitung genannt werden. Von "Das ist für uns und die Region eine einmalige Chance, die müssen wir nützen", über "Ich habe Angst, dass unsere kleine Stadt den zu erwartenden Menschenmassen nicht gewachsen ist", bis hin zur Unentschlossenheit: "Ich bin hin und her gerissen. Einerseits muss sich bei uns dringend etwas tun, andererseits habe ich schon Bedenken, dass es mit der Ruhe vorbei ist."

Insgesamt betrachtet steht die Bevölkerung von Lichtenberg und Issigau mehrheitlich hinter den Planungen zum Bau der Touristen-Attraktion im Frankenwald. Dennoch hat sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Brücken-Planungen eine Initiative gegen die Realisierung der Höllental-Brücken gebildet. Für die "Initiative Höllental", die bereits mehr als 1000 Unterschriften von Gleichgesinnten vertritt, argumentierte deren Sprecher Stefan Pfeiffer aus Eichenstein bei der ersten Informationsveranstaltung im Freizeitzentrum in Lichtenberg: "Über die Würdigung des Naturschutzgebietes Höllental haben wir bisher wenig gehört." Auf der Homepage der Initiative warnen die Herausgeber vor "riesigen Betonfundamenten im Naturschutzgebiet, Stabilisierungsseilen an den Berghängen und erforderlichen Bauten von Toiletten oder Rettungswegen in unberührter Natur". Die Unterstützer der "Initiative Höllental" befürchten kurzfristigen Event-Tourismus, der die Ruhe auf den Wegen im Höllental dauerhaft zerstört.

Für Bernd Hüttner, der mit den Mitarbeitern seines Architekturbüros in Lichtenberg intensiv die Weiterentwicklung des Projektes vorantreibt, sind die Höllentalbrücken "ein spannendes Erlebnis und ein Beispiel für eine echte Bürgerbeteiligung". "Es macht uns viel Freude, bei diesem Projekt, das unsere Region voranbringen kann, mitzuarbeiten", erklärt er. Das ursprünglich geplante Ideenlabor zur weiteren Sammlung von Anregungen aus der Bürgerschaft musste Hüttner zufolge ausfallen, weil bereits beim Auftaktworkshop so viele sinnvolle Anregungen gekommen seien.

Hüttner erläutert das weitere Vorgehen: "Zunächst sind wir dabei, die Ideen der Bürger in das Konzept einzuarbeiten. Bei der Präsentation in drei Wochen bin ich gespannt, wie das modifizierte Konzept ankommt. Wenn alles gut läuft, können wir im ersten Halbjahr 2018 ein Ergebnis der Planungen präsentieren." Besonders freut sich Bernd Hüttner darüber, dass "nach und nach immer mehr Lichtenberger und Issigauer eine positive Meinung zu den Brücken annehmen".

Zu einer behutsamen und sorgfältigen Planung rät Forstdirektor Thomas Krämer, Bereichsleiter Forst am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten in Münchberg. "Bisher liegen uns keine detaillierten Pläne und Anforderungen an den Flächenbedarf vor", sagt er. Erst dann könne er mit seinen Mitarbeitern das Projekt aus dem Blickwinkel des Naturschutzes bewerten. "Wir müssen auf jeden Fall drauf achten, dass wir bei den zu erwartenden Besucherströmen den Schutz des Höllentals sicherstellen." Der Fachmann sieht besonders im Bereich des König David hohen Schutzbedarf: "Hier ist im trockenen Felsenbereich eine außergewöhnliche Vegetation in Jahrhunderten entstanden. Da stehen dürre Eichen, die sehr alt sind. Das bedeutet, dass großes Augenmerk auf den Brandschutz zu legen ist. Es wäre verheerend, wenn da Feuer entstünde." Die Planer wollen auch für dieses Problem eine Lösung präsentieren.

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